•Journey 65•

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Schluchzend lag Jeongin in dem einsamen Bett und konnte nicht mehr verhindern, dass die Tränen über seine Wangen flossen. Ihre kleine Katze hatte zwar versucht, sie aufzulecken, aber schon bald hatte sie damit aufgehört und stattdessen lag sie nun dicht an seinem Bauch, schnurrte dabei leise, in der Hoffnung, dass er sich dadurch beruhigen würde. Und so sehr der Rosahaarige das warme Gefühl auch liebte, so viel stärker waren die grässlichen Gedanken in seinem Kopf, die ihn davon abhielten, einzuschlafen. Es waren mit Sicherheit längst Stunden vergangen und noch immer tauchte Chan nicht auf, was die Verzweiflung in dem Jüngeren nur wachsen ließ. Aber was hatte er bitte auch erwartet?

Es war doch komplett seine Schuld, dass Chan abgehauen war und vermutlich nie wieder zurückkehren würde.

Hätte er ihm nicht solche Vorwürfe gemacht, dann wäre das nicht einmal passiert und es würde ihm gut gehen. Vielleicht hätten sie dann kuscheln können und er wäre nicht alleine in einem viel zu großen Haus. Die Angst stieg nun langsam in ihm auf, gefolgt von der Panik, denn immerhin waren sie noch immer an einem Strand. Es könnte passieren, dass jemand versuchen würden, hier einzubrechen. Und was sollte er dann tun? Jeongin war körperlich viel zu schwach, um etwas ausrichten zu können. Und mental war er auch komplett fertig, sodass er seinen knurrenden Magen und seinen trockenen Hals ignorierte. Er empfand nicht das Bedürfnis, seinem Körper genau das zu geben, was er wohl gerade brauchte. Viel zu fertig war er und wollte einfach nicht mehr.

Oder eher... Ohne Chan wollte er nicht mehr.

Leicht drückte er seine Beine mehr an sich heran, rollte sich förmlich zu einer Kugel zusammen und kniff dabei fest seine Augen zu, die durch die vielen Tränen unaufhörlich brannten. Immer wieder fragte er sich, wieso er nicht einfach seinen Mund gehalten hatte. Dabei war es nicht mal so, dass er Chan kein Vertrauen schenkte. Dem war doch so, mehr als nur das. Aber diese Worte der Frau zu hören, keine Erklärung und dann einen Kuss zu bekommen... In diesem einfachen, kleinen Moment war er maßlos überfordert gewesen, dass er sich von seinen Emotionen hatte leiten lassen. Etwas, was er eigentlich nicht tun sollte, denn wie man gemerkt hatte, endete es fast immer schlecht. Und mit Sicherheit hatte er deshalb Chan nun endgültig verloren.

Verübeln konnte er es ihm allerdings nicht. Es wäre nur verständlich, wenn der Australier keine Lust mehr auf das alles hatte.

Nach einiger Zeit beruhigte sich der Rosahaarige und war in einen unruhigen Halbschlaf gefallen. Er hörte weiterhin das sanfte Schnurren ihrer Katze, spürte ihre Wärme an seinem Bauch und nur dadurch blieb er ruhig, denn es wirkte wie ein kleines Heilmittel auf ihn. Dennoch wünschte sich Jeongin sehr, dass Chan geblieben und zu ihm gekommen wäre. Es war niemals seine Absicht gewesen, zu zeigen, dass er keinerlei Lust auf dessen Anwesenheit hatte... Aber wie so oft konnte Jeongin rein gar nichts, außer alles im Leben zu ruinieren, denn es war wie verflucht. Niemals konnte er seinem alten Leben für immer entfliehen. Er hätte es doch gar nicht erst versuchen sollen. Dann wäre alles besser geworden – für Chan.

Aber für Jeongin nicht.

Als es an der Tür klingelte, erschrak er so sehr, dass er beinahe vom Bett sprang. Sein Herz schlug ihm zu schnell gegen die Brust und er schluckte einmal, während eine leichte Hoffnung in ihm aufstieg. Vielleicht hatte Chan seinen Schlüssel vergessen und war nun nach Hause gekommen? Zurück zu Jeongin? Rasch stand er auf, beobachtete auch, wie ihre weiße Katze es ihm nachmachte, und sofort rannte der Koreaner zur Tür, damit er sie öffnen konnte. Wieder könnte er weinen, dieses Mal jedoch vor Freude, denn vielleicht gab es doch noch eine Chance. Eine Chance darauf, dass er alles gut machen konnte und er mit Chan ein glückliches Leben in Australien führen konnte.

Doch als er die Tür öffnete, stand nicht sein geliebter Chan davor und mit einem Mal zerbrach das Letzte bisschen Stabilität in ihm.

𝐇𝐚𝐯𝐞𝐧 ✦ 𝖩𝖤𝖮𝖭𝖦𝖢𝖧𝖠𝖭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt