Kapitel 22

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Die Zeit strich ins Land. Jay, Theo und Cat waren schon lange keine Freunde mehr. Sie waren meine Familie. Sie waren alles was ich brauchte.
Es wurde wieder wärmer in dem trostlosen Viertel Chicago's. Die Vögel zwitscherten wieder, die Bäume wurden wieder grün und die Sonne blieb jeden Tag ein kleines bisschen länger am Himmel. Letzteres wusste ich so genau, da ich fast jeden Abend mit Jay auf dem kleinen Berg vor Beginn dieses Viertels sitze und mit ihm und einer Spritze heroin gemeinsam denn Sonnenuntergang beobachte. Es war jeden Abend ein atemberaubendes Gefühl!

Cat und Theo tat unser abendlicher Ausgang auch gut, so hatte jeder von uns Zweisamkeit zum genießen. Clide kam nur noch sehr seltend bei uns reingeschneit, häufiger hatte er sogar Marisa dabei. Sie wirkte nicht wie eine 18 jährige junge Frau, sondern sah schon aus wie Anfang 30. Ihre Haut war immer blass, ihr Gesicht wirkte eingefallen. Sie sah schrecklich aus. Aber wir verstanden uns wieder super gut. Wir unterhielten uns immer zusammen, lachten über die alten Zeiten und drückten zusammen das H.

Derweil saßen wir im Wohnzimmer und unterhielten uns über belanglose Dinge. Eine neue Droge kam auf den Markt, von vielen wurde sie Rex genannt. Was sie genau anstellte wussten wir alle nicht, doch von der Wirkung her sollte sie stärker als LSD sein. So hieß es bei den hardcore Junkies die man in der Chicago Innenstadt fast an jeder Ecke findet.

"Ich bin heute Abend unterwegs, sorry Schatz." Sagte Jay zu mir, als ich gerade mit dem Essen fertig war. Verwirrt blickte ich ihn an.
"Wo bist du denn?" Fragte ich neugierig und wollte wissen, was denn so wichtig sei, unser täglichen Spaziergang abzusagen.
"Ich muss zu einem alten Freund. Ich hab noch was gut bei ihm," sagte er, gab mir einen kurzen Kuss auf die Wange und stand von der Bank auf und verließ die Küche. Verwirrt blieb ich einige Augenblicke sitzen, eher Cat mich merkwürdig ansah.
"Hast du das mitbekommen?" Schrie ich flüsternd und war immer noch ziemlich geschockt.
Sie nickte und sah mit dem selben Gesichtsausdruck wie ich ihn hatte, Jay hinterher, der sich gerade zu Theo gesellt hatte und gemeinsam an einem Joint zogen.
Welcher alte Freund schuldete ihn bitte noch einen Gefallen? Jay redete nicht über seiner Vergangenheit. Das hatte er erst ein einziges Mal gemacht und dann nie wieder. Vielleicht hier und da mal eine kurze Erwähnung, aber das war's auch schon wieder.

"Ich kann doch mitkommen!" Bot ihn ihn an, als ich mich kurze Zeit später neben den beiden gesetzt hatte und ebenfalls an dem joint zog.
"Das geht nicht. Ich muss da alleine hin. Es ist nur heute Abend. Versprochen."
Ich seufzte und nicke schließlich. Solange es wirklich nur heute war, konnte ich auf den Spaziergang zum Sonnenuntergang verzichten. Wer weiß, vielleicht würde ich ihn auch einfach alleine machen ?

Es wurde Abend und Jay verabschiedete sich von mir. Erst wollte ich ihn gar nicht los lassen, doch Jay versicherte mir, dass es nicht lange dauern würde. Ich hoffe, er würde mir es erzählen, was genau er mit seinem alten Kumpel zu klären hat oder sonst was. Für solche Sachen war ich einfach zu neugierig.

Schließlich ging ich tatsächlich alleine zu unserem neuen Lieblings Platz auf den Berg und sah mir den Sonnenuntergang an. Es war schön dort oben. Ganz hinten konnte man die großen Wolkenkratzer von Chicago sehen und die schönen Lichter, die mit der untergehenden sonne immer weiter angingen und heller wurden.
Ich machte mir Sorgen um Jay, denn die Sonne war nun ganz verschwunden. Ich hatte die Hoffnung, dass Jay noch nach kommen würde um hier oben noch ein bisschen Zeit mit mir zu verbringen doch er kam nicht. Jeden Tag setzten wir hier gemeinsam unseren Schuss, doch heute tat ich es alleine... und es fühlte sich nur halb so gut an wie sonst. Aber immerhin waren meine Sorgen um Jay wie weggeblasen. Er ist bestimmt einfach nach Hause gegangen. Vielleicht wartet er ja dort auf mich.

Erst als es mir draußen zu kalt wurde ging ich wieder nach Hause und musste feststellen, dass Jay nicht dort war, wo ich ihn erwartet hatte. Ich sah in der Küche Nach, im Badezimmer, im Wohnzimmer und sogar draußen im Garten. Doch Jay schien noch nicht zuhause zu sein. Und es war schon 23 Uhr....
ich seufzte und setzte mich zu Cat und Theo in die Küche. Sie spielten Mensch ärgere dich nicht und ich spielte schließlich einfach mit. Nebenbei tranken wir ein bisschen von den Resten an Alkohol, die von unserer letzten Hausparty übrig geblieben sind. Es wurde später und später,  Theo und Cat legten sich irgendwann schlafen und immer noch keine Spur von Jay. Ich machte mir echt Sorgen und wollte am liebsten zu diesem Kumpel hingehen, doch ich wusste nicht wo er wohnt.

Also blieb ich einfach wach.
2 Uhr: kein Jay
3 Uhr: kein Jay
4 Uhr; kein Jay.

So ging es weiter bis 7 Uhr morgens, es war schon wieder hell draußen und ich saß immer noch in der Küche und wartete auf ihn. Verdammt was ist mit Jay! Hat er sich verlaufen? Oder ist ihm was passiert? Nervös wippte ich mit meinen Füßen auf und ab und meine Finger kratzen am Tisch. Was wäre, wenn ihn wirklich etwas passiert ist?

Und dann endlich, um halb 8 öffnete sich die Wohnungstür und Jay kam reingeschlichen. Ich sprang von der bank auf und ging in den Flur wo ich endlich Jay entdeckte.
"Na endlich...! Was hat das so lang gedauert?" Fragte
Ich besorgt und Jay umarmte mich kräftig.
"Tut mir wahnsinnig leid tweety... Es gab einiges zu besprechen und der Typ kann reden was das Zeug hält..."
ich seufzte und schmiegte mich etwas mehr an ihn.
"Wieso bist du schon wach?" Fragte Jay und löste die Umarmung um mich anzusehen.
"Schon wach? Ich hab nicht mal geschlafen. Ich hab mit Sorgen um dich gemacht. Immerhin sagtest du, dass du schnell wieder zurück bist."
Neben Freude, dass es Jay gut gibt und er wieder da war, und we ich trotzdem ein wenig enttäuscht. Er konnte sein Versprechen nicht halten, auch wenn ich ihn glaubte, dass er dafür nichts konnte.

Schließlich gingen wir erstmal schlafen... wir waren beide echt müde gewesen..

Kopf voll Stoff [Beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt