𝐇𝐚𝐯𝐞𝐧 ✦ 𝖩𝖤𝖮𝖭𝖦𝖢𝖧𝖠𝖭

•Journey 57•

,,Jeongin? Bist du fertig? Wir wollten doch längst losgehen."

Etwas gestresst blieb Chan unruhig vor der Tür stehen und fuhr sich durch seine frischen, gemachten Haare, während er ungeduldig darauf wartete, dass der Jüngere endlich erschien. Heute war ein ganz besonderer Tag, einer, den der Australier eigentlich nicht hatte antreten wollen. Heute würde Jeongin zum ersten Mal seine Eltern kennenlernen, da sie zu einem Abendessen eingeladen wurden. Normalerweise war das kein Problem, er fürchtete bloß, dass seine Eltern versuchen würden, ihm das Ganze mit Jeongin auszureden. Von Anfang an waren sie nicht sonderlich dafür gewesen, hatten ihn jedoch alles machen lassen, da er sich sowieso nicht hätte abbringen lassen.

Noch dazu waren seine Geschwister ebenso anwesend. Das konnte doch nur in einer Katastrophe enden.

,,Ich bin ja schon da!" Fröhlich hüpfte Jeongin in die Arme des Älteren, hatte sich heute mal sogar eine Hose angezogen. Mit einem einfachen Pullover von Chan wollte er nun wirklich nicht bei seinen Eltern aufkreuzen. Er war aufgeregt, mehr als nur das. Heute würde Jeongin zum ersten Mal die Menschen kennenlernen, die diesen wunderbaren Mann gezeugt hatten. Dennoch hatte der Rosahaarige auch Angst vor der Konfrontation. Was würde er nur tun, wenn die Eltern ihn kein bisschen leiden konnten? Oder wenn sie genau erfuhren, wieso Jeongin nun bei Chan lebte? Die Angst, dass sie die Polizei riefen, war verdammt groß, aber noch größer war sein Vertrauen in Chan. Der Ältere würde ihn nicht mitbringen, wenn genau das passieren sollte.

Er konnte Chan vertrauen.

,,Keine Zeit für Kuscheln, Jeongin. Meine Eltern warten bestimmt schon." Und mit diesen Worten löste er sich aus der Umarmung, die er nicht eine Sekunde erwidert hatte. Perplex blinzelte Jeongin etwas, bis sich ein trauriges Lächeln auf seine Lippen legte. Schweigend folgte er den Größeren nach draußen und setzte sich in das Auto hinein, während er unwohl den Blick auf seine Finger senkte. Vielleicht war das alles doch keine sonderlich gute Idee gewesen, denn er wollte nicht, dass Chan sich ihm so gegenüber benahm. Es verletzte ihn. Dabei war er selbst nicht wirklich besser gewesen und deshalb sagte er dazu nichts, sondern lehnte sich nur zurück und wartete darauf, dass sie losfuhren. Den heutigen Abend wollte er einfach nur noch hinter sich bringen.

Seine anfängliche Vorfreude war vollkommen verschwunden.

,,Tut mir leid, dass ich so harsch war", seufzte Chan schließlich leise auf, legte seine Hand auf den Oberschenkel von Jeongin und fuhr dann in einem entspannten Tempo Richtung Sydney. Er hatte den Stimmungswechsel des Jüngeren sofort mitbekommen und es tat ihm mehr als nur leid. Genau das hatte der Australier eigentlich verhindern wollen, aber wie es aussah, versagte er komplett in allem. ,,Meine Eltern sind eigentlich gar nicht so streng, aber ich nehme zum ersten Mal jemanden mit, weißt du? Sie werden dich kennenlernen und ich möchte einfach nur, dass alles heute gut verläuft. Wenn wir nach Hause kommen, dann kuscheln wir ausgiebig, okay?" Mit einem Lächeln sah er kurz zu Jeongin, der jedoch nur einmal schweigend nickte.

Und damit stieg das schlechte Gewissen in Chan nur noch mehr auf.

Eine unangenehme Stille legte sich über die beiden, während Chan weiter fuhr, damit sie bald das Elternhaus erreichen konnten. Langsam wollte er seine Hand von Jeongin entfernen, damit er ihn nicht noch mehr verletzte, jedoch verhinderte das der Jüngere, indem er die Hand von Chan festhielt und seinen Blick nach draußen wandte. Innerlich bereitete er sich auf das Treffen vor und hoffte einfach sehr, dass er sich nicht blamieren würde. Unruhig atmete er durch, bis er kurz seine Augen schloss und einfach daran dachte, dass der Ältere an seiner Seite war. Solange er ihn hatte, konnte gar nichts mehr passieren. Und nur diesem Gedanken war es zu verdanken, dass er nicht komplett durchdrehte, als das Auto anhielt.

Sie waren angekommen.