Das Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh war eines der Gefängnisse mit den härtesten Haftbedingungen Großbrittaniens und wurde von der obersten Strafvollzugsbehörde geleitet.
Dementsprechend war es auch das bestgesichertste Gefängnis in London und der Ort, an den - inoffiziell - hauptsächlich Schwerverbrecher kamen, die eine spezifische Bedrohung für die britische Regierung darstellten.
Glücklicherweise kannten mich die meisten Wärter und es dauerte nicht allzu lange, bis ich an allen Kontrollen vorbei war und von der Leitung der Security zu einer besonders gesicherten Einzelzelle gebracht wurde.
"Warten Sie bitte vor der Tür", wies ich den Security an.
Ich atmete einmal tief durch, bevor ich in die Zelle eintrat.
Sie hatten ihm zwar eine elektronische Fußfessel und Handschellen angelegt, doch das hielt ihn ja schließlich nicht vom Reden ab.
Eine physische Gefahr würde er so oder so nicht für mich darstellen.
"Hallo Mycroft", begrüßte mich eine heisere Stimme. "Lange ist's her"
"Hallo Jack", erwiederte ich mit fester Stimme.
"Wie geht es deinem kleinen Bruder?" Er legte den Kopf schief und beobachtete mich aus den stechend grünen Augen, die jede noch so kleine Gefühlsregung meinerseits wahrzunehmen schienen. "Machst du dir immer noch so viel Sorgen um ihn?"
"Sherlock geht es gut", erwiderte ich knapp.
Jack nickte und erhob sich von seinem Gefängnisbett. "Verstehe" Dann ließ er seinen Blick an mir herabwandern und grinste schief.
"Der Anzug steht dir.", bemerkte er mit einem doppeldeutigen Unterton.
"Ich habe gehört, du bekleidest jetzt einen entscheidenden Posten in der britischen Regierung. Ich wusste doch immer, dass aus dir mal ein Mann mit Einfluss wird"
Ich ignorierte seine Bemerkung.
"Du gibst also zu, etwas mit dem Verschwinden von mehreren Milliarden der Regierung zu tun zu haben?", fragte ich stattdessen.
"Die Antwort darauf solltest du doch längst kennen", erwiderte Jack gelangweilt.
"Was hast du mit dem Geld gemacht?", fragte ich weiter.
Jack schnaubte verächtlich.
"Ich bitte dich, Mycroft! Du hast es doch nicht nötig, mich auszufragen. Der Mycroft, den ich kenne, wüsste schon längst die Antwort auf all diese Fragen"
Missbilligend musterte ich Jack.
"Ich bin aber hier, um es von dir zu hören. Und wenn du nicht mit der Sprache rausrücken willst, sehe ich keinen Grund dafür, diese Konversation fortzuführen."
"Aber nicht doch", entgegnete Jack amüsiert. Mit einem süffisanten Grinsen fügte er hinzu: "Wir wissen doch beide, dass du mich vermisst hast und wie sehr du unsere kleinen Spielchen liebst"
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. "Das hier ist kein Spiel", antwortete ich entschieden.
"Ach nein?", fragte Jack und sah mich lauernd an.
"Soweit ich weiß bist du auf ein Geständnis von mir angewiesen. Von daher rate ich dir, nicht so unzugänglich zu sein"
Ich biss mir auf die Lippe, um ja nichts Unüberlegtes zu sagen.
Denn genau genommen hatte er Recht.
Jack grinste selbstgefällig, als er merkte, dass er mich aus dem Konzept gebracht hatte.
Am liebsten wäre ich sofort gegangen.
Herrgott nochmal! Wieso ließ ich mir nach all den Jahren immer noch so von ihm auf der Nase herumtanzen?!
Entschlossen machte ich einen Schritt auf Jack zu. "Du hattest Recht mit deiner Annahme, dass ich eine ziemliche Macht über die britische Regierung besitze", sagte ich kühl. "Im übrigen gilt dasselbe auch für den Secret Service. Meine Leute waren es, die dich festgenommen und hier in diese Zelle gesteckt haben. Wenn ich also will, kann ich auch noch ganz anderes anordnen"
Drohend baute ich mich vor ihm auf.
Mittlerweile stand ich so nah vor ihm, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spürte.
"Dieser Ton gefällt mir schon besser", erwiderte Jack mit einem dreckigen Grinsen.
Als er näher an mich herantrat, machte ich reflexartig einen Schritt zurück.
Ich wollte keine Sekunde länger in dieser verdammten Zelle verbringen.
"Nicht so schüchtern, Mycroft!", säuselte Jack und warf mir abermals einen durchdringenden Blick zu, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Als hätte er meine Gedanken gelesen, fragte er gespielt deprimiert: "Du willst doch nicht schon gehen?"
Ich fasste mich wieder und warf Jack einen eisigen Blick zu.
"Oh doch, das werde ich. Aber keine Angst, ich komme wieder. Und wenn du dann immer noch nicht gestehen willst, wirst du bald größere Probleme haben als dein zu großes Ego, mit dem du zu verbergen versuchst, dass du es eigentlich zu rein gar nichts in deinem Leben gebracht hast"
Die letzten Worte sagte ich betont langsam und mit besonderem Nachdruck.
Dann verließ ich Jacks Zelle, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen.
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Mystrade - One Call Away (Sherlock)
FanfictionEine Möglichst realistische und an die BBC Serie Sherlock angepasste Fanfiction über Mycroft Holmes und Greg Lestrade... ^^ (+ ein paar OS ;) )