•Journey 51•

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Es tat Jeongin selbst weh, wie er sich gerade verhalten hatte. Denn es war definitiv nicht die Schuld von Chan, dass er so abweisend war, noch lag es an dem Kuss, den sie geteilt hatten. Die letzten Tage war er einfach nur verwirrt gewesen und hatte deshalb versucht, Klarheit in seinem Kopf zu bekommen. Oft saß er noch stundenlang im Internet, während der Australier neben ihm schlief. Jeongin wollte unbedingt herausfinden, was genau er fühlte und als was er sich bezeichnen könnte, damit niemand auf falsche Ideen kam. Und auch wenn er wusste, dass er mit Chan natürlich darüber reden konnte, hatte er etwas Angst.

Angst davor, dass der Ältere dadurch nur genervt sein würde.

Langsam kamen die Tränen in seinen Augen auf und leise schluchzend schob er die Schüssel etwas von sich, als ihm bewusst wurde, wie sehr er den Jungen eigentlich abgewiesen hatte. Dabei war es nie seine Absicht gewesen, denn wenn der Koreaner etwas hasste, dann war es, seine Mitmenschen zu verletzen. Auf einen Schlag fühlte er sich nutzlos und auch undankbar, hatte das Gefühl, als wäre Chan ohne ihn glücklicher und auch besser dran. Sie hatten nie über die Konsequenzen ihrer Tat nachgedacht. Was würde passieren, wenn ihn jemand erkennen würde? Vielleicht dachten beide auch komplett falsch und Jeongins Eltern suchten ihn bereits und waren ihnen dicht auf der Spur. Was würde dann aus dem Größeren werden, der doch nur Jeongins Glück wollte?

Sein Leben würde zerstört werden. Und das nur, weil der Jüngere zugestimmt hatte.

,,Ch-Channie!" Weinend sprang Jeongin schließlich vom Stuhl auf und rannte zurück in das Schlafzimmer, ignorierte seine Wunde vollkommen, die durch den plötzlichen Sprung etwas zog und zeigte, dass sie auch noch anwesend war. Aber es interessierte ihn nicht, denn er fühlte sich so schon schrecklich und bereute es, abwesend gewesen zu sein. Das passte nicht einmal zu ihm, er war ganz anders. Und er fürchtete sich davor, dass Chan seine Meinung über ihn ändern würde. Deshalb ließ er sich auch sofort auf den Australier fallen und schlang dabei hilflos seine Arme um dessen starken Körper, damit er nicht gehen konnte. Jeongin brauchte ihn, mehr als nur das. Ohne ihn wäre der Jüngere verloren.

,,H-Hass mich n-nicht... Bi-Bitte! I-Ich... I-Ich kann doch ohne di-dich n-nicht..."

Die Worte kamen Stück für Stück aus ihm heraus, wie kleine Bruchteile. Jedes Mal durchzog ein lautes und kräftiges Schluchzen seinen Körper und er kuschelte sich schließlich an den Älteren heran, drückte sein Gesicht an dessen Brust und weinte sich beinahe die Seele aus dem Leib. Überfordert wusste Chan deshalb nicht, was er tun sollte und wie er genau handeln konnte. Mit so einer Wendung des Tages hatte er nicht ansatzweise gerechnet und er schämte sich dafür, wie er Jeongin noch behandelt hatte. Dabei sollte er es eigentlich besser wissen. Er hätte wissen müssen, wie sensibel der Jüngere reagieren würde, wenn er ihm solche Worte an den Kopf warf. Jetzt lag es an ihm, alles wieder zu richten, damit er sein strahlendes Lächeln erkennen konnte.

Das Lächeln, in welches er sich verliebt hatte.

,,Ich könnte dich niemals hassen, Jeongin...", hauchte Chan leise in sein Ohr und drückte ihn liebevoll etwas mehr an sich, bevor er seine Arme und auch Beine fest um den Rosahaarigen schlang, damit dieser ja nicht mehr abhauen konnte. Immer wieder küsste er die salzigen Tränen weg, die aus den Augen von Jeongin kamen und gar nicht mehr aufhören wollten. Sein dünner und zierlicher Körper zitterte vor Anstrengung und tonlos seufzte der Australier auf, bis er anfing, sanft den Nacken des Jüngeren zu kraulen. Das hatte seine Mutter oft bei ihm gemacht, wenn Chan als Kind, dank einem Albtraum, mitten in der Nacht lautstark geweint hatte. Und tatsächlich brachte es auch etwas, denn langsam beruhigte sich Jeongin und blickte mit tränenden Augen wortlos zu Chan auf.

,,Jeongin... Niemals könnte ich dich hassen. Dafür bist du mir zu wichtig."

𝐇𝐚𝐯𝐞𝐧 ✦ 𝖩𝖤𝖮𝖭𝖦𝖢𝖧𝖠𝖭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt