Give Me A Reason - HP Scorbus FF

I.

»Hör auf zu schlafen.« Albus grunzte, als Rose den Stapel Bücher neben ihn auf den Tisch knallte und sich mit einem Schwung auf die Bank des Slytherin Tisches setzte. Einen Moment lang ließ er die Augen geschlossen, genoss die kurze Stille, die sich erneut über ihn legte aber dann spürte er, wie Rose ihren Finger in seine Rippen bohrte und mit einem kurzen Aufschrei des Schmerzes setzte er sich auf und funkelte sie an.

»Das ist nicht fair«, sagte er, während sie eines ihrer Bücher aufschlug und ein paar Seiten durchblätterte. »Ich habe gleich Unterricht. Kannst du mir nicht zwei Minuten geben?«

»Glaub mir, ich bin nicht freiwillig hier.« Ihr Blick glitt durch die große Halle und sie rümpfte die Nase angesichts der neugierigen Blicke, die die anderen Schüler ihnen zuwarfen. Die meisten hatten ihr Frühstück bereits beendet und nur noch wenige saßen verteilt an den Haustischen in kleinen Grüppchen zusammen und tranken Kürbissaft oder kritzelten schnell die letzten Lösungen ihrer Hausaufgaben auf Pergament. Dicke, graue Wolken bauschten sich über ihnen an der verzauberten Decke und drüben am Lehrertisch unterhielten sich Professor Longbottom und Hagrid, der noch eine ganze Ladung Rippchen auf seinem Teller hatte. Albus knurrte leise, strich sich mit der Hand durch die Haare und sah dann wieder zu Rose auf, die erneut die Seiten ihres Buches umblätterte.

»Willst du mich in alte Runen unterrichten?«, fragte er mit einem Blick auf die Runen, die das Papier schmückten.

»Ich unterrichte dich in garnichts«, erwiderte sie schnaubend, als sei alleine der Gedanke daran anstrengend genug. »Es soll bloß nicht so aussehen, als würden wir miteinander reden. Wenn sie glauben, dass ich dir Nachhilfe gebe, dann tuscheln sie weniger.«

»Du bist nicht diejenige, über die sie reden und sie tuscheln immer. Ich dachte, es ist dir egal, was sie über dich denken.«

»Es ist mir egal«, sagte sie mit Nachdruck, ohne zu ihm aufzusehen. »Aber falls du wieder in Schwierigkeiten gerätst, kann ich es mir nicht leisten, dass sie Verbindungen knüpfen.«

»Deswegen bist du hier? Um mir zu sagen, wie unbeliebt ich bin? Deswegen hättest du mich echt nicht wecken müssen, Rose.«

»Ich bin nicht wegen dir hier, du idiotischer Taugenichts«, entgegnete sie und studierte gleichzeitig die Zeichnung einer Rune, die Albus noch nie gesehen hatte. »Ich bin hier, weil dein bester Freund sich Nachts in den Gängen herumtreibt und ich will wissen, was ihr beiden wieder auheckt.«

Albus hob die Augenbrauen und musterte sie einen Moment lang aber sie war noch immer in die Zeichnung vertieft und nichts in ihrer Mimik deutete darauf hin, dass sie Witze machte. Nicht, dass Rose oft Witze machte und wenn sie es tat, dann waren diese so vollgespickt mit Fakten, dass man sie ersteinmal verstehen musste, um die Pointe darin zu erkennen.

»Keine Ahnung, wovon du redest«, sagte Albus und brachte sie dazu, den Blick von dem Buch zu heben und ungläubig zu ihm aufzusehen.

»Es ist lächerlich, dass du versuchst mich anzulügen. Ich weiß, dass ihr beiden irgendetwas plant und selbst wenn du es mir nicht sagst, werde ich es früher oder später herausfinden. Ich lasse nicht zu, dass ihr mein Ansehen durch eure dummen Pläne schon wieder in den Dreck zieht.«

»Wann haben wir dein Ansehen in den Dreck gezogen?«

»Letztes Jahr zum Beispiel, als ihr euch im verbotenen Wald herum getrieben habt. Euretwegen hat sich jeder auf mich gestürzt, als sei ich Inseiderin bei irgendeiner magischen Reality Show.«

»Wir haben uns im verbotenen Wald herum getrieben, weil irgendjemand die Zentauren angegriffen hat«, verteidigte er sich. Er wusste, dass ihnen niemand glaubte und Professor McGonagalls Lippen wurden noch immer schmal, wenn einer von ihnen den Zauberer erwähnte, der zwei der Zentauren schlimme Verletzungen zugegezogen hatte. Die Tatsache, dass die Zentauren diese ganzen Vorkommnisse lieber unter Verschluss halten wollten, als die Hilfe der magischen Gemeinschaft anzunehmen, trug auch nicht gerade zu ihrer Glaubwürdigkeit bei. Aber Albus wusste, was er gesehen hatte und schließlich war Scorpius auch dort gewesen. Sie hatten beide mitbekommen, wie der unbekannte Zauberer versucht hatte, eine ganze Horde Zentauren zu Hackfleisch zu verarbeiten. Was hätten sie tun sollen? Den Vorfall ignorieren? Hätten sie nicht eingegriffen und den Mann durch ein Duell verscheucht, dann wäre vielleicht sogar noch etwas schlimmeres passiert.

»Was auch immer«, sagte Rose nur und bedachte ihn mit einem strengen Blick. »Ich schlage vor, ihr konzentriert euch lieber auf die Schule, statt auf Zentauren und ominöse Zauberer.«

»Bist du sauer, weil Scorpius dich in Verteidigung gegen die dunklen Künste überholt hat?«

Oh, er hatte also einen Wunden Punkt getroffen. Roses Gesicht verfinsterte sich augenblicklich und ihre Augen schienen Flammen zu spucken. Albus zwang sich, ihrem Blick stand zu halten auch wenn er fürchtete, sie könne ihn alleine dadurch in einen Haufen Asche verwandeln.

»Keine dummen Spielchen mehr, verstanden?«, zischte sie. »Ich behalte euch im Auge und wenn es sein muss, dann gehe ich zu McGonagall und erzähle ihr, was ich gesehen habe.«

»Du musst ihn mit jemand anderem verwechselt haben«, erwiderte Albus. »Ich wüsste ja wohl, wenn mein bester Freund Nachts durchs Schloss wandern würde.«

»Ich habe ihn nicht verwechselt und ich bin mir sicher, dass er auch nicht Schlafgewandelt ist. Er sah ziemlich wach aus.«

»Und was hast du mitten in der Nacht überhaupt in den Gängen zu suchen?«, fragte Albus skeptisch und zog die Augenbrauen zusammen.

»Die Toiletten sind in den Gängen, du dämlicher Idiot«, erwiderte sie gereizt.

»Vielleicht musste er ja auch zu den Toiletten.«

»Und wieso nimmt er dann nicht die im Kerker, sondern läuft bis in die obersten Etagen?«

Darauf hatte Albus auch keine Antwort aber er war sich sicher, dass Rose sich irren musste. Wenn Scorpius irgendetwas plante, dann hätte er Albus einbezogen. Er würde sich nicht ohne sein Wissen Nachts hinaus schleichen.

»Wir haben dir gesagt, dass er kein Umgang für dich ist«, meinte Rose dann, schlug ihr Buch zu und legte es auf den Stapel, bevor sie sich mit einem Ruck erhob. »Vielleicht begreifst du es jetzt endlich und fängst an, dich mit Leuten abzugeben, die dich nicht ständig in Schwierigkeiten bringen.«

Sie schnappte sich ihre Bücher, drückte sie an ihre Brust und stolzierte zwischen den Tischen hindurch zum Ausgang, während Albus ihr unsicher nachsah.