Kapitel 25

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Fast den ganzen Tag waren Cat, Theo und Jay „Erledigungen machen" und kamen erst spät am Nachmittag wieder. Clide und Marisa blieben bis kurz vor Ende bei mir und leisteten mir Gesellschaft. Zwar weiß ich immer noch nicht, wie Marisa Clide Lieben konnte , aber wenn man den ganzen Tag quasi mit ihm verbrachte gewöhnte man sich fast schon an seiner nervigen Art.

Abends saßen wir wieder stillschweigend in der Küche. Erneut sagte niemand was und niemand erzählte über seinen Tag. Alle, bis auf mir. Ich wollte nicht bei diesem schweigen gegen mich mitmachen. 
„Clide war heute hier. Er hatte Marisa dabei. Anscheinend wollte er was von euch. Aber ihr wart nicht da. Wir haben gemeinsam den Nachmittag verbracht." sagte ich, während ich mein Essen kaute. Jay spannte sich an, nachdem ich erwähnt hatte, das ich den ganzen Tag was mit Clide gemacht hatte.
Soll mir recht sein. Sie waren ja den ganzen Tag nicht da, da kam Clides Anwesenheit ganz gelegen.

„Wieso mit Clide?" fragte Jay und verspannte sich immer noch.
„Wieso?! Ihr wart ja den ganzen Tag nicht da! Jay verschwindet die ganze Nacht und jetzt ihr auch noch tagsüber? Was soll der scheiß? Wieso lasst ihr hier mich die ganze Zeit alleine?"
„Du warst duschen und außerdem wirst du krank. Das Einkaufen hat länger gedauert als es sollte und wir wurden noch aufgehalten." versuchte Cat sie rauszureden doch ich schüttelte den Kopf.
„Nein. Ihr lügt. Irgendwas verheimlicht ihr mir! Und wenn ihr mich nicht mit einbeziehen wollt und mich weiter anlügen und anschweigen wollt, bin ich weg! Mir egal!" ich war wütend und schrie sie an. Ich war aufgestanden und stand in der Küche.
„Tweety jetzt beruhig dich." versuchte nun Theo die Situation zu retten.
„Ich beruhige mich, wenn ihr mir sagt was hier vor sich geht!" ich verschränkte meine Arme vor der Brust und ich hätte ausrasten können, als sie immer noch nichts sagten.

„Na schön. Bitte. Ich gehe." nach diesen Worten verließ ich wortlos die Küche. Sie wollten mich nicht hier haben. Jay wollte mich nicht hier haben und dass war das, was am meisten weh tat und mich schon wieder zum weinen brachte. Während die Tränen sich den Weg über meine Wangen bahnten und ich mich konzentrierte nicht zu schluchzen, packte ich alles nötige in einen Rucksack. Mit Sicherheit konnte ich ein paar Tage bei Clide und Marisa Pennen.
„Valentin!" rief Jay, als ich gerade die Tür auf machen und gehen wollte.
„Was ist?!" schrie ich ihn an und wischte mir über meine nassen Augen.
„Wir tun das um dich zu beschützen!" rief er verzweifelt und man sah ihn an, dass er selber mit den Tränen kämpfte.
„Schützen wovor?!" Entweder er sagt es jetzt sofort, oder er hört nie wieder was von mir. Und letztes würde mich unheimlich schwer fallen. Weil ich ihn liebte.

„Vor Marcus McKenzie!"
Von wem?
„Wer ist das?"
„Ramonas Bruder. Er hat die alte Vermisstenanzeige von dir und marisa gefunden. Er weiß das du mit uns immer unterwegs bist und er will dich. Um die Belohnung zu kassieren." Jay kramte einen Zettel aus seiner Hosentasche und faltete ihn auseinander um ihn mir vor zu halten. Das war unsere Vermisstenanzeige von damals.
„Zwei tausend Dollar für den, der dich oder Marisa wieder nach Hause bringt! Erinnerst du dich noch? Wir dachten ihr wärt wieder sicher, doch Marcus versucht jetzt seinen Nutzen aus uns und vor allem aus dir zu ziehen. Deswegen war ich Nachts weg. Ich war wirklich bei einem alten Kumpel. Daniel. Er wollte mir helfen herauszufinden wo Marcus aufzufinden ist. Und heute... sind wir zu ihm gefahren und wollten mit ihm reden...."
Jay sah mich flehend an.
„Bitte geh nicht... wir lieben dich; Ich liebe dich."

Wow, war das erste was mir durch den Kopf ging. Scheiße, war das zweite. Ich ließ die Tür ins Schloss fallen und mein Rucksack fiel auf den Boden. Langsam kam ich auf Jay zu und umarmte ihn mit Tränen in den Augen. Ganz fest drückte ich mich an ihn.
„Und das musstet ihr mir verschweigen? Wieso?" nuschelte ich in seiner Schulter während ich einmal schniefte.
„Wir dachten.... je weniger zu weißt, desto besser können wir dich beschützen." murmelte er leise und strich mir sanft über den Rücken....

Die anderen zwei kamen schließlich auch in den Flur. Sie hatten das alles mit Sicherheit aus der Küche mitbekommen. Sie kamen auf und zu und umarmten uns beide. Und so kam es, dass wir wir uns alle gleichzeitig umarmten...
Noch eine ganz schön lange Zeit saßen wir im Wohnzimmer und redeten darüber. Was wir jetzt tun sollten und wie es weiter geht.
Wir entschieden uns, dass wir erst einmal nochmal mit Marcus reden werden. Natürlich ohne mich, was ich diesmal auch einsah. Zwar waren sie heute schon bei ihm gewesen, doch er wollte davon nichts hören. Ihm interessierte nur die Kohle. Er wollte nichts anderes, als sich von dem Wut und Leid anderer Satt zu essen. So sagten es mir die anderen.


"Okey Tweety, wir fahren jetzt los, bleib du bitte hier zuhause. Wir sind so schnell es geht wieder zurück. Wir haben in etwa einen Plan, wir erzählen dir alles heute wenn wir wieder kommen. Versprochen." Cat wirkte hektisch, wie eine Mutter, die ihre Kinder von der Schule abholen, und sie zum Fußball bringen muss und in der Selben stunde noch Einkaufen gehen und Wäsche waschen will.

„Ist in Ordnung." seufzte ich und ließ Jays hand los, damit auch er los konnte. Ein letztes Mal küsste er mich und dann waren alle verschwunden. Ich war wieder alleine. Das akzeptierte ich zirka eine Stunde, doch dann wurde mir das warten zu blöd. Ich zog Schuhe und Jacke an und ging aus dem Haus. Wenigstens ein bisschen spazieren, das ist doch wohl drin. Jetzt, wenn die anderen bei Marcus sind, kann mir doch nichts passieren. Was sollte mir generell schon passieren?
Ich zog meine Kapuze tief ins Gesicht und vergrub meine kalten Hände in meinen Jackentaschen.
Ohne ein bestimmtes Ziel lief ich erst durch unser Viertel, später dann die Hauptstraße in Richtung Stadt.
Autos fuhren an mir vorbei, einige rasten unheimlich schnell, andere hielten sich an die Geschwindigkeit und eins schlich sogar in fast nur Schrittgeschwindigkeit über die Straßen.
Das war mir so lange egal, bis mir auffiel, das der eine wagen der so langsam an mir vorbei tuckerte, schon das dritte mal bei mir vorbei fuhr. Schließlich blieb der Wagen mit angeschalteter Warnblinkanlage auf der rechten Seite, ca 100 Meter vor mir, zum stehen. Vielleicht hat der Wagen eine Panne, oder er weiß nicht wo er lang soll.
„Hey junge!" rief eine männliche Stimme aus dem Auto, an dem ich gerade mit gesenktem Blick vorbei ging.
„Wo möchtest du hin?" fragte der Kerl merkwürdig, als ich meinen Kopf angehoben hatte und ihn ansah.
„In dir Stadt."
„Das ist super. Kannst du mir den Weg dorthin zeigen? Ich hab mich hier total verfahren." er lachte und sah mich abwartend an.
„Ähm ja klar, sie fahren hier erstmal ein Stück geradeaus und..-„ er unterbrach mich.
„Wieso steigst du nicht mit ein? So schlagen wir zwei fliegen auf einer klatsche. Du zeigst mir den Weg in die Stadt und ich nehme dich das Stückchen mit." er lächelte freundlich und ich dachte mir nicht wirklich was dabei. Deswegen stieg ich ein und wies dem Mann mit der braunen Halbglatze und den stoppeligen Drei-Tage-Bart den Weg in die Stadt....

Böser Fehler, Val.

Kopf voll Stoff [Beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt