John

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Heute ist die Wohltätigkeitsveranstaltung des Fitnessstudios, bei der Tina mithilft.
Beim Essen gestern, hatte sie erzählt, dass sie schon früh beim Aufbauen helfen wollte und weil ich befürchtete, dass am Nachmittag viele Menschen kommen würden, bot ich an ihr zu helfen um wenigstens noch ein bisschen Zeit mit ihr zu verbringen.

"Das sind die letzten." schwer atmend lässt sie die letzten Teile der Tische und Stühle vor mir auf den Boden fallen. Seit zwei Stunden sitze ich mit einem Akkuschrauber bewaffnet da und baue die Einzelteile zusammen. "Alles klar. Gib mir noch ungefähr 15 Minuten dann bin ich damit fertig."
Tina umarmt mich stürmisch und drückt mir einen dicken Schmatzer auf die Wange. "Danke für deine Hilfe. So sind wir viel schneller fertig und ich kann noch für die Show proben." "Welche Show?" frage ich verständnislos "Ich hab dir doch erzählt, dass ich mit den Cheerleader Mädels extra eine neue Choreographie erstellt habe die wir heute vorführen."
Stimmt, das hatte sie wirklich. "Deswegen will ich doch unbedingt, dass du heute kommst." lächelnd drückt sie meinen Arm und fängt an mit anderen die beim Aufbau helfen, Plakate und Banner auf zuhängen.

Gegen Mittag sind wir mit dem Aufbau fertig und der Parkplatz vor dem Fitnessstudio sieht aus wie ein kleines Straßenfest. Überall stehen kleine Stände mit meinen zusammengebauten Stehtischen an denen man was zu essen und zu trinken kaufen kann und vorne vor dem Fitnessstudio steht eine riesige Bühne auf der Spiele, Wettbewerbe und Tinas Show stattfinden werden.
Mit ohrenbetäubendem quietschen testet jemand ob das Mikrophon funktioniert und das ist für mich das Zeichen zu gehen. "Um 16 Uhr ist unser Cheerleader-Auftritt. Bitte komm." sagt Tina zum Abschied. "Ich werde in der ersten Reihe stehen und dich anfeuern." verspreche ich und umarme sie fest zum Abschied.

In den Stunden bis zu Tinas Auftritt fahre ich unmotiviert durch die Gegend. Ich mag keine Veranstaltungen bei denen viele Menschen anwesend sind und noch schlimmer sind solche Veranstaltungen, wenn ich mitten zwischen diesen vielen Menschen stehen muss.

Kurz vor vier parke ich mein Auto auf der hinteren Seite des Fitnessstudios. Menschen stehen in kleine Grüppchen an Ständen und essen Pizza oder kandierte Äpfel und Musik dröhnt laut aus Lautsprechern die überall verteilt wurden.
Leider ist so viel los, dass ich nicht wie versprochen in der ersten Reihe stehe sondern irgendwo ganz weit hinten. Obwohl mir das ganz gelegen kommt, habe ich ein schlechtes Gewissen. Tinas Auftritt ist großartig und sie scheint gar nicht zu bemerken dass ich nicht in der ersten Reihe stehe geschweige denn, dass ich überhaupt da bin.
Gerade will die Cheerleader Gruppe winkend von der Bühne gehen, da ertönt aus den Lautsprechern: "Das waren die Flying Bellas von der Loris-Flows High School. Bitte alle mal einen kräftigen Applaus für diese fantastische Vorstellung!"

Nach dem der Applaus verstummt redet die unsichtbare Stimme weiter. "Hauptverantwortlich für diese Veranstaltung ist eines unserer Mitglieder Tina Cooper. Ihr haben wir es zu verdanken, dass der gesamte Erlös an eine Stiftung für Gewaltopfer gespendet wird." Wieder ertönt Applaus bevor die Stimme fortfährt. "Vielen Dank Tina Cooper. Für deinen engagierten Einsatz darfst du die erste Spielrunde einleiten. Der Kokosnusstanz."
Die Menge johlt. "Für die, die nicht wissen wie das Spielt funktioniert: Ein Team bekommt eine Kokosnuss zwischen die Bäuche geklemmt und müssen diese, ohne die Hände zu benutzen, zwischen ihre Lippen balancieren. Wer es  zuerst schafft, ohne dass die Kokosnuss runter fällt hat gewonnen." Mir bleibt vor Schreck der Mund offen stehen. "Wer möchte freiwillig Tinas Tanzpartner sein und welche vier weiteren mutigen Paare wollen antreten?"
Verdammt! Ich bin viel zu weit weg um als Tinas Partner ausgewählt zu werden. Am liebsten würde ich mich selbst in den Hintern treten dafür, dass ich nicht energischer versucht habe vorne bei der Bühne zu stehen, so wie ich es eigentlich versprochen hatte.

"Jackson! Wie wäre es mit dir?" Das kann doch unmöglich sein ernst sein!
Strahlend und winkend tritt Jackson auf die Bühne und geht selbstsicher mit seiner Kokosnuss auf Tina zu während die anderen Paare sich ebenfalls bereit machen.
Am liebsten würde ich ihm sein selbstsicheres Grinsen aus seinem dummen Gesicht prügeln. Angesichts der Ironie, dass der Erlös an eine Stiftung für Gewaltopfer gespendet wird, muss ich grinsen.
Laute, rhythmische Salsa Musik dröhnt aus den Lautsprechern und wie bei einem Unfall kann ich nicht wegsehen.

Drei SommerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt