,,Sie wurden also beim Quidditch Training verletzt?", fragte Madame Pomfrey und klang dabei unverkennbar skeptisch.
,,Ja", erwiderte Scorpius. ,,Ein...Ein Klatcher hat mich getroffen." Er kranzte sich unsicher am Nacken und zuckte unwillkürlich zusammen, als ein Stechen unterhalb seiner Brust ihm für einen Moment den Atem abschnürte.
Madame Pomfrey warf ihm einen kurzen Blick zu, spitzte die Lippen und ging dann zum Medikamentenschrank hinüber, bevor sie ein Fläschchen mit violetter Flüssigkeit heraus nahm und das Etikett musterte.
,,Ein Klatcher...", murmelte sie nachdenklich, ohne den Blick von dem Trank abzuwenden. ,,Hat auch der Klatcher Ihnen diesen Fleck am Hals verpasst?"
,,Äh...Verzeihung?", fragte Scorpius aber sie schnalzte bloß ungeduldig mit der Zunge, kam auf ihn zu und reichte ihm das Fläschchen.
,,Trinken Sie", meinte sie streng und beobachtete ihn mit harter Miene, während er das Fläschchen ein wenig anhob und zusah, wie die Flüssigkeit darin umher wirbelte.
,,Was ist das?", erkundigte er sich skeptisch und runzelte die Stirn.
,,Ein Nervengift natürlich, was glauben Sie denn?", meinte sie mit spitzer Stimme und unverkennbarer Ironie. Scorpius seufzte, musterte die Medizin noch einen Moment lang unsicher und drehte dann den Deckel auf, bevor er einen tiefen Atemzug nahm, die Augen schloss und das Zeug mit einem Schluck hinunter kippte.
Es schmeckte wiederlich nach einer Mischung aus nassem Brot und irgendeinem Kraut und es kostete ihn wirklich alle Mühe, es nicht gleich wieder auszuspucken und auf dem sauber gewischtem Boden des Krankenflügels zu verteilen. Madame Pomfrey hätte ihm dafür sicher noch einige Blessuren mehr verpasst...
,,Oh, nun stellen Sie sich doch nicht so an, Mr. Malfoy", schnaubte sie und stämmte die Hände in die Hüfte. ,,Sie können froh sein, dass ich keine Brüche entdecken konnte. Eine Prellung der Rippe ist kein Problem aber bei einem Bruch...Ha! Sie hätten eine mehr als qualvolle Nacht vor sich."
,,Fantastisch...", murmelte Scorpius und gab ihr das leere Fläschchen zurück, als sie die Hand danach ausstreckte. ,,Vielen Dank."
,,Passen Sie das nächste Mal bloß auf, dass der 'Klatcher' Sie nicht noch ein Mal erwischt", entgegnete sie nur und ging dann zu einem anderen Patienten hinüber, dessen Bett hinter einem der Vorhänge verborgen war.
Seufzend wandte Scorpius sich ab, verließ den Krankenflügel und hielt einen Moment lang unsicher Inne, als die schwere Tür hinter ihm ins Schloss fiel.
Eine Stille hatte den Gang erfasst und obwohl sie nicht drückend war, rauschte es in seinen Ohren. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Tür, schloss die Augen und nahm tief Luft.
Er hatte das Gefühl, dass seine Beine zitterten und die Gedanken in seinem Kopf überschlugen sich einen Augenblick lang so heftig, dass ihm übel wurde. Er hätte es auf diesen Trank schieben können, schließlich kannte er seine Wirkung nicht aber das wäre zu einfach gewesen und außerdem war es nicht das erste Mal, dass das passierte.
Vielleicht war es dieses Mal ein wenig schlimmer, ein wenig aufwühlender aber das überraschte ihn nicht einmal. Dieser ganze Tag war eine einzige Katastrophe gewesen und der einzige Moment, in dem sein Verstand endlich geschwiegen hatte war von einem Trottel unterbrochen wurden, der nicht einmal anklopfen konnte.
Er biss die Zähne zusammen, versuchte das heftige Pochen seines Herzens und das Zittern seiner Hände zu ignorieren und schaffte es die Augen zu öffnen, wobei er überrascht feststellte, dass er beobachtet wurde.
,,Ähm...Alles klar?", fragte Fred Weasley, offenbar verwundert und sofort stieß Scorpius sich von der Tür ab und trat zur Seite.
,,Ja, tut mir Leid", erwiderte er. Seine Stimme klang so schwach, dass es ihm selbst ein wenig Sorgen bereitete. Seine Beine würde nachgeben. ,,Ich muss..."
Er rannte an Fred vorbei den Gang entlang, die Treppen hinunter und bog dann nach links zu den Toiletten ab, riss die Tür auf und sprintete in eine der Kabinen.
Wieso drehte sich plötzlich alles?
,,Es ist nur so, dass du der letzte unserer Blutlinie bist, der den Familiennamen unserer Vorväter trägt und wenn du...Keine Nachkommen Zeugen solltest..."
,,Vielleicht ist Kräuterkunde einfach nicht Ihr Fach, Mr. Malfoy."
,,Wenn Sie es nicht schaffen Ihre Note bis zum Ende des Jahres zu verbessern, sehe ich in Verwandlung leider keine Zukunft für Sie."
,,Wie gehts denn Daddy, nachdem Potter ihn in Stücke grissen hat?"
,,Ist Voldemort wirklich dein Vater?"
,,Du hast...Mir in letzter Zeit wirklich nicht besonders viel erzählt, Scorpius."
Wieso raste sein Herz nur so sehr? Wieso schwitzte er plötzlich?
Seine Sicht verschwamm und etwas panisch griff er nach der Tür der Kabine, damit er nicht umfallen konnte. Das einzige Geräusch im Raum waren seine schnellen und flachen Atemzüge und dieses Rauschen in seinen Ohren, dass selbst seine Gedanken zu übertönen schien.
Ich sterbe. Ich sterbe und ich kann es nicht verhindern.
Er zitterte so sehr, dass er sich selbst zwang auf die Knie zu gehen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Was war nur los mit ihm? Sollte er zurück in den Krankenflügel?
Aber er konnte sich nicht bewegen. Es war, als sei er plötzlich erstarrt wie ein Reh, dass vom Scheinwerferlicht erfasst wurde und wie versteinert zusah, als der Tod immer näher rückte.
Er hyperventilierte, sein Herz hämmerte so heftig gegen seinen Brustkorb, dass es schmerzte und noch immer drehten die Gedanken in seinem Kopf sich und ließen alles um ihn herum zu einem Wirrwarr aus Farben verschmelzen.
Ich bin ein Versager.
Ich bin ein mieser Freund.
Ich habe sie belogen.
Ich schaffe es nicht.
Und erst, als der Kloß in seinem Hals ihm jeden Sauerstoff raubte schluchzte er auf und ließ es zu, dass die Tränen ungehindert über seine Wangen liefen. Unter normalen Umständen hätte er sich Sogen gemacht, dass jemand ihn hören konnte aber er schaffte es nicht einmal einen Gedanken daran zu verschwenden.
Er konnte nicht einmal sagen wie viel Zeit verging, bis diese Furcht in seinem Inneren sich endlich legte und ihn atmen ließ. Bis sein Schluchzen langsam erstarb und sein Herz endlich zur Ruhe kam. Fünf Minuten? Zehn? Er hatte keine Ahnung aber als es vorbei war fühlte er sich so kaputt, dass er es einige Minuten lang nicht einmal schaffte aufzustehen. Das, was ihn überraschte war die Tatsache, dass er noch lebte. Selbst das Zittern hatte sich gelegt und die Tränen trockneten auf seinem Gesicht, während er den Blick durch die Kabine gleiten ließ, erleichtert, dass er wieder klar sehen konnte.
Vielleicht hatte Albus Recht. Vielleicht sollte er wirklich eine Pause einlegen und ein wenig schlafen.
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Give Me A Reason - HP Scorbus FF
Fiksi PenggemarAlbus Potter und Scorpius Malfoy treten ihr fünftes Jahr in Hogwarts an und eine Achterbahn der Gefühle beginnt. * ::Textausschnitt:: Erneut spürte er, wie seine Augen brannten und zwang sich, unberührt in den Kamin zu starren aber er wusste, dass...