Kapitel 3: Entschluss

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Leilas Sicht:

Seit zwei Wochen war ich nun eine Meerjungfrau. Es mochte zwar unwirklich klingen. Als wäre ich vollkommen übergeschnappt. Was ich mir auch wegen meines geistigen Zustandes ohne weiteres zumuten würde. Wenn ich die Fischflosse nicht selbst spüren würde. Ich selbst konnte es noch immer nicht glauben, aber ich war leibhaftig eine Meerjungfrau. Mit allem was dazu gehörte. Ein Irrtum war vollkommen unmöglich. Daran gab es nichts zu rütteln. Die Gestalt, also die Schwanzflosse, glich der einer Meerjungfrau, und auch dessen Fähigkeiten besaß ich nun. Und zwar alle meiner vermissten vier Freundinnen, die sie ihr Eigen nennen konnten. Ich besaß also das was Charlotte einst besessen hatte. Zum Glück wusste diese nichts davon. Sonst würde sie bei mir vor Neid Gift und Galle spucken. Aber sie ahnte es. Denn da ich eine Meerjungfrau war konnte ich in der Öffentlichkeit nicht mehr ins Wasser. Was hieß, dass ich die Volleyball und Schwimm Unterrichtsstunden schwänzen musste. Natürlich bekam ich wieder mal haufenweise Ärger von den Lehrern. Aber was sollte ich sonst machen? Mich den Leuten offen mit meinem so wichtigen Geheimnis anbieten? Sicher nicht!


Gerade schwamm ich unter Wasser des unendlich weiten Ozeans gemächlich meine Runden. Erkundete voller Euphorie all die lebhaften Erscheinungen am Meeresboden. Oft begegnete ich dabei einigen verschiedenen Fischen, darunter auch Delfine, die ich anhand eines Winkes begrüßte. Die Delfine erwiderten das mit einem etwas schrillen, jedoch fröhlichen, Rufen ihrerseits. Zugleich schwammen diese Meerestiere verspielt um mich herum. Auch die Fische begrüßten mich. Was sie durch einige Umkreisungen um mich herum zum Ausdruck brachten. Nebenbei sah ich auf mein linkes Handgelenk, wo sich meine wasserfeste Armbanduhr befand. Am Ziffernblatt war deutlich 07:23 abzulesen. In der Bewegung innehaltend überlegte ich kurz. Während ich das tat sah ich zu wie die goldenen Schuppen meiner Fischflosse im schimmernden Licht der Sonne auffallend schön funkelten. Ich hatte noch vor nach Mako Island zum Mondsee zu schwimmen, bevor ich mich dann wieder in die Schule aufmachen würde. Also musste ich wohl einen Zacken zulegen. Als Meerjungfrau konnte man die Geschwindigkeit sehr stark beschleunigen und bis zum Äußersten gehen. Ähnlich wie bei einem Düsenjet. Dies machte ich dann auch. Schneller als der Blitz glitt ich im Wasser zum einen Ort zu dem nächsten. Meine Flosse war dabei so schnell, dass sich richtig viele kleine Wasserbläschen bildeten und mich überall wie ein Schleier umgaben.


In nur kürzester Zeit, es mochten vielleicht nur wenige Minuten gewesen sein, was ansonsten eine halbe Stunde gebraucht hätte, war ich an mein Ziel angekommen. Mako Island. Ich hielt somit an. Begann mich nach wie vor unter Wasser zu orientieren. Meine Erinnerung zu diesem Ort sagte mir, dass es hier in diesem Gebiet unheimlich viele Haie gab. Und so war es auch. Allmählich sammelten sich nach und nach Haie in dem Gewässer. Nicht lange und schon hatte ich unter, neben und ober mir überall haufenweise von Haien soweit das Auge reichte. Sie taten mir zwar nichts. Was bei den Menschen ganz anders ausgesehen hätte. Aber sie beobachteten mich lauernd. In dessen kalten Augen – wo darin der unbarmherzige Killerinstinkt schlummerte - lag ein Versprechen, dass sie zuschlagen würden, sollte ich unachtsam werden oder anfangen seelisch zu zerbrechen, welches mich zugrunde richten würde, und somit angreifbar wäre. Jede kleinste Schwäche würden sie schamlos ausnutzen. Würden durch ihrem Jägerinstinkt wissen wie sie vom Hinterhalt eiskalt angreifen würden, wenn sie eine Chance witterten. Von Lewis erfuhr ich mal, dass Cleo einst genau das beinahe passiert wäre, als Charlotte ihr so gemein mitgespielt hatte. Zum Glück kam Lewis noch rechtzeitig, bevor ein Hai ihr gefährlich werden konnte. Wieder zurück von meinen Gedanken in die Realität beobachtete ich nun die Haie um mich herum wachsamer. Ich mochte Tiere generell sehr gerne. Haie ebenso. Von Spinnen mal abgesehen verstand ich mich mit den Tieren wunderbar. Besser als mit so manch einem von den Menschen. Von diesen distanzierte ich mich etwas.

Auf der Suche nach den 4 MeerjungfrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt