•Journey 62•

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Der nächste Tag brach schnell herein und leicht öffnete Chan seine Augen, nur, um sofort zu dem Jüngeren sehen zu können, der friedlich neben ihm schlief und seinen Polarwolf fest in den Händen hielt. Ein kleines Lächeln huschte über die Lippen des Australiers, und er konnte nicht anders, als Jeongin einen kleinen, zärtlichen Kuss auf die Stirn zu geben. Sein Herz schlug dabei ein wenig schneller und er nahm sich fest vor, ihm heute Nacht die Gefühle zu gestehen. Worauf sollte er denn auch noch warten? Mittlerweile war er sich mehr als nur sicher, dass Jeongin auch etwas für ihn empfand, sonst hätte er ihm gestern Abend doch keinen Blowjob gegeben. Und zwar einen verdammt Guten sogar.

Leicht schüttelte er deshalb den Kopf, denn er wollte ungern sich wieder daran erinnern, sonst kam seine Empfindlichkeit wieder hoch und das wäre mehr als nur Belästigung, zumal der Rosahaarige weiterhin friedlich schlief. Deshalb richtete sich Chan vorsichtig auf, deckte ihn ein wenig mehr zu und schlich sich dann aus dem Zimmer. Ihre kleine Katze folgte ihm direkt, tapste ihm hinterher und maunzte dann laut als Zeichen, dass sie Hunger hatte und gefüttert werden musste. Gerade lief alles gut bei ihnen und Chan war deshalb mehr als nur glücklich, als er das Futter in den sauberen Napf tat. Es war lange her, seit er mit Stolz sagen konnte, wie gut es ihm ging. Sein Leben hatte eine richtige Wendung genommen und all die Schmerzen der Vergangenheit zahlten sich aus.

Darauf hatte er nur gewartet.

Dennoch hätte er niemals damit gerechnet, dass jemand an der Tür klingeln würde. An so einem hellen, frühen Morgen. Nicht einmal der Postbote war so früh da, sondern kam eher gegen Nachmittag zu ihnen. Umso verwunderter war Chan, als er langsam zur Tür lief, damit er sie öffnen konnte. Doch genau dann, als er es tat, wünschte er sich, dass er es niemals getan hätte. Vor der Tür stand eine junge Frau, gekleidet in einem engen Kleid und einem Ausschnitt, der nicht hätte sein müssen. Sie trug hohe, schwarze Schuhe, war aber dennoch kleiner als Chan selbst. Ein hämisches Grinsen lag auf ihren Lippen, die mit einem roten Lippenstift nur noch verschlimmert wurden. Und als Chan sich erinnerte, wer das genau war, hätte er sich am liebsten sofort übergeben.

Er wollte nicht an die Zeit von früher denken. An eine Zeit, in der sie Bestandteil seines Lebens war.

,,Bang Chan! Hast du mich vermisst?", fragte sie mit ihrer tiefen Stimme, strich sich eine schwarze Haarsträhne hinters Ohr und legte dann ihren Kopf etwas schief. Dabei wurde ihr Grinsen nur breiter, denn Chan war völlig überfordert mit dieser Situation, zumal in seinem Bett noch ein schlafender Jeongin lag, der davon nie etwas mitbekommen sollte. Er würde alles nur falsch verstehen und ihn womöglich auch anfangen zu hassen. Und genau das wollte und musste der Australier verhindern. Er wollte nämlich geliebt werden und das nur von Jeongin – von der Person, die sein Leben so verändert hatte. Und das nur auf eine gute Weise. Er würde nichts unternehmen, um ihn zu verlieren. Nein. Er würde alles daran setzen, ihn zu behalten.

,,Ich habe dich sehr vermisst. Vor allem deinen großen-"

,,Halt die Klappe", zischte Chan sofort und fühlte sich auf einen Schlag einfach nur widerlich. Das vor der Tür war seine Ex-Freundin. Sie war es nur geworden, weil er damals seine eigene Sexualität nicht verstanden hatte und demnach dachte, dass er nun einmal auf Frauen stehen würde. Aber als sie ihr erstes Mal hatten, wusste er sofort, dass etwas nicht stimmte. Keine einzige Sekunde hatte er es genossen, sondern fand es widerlich und wünschte sich sehnlichst, dass diese Nacht niemals passiert wäre. Denn nur einige Tage später hatte er bereits Schluss gemacht und gehofft, sie niemals zu Gesicht zu bekommen. Leider hatte er da wohl falsch gedacht. Und bevor er etwas sagen konnte, hörte er bereits Schritte auf der Treppe.

Und dann eine Stimme, von der er innerlich gehofft hatte, sie erst viel später zu hören.

,,C-Channie...? Wer ist das?"

𝐇𝐚𝐯𝐞𝐧 ✦ 𝖩𝖤𝖮𝖭𝖦𝖢𝖧𝖠𝖭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt