•Journey 70•

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Es war mitten in der Nacht, als Jeongin langsam durch das nicht gerade leise Piepen geweckt wurde. Müde öffnete er seine Augen und blinzelte sich den Schlaf heraus, erkannte nichts, bis auf ein paar Umrisse. Sofort stieg die Panik in ihm wieder auf, da er nicht mehr wusste, wo er war oder wie er hierher gekommen war. Gerade, als sich eine Panikattacke anbahnte, spürte er einen sanften Druck an seiner Hand und sofort drehte er seinen Kopf etwas zur Seite, nur, um direkt in die wachen Augen von Chan zu blicken. Für einen Moment war er wie regungslos und sagte nichts, noch tat er etwas, aber genau dann schlich sich sein ein schwaches Lächeln auf seine Lippen, denn Chan war hier.

Er war bei ihm.

,,Du bist zurückgekehrt...", krächzte der Jüngere leise, dessen Stimme sich von dem Schlaf von so rau und müde anhörte, dass sie gar nicht mehr richtig wie er selbst klang. Nach und nach kamen die Erinnerungen zurück, sodass er langsam wusste, wieso er hier war und wo genau er war. Es war ein Krankenhaus und er musste die Nacht hier verbringen, aufgrund der ungesunden Wunde, die an seinem Oberschenkel war. Leicht erschauderte er, wollte nicht an diesen Moment denken, hatte aber keine andere Wahl. Erinnerungen würden immer kommen, ob man sie nun wollte oder nicht, aber Jeongin würde dagegen nicht ankämpfen wollen. Dadurch konnte sich die Sache verschlimmern und das wollte er einfach nicht. Es reichte langsam.

,,Ich hätte gar nicht erst gehen sollen...", hörte er Chan murmeln, und es war deutlich zu verstehen, wie schlecht er sich für das fühlte, was geschehen war. Dabei wusste der Rosahaarige, dass niemand etwas dafür konnte. Sie beide konnten nicht in die Zukunft sehen und hätten somit niemals gewusst, das passieren würde. Natürlich war es leicht, die Schuld bei dem Älteren zu suchen, aber genau das wollte Jeongin einfach nicht. Er wusste, dass Chan niemals abgehauen wäre, wenn er gewusst hätte, wie diese Frau durchdrehen würde. Zumal sie ihm viel Schlimmeres hätte antun können und genau das würde der Jüngere niemals aushalten können. Es war also okay, wie es gekommen war. Seine Wunden würden heilen. Zwar dauerte es seine Zeit, aber die hatten sie immerhin.

,,Es tut mir so leid, Jeongin... Es tut mir so leid..."

Verzweifelt drückte er die Hand des Jüngeren, glaubte stark daran, dass er von diesem gehasst wurde, aber Jeongin belehrte ihn bald eines besseren. Wortlos rutschte er in seinem Bett ein wenig zur Seite, zog dabei Chan mit sich und schließlich kuschelte er sich einfach stumm in dessen Arme. Sie achteten darauf, die Infusion nicht zu beschädigen, während Jeongin es sich vorsichtig zwischen den Beinen von Chan gemütlich machte und seinen Kopf auf die Brust des Älteren legte. Er wollte und musste ihm irgendwie die Schuld nehmen, denn daran würden sie beide nur zerbrechen und das durfte, noch sollte geschehen. Fieberhaft überlegte der Jüngere, aber ihm fiel einfach nichts Passendes ein. Vielleicht brauchten sie beide einfach nur ihre Zeit zum Ausruhen. Dann würde alles wieder gut werden.

,,Ist okay, Channie... Ist okay..."

Leise wisperte Jeongin diese Worte nur, drückte sich mehr an seinen Chan heran und schloss schließlich für einen Moment seine Augen, lauschte dabei dem Herzschlag, den er spüren konnte. Er hatte sich immer gewünscht, so auf Chan einzuschlafen, da er langsam spürte, wie er durch den beruhigenden Schlag des Herzens wieder müde wurde. Hin und wieder spürte er, wie eine Hand sanft seinen Rücken hinab glitt, darauf achtend, seine Wunden nicht zu treffen. Es waren nicht mal viele, vermutlich nur ein paar Schrammen und blaue Flecken, die aber in einigen Tagen wieder vergehen würden. Außerdem zählte das für Chan nicht, denn er würde auch mit Wunden und mit blauen Flecken Jeongin als den schönsten Jungen auf der Welt ansehen.

Nichts und niemand konnte diese Schönheit beschmutzen.

𝐇𝐚𝐯𝐞𝐧 ✦ 𝖩𝖤𝖮𝖭𝖦𝖢𝖧𝖠𝖭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt