Kapitel 8

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Ich griff also danach und sah den Namen 'Kayden Russell' auf dem Bildschirm leuchten.
Warum rief er mich denn jetzt noch an? Ich überlegte, ob ich seinen Anruf einfach ignorierte. Allerdings kam ich zu dem Entschluss, dass er mir möglicherweise etwas Wichtiges sagen wollte und nahm dem Anruf an.

„Keira, ich brauche dringend deine Hilfe! Mason dreht völlig am Rad!" brüllte Kayden ins Telefon.
"Wieso? Was macht er?"
"Komm einfach zurück!" forderte Kayden mich auf, aber ich entgegnete: "Muss das sein?"
"Ja, ich komm hier alleine nicht klar" bekam ich als Antwort.
„Okay, bin auf dem Weg" gab ich schließlich nach und zog mir wieder meine Jeans und meinen Pullover an.
"Lorna," flüsterte ich, "ich muss nochmal zu Kayden, er braucht meine Hilfe. Schlaf einfach weiter. "

Danach zog ich meine Jacke an und lief los. Draußen war es dunkel und kalt.
Nach einiger Zeit kam ich bei Kaydens Party an.
Es waren noch ein paar Leute da, allerdings waren es wesentlich weniger, als zu dem Zeitpunkt, als Lorna und ich gegangen waren.

In der Hütte war ziemlich schlechte Luft.
Es doch nach Alkohol, Rauch und - ich wollte es zwar nicht wahr haben - Erbrochenem.
Ich ging drei Schritte weiter in die Hütte hinein und sah Kayden.
Auch er bemerkte, dass ich wieder da war und joggte rüber zu mir.
"Hier riecht es echt schlimm" war das Erste, was ich sagte.
"Dann gehen wir kurz raus" schlug Kayden in einem fragenden Ton vor und ich stimmte zu.
Als wir draußen waren, begann Kayden zu erklären, was das Problem war.
"Also, Mason ist gerade ein bisschen streitsüchtig und legt sich alle zwei Minuten mit jemandem an."
Er wirkte sehr genervt.
"Auch mit mir" ergänzte er dann.
"Und was soll ich jetzt mit ihm machen?" fragte ich, woraufhin er mich bat: "Rede mal mit ihm und überzeug' ihn, nach Hause zu gehen."
Zwar wusste ich nicht, wieso Mason auf mich hören sollte, aber ich versuchte es. Dankbar nickte Kayden mir zu.
"Du bist die Beste."

Bevor ich die Hütte erneut betrat, atmete ich einmal tief ein und ging dann hinein.
"Wen haben wir denn da?" hörte ich eine Stimme neben mir.
Plötzlich stand jemand neben mir und legte seinen Arm um meine Schultern.
"Ach Austin, mal wieder zu viel getrunken?" begrüßte ich ihn mit einer gekünstelten Freude, während ich seine Hand von meiner Schulter schob.
"Ich hab gar nicht viel getrunken" lallte er, sodass ich ihn kaum verstand.
"Jaja, ich merk's."
"Ey," begann plötzlich jemand zu brüllen, "verzieh dich, du Spinner!"
Es war Mason, der mit dem Finger auf Austin zeigend in unsere Richtung lief.
Ich trat einen Schritt nach vorne und hielt Mason fest.
"Was ist denn los mit dir?" fragte ich ruhig, aber Mason versuchte mich zur Seite zu schieben, um näher an Austin heranzukommen.
"Fass sie noch einmal an" drohte Mason und zeigte wieder auf Austin.
"Ohje, meinst du etwa so?" fragte Austin, zog mich an sich heran und legte seine Hand auf meine Schulter.

In dem Moment holte Mason aus und schlug Austin ins Gesicht.
Nach einem kurzen Taumeln schlug Austin zurück und die beiden begannen eine Prügelei.

Kayden, der nach unserem Gespräch noch draußen bei ein paar seiner Freunde geblieben war, stürzte in die Hütte.
"VERDAMMT," brüllte er, "KÖNNT IHR EUCH NICHT EINFACH MAL ZUSAMMENREIßEN?"
Er ging sofort auf Austin zu und versuchte seine Arme festzuhalten. Alle anderen Leute standen nur daneben und sahen zu, also bleib mir nichts anderes übrig, als mich selber um Mason zu kümmern.
Ich versuchte nach einem seiner Arme zu greifen, doch es gelang mir nicht.
"Mason, hör auf!" schrie ich ihn an. Er reagierte nicht.
Ich versuchte wieder ihn festzuhalten, aber plötzlich bekam ich einen Schlag ab. Ich spürte den Schmerz, der auf der Stelle in mein Gesicht strömte und stolperte zurück. Es war eine dumme Idee, mich einzumischen.

"Scheiße, Keira" fluchte Kayden und kam auf mich zu gerannt.
"Alles okay?" fragte er sofort und ich antwortete: "Es tut weh, aber geht schon. Kümmer dich lieber um Mason und Austin."
"Setz dich da hin und wenn was ist, sag Bescheid. Ich hole etwas zum Kühlen."
Er stand auf und lief zum Kühlschrank, um Eis zu holen. Schnell kam er zurück und gab es mir, bevor er sich der Prügelei widmete. "VERDAMMTE SCHEIßE, KANN MIR MAL JEMAND HELFEN?" brüllte er und bekam schließlich auch Hilfe von ein paar Jungs.

Nach kurzer Zeit hatten sie die Prügelei endlich beendet, allerdings nicht früh genug, denn sowohl Austin, als auch Mason hatten Blut im Gesicht und an den Händen.
Mason ließ sich schließlich auf eine Bank fallen, während Austin wütend die Hütte verließ.
Kayden kam kurz zu mir und fragte, wie es mir ginge.
"Soweit wieder ganz okay" antwortete ich.

Ein wenig erleichtert sah Kayden mich an, bevor er zu Mason ging. Ich stand auf und folgte ihm.
Dann standen Kayden und ich vor Mason.
"Das sieht schlimm aus" stellte ich fest.
"Er wird's überleben" entgegnete Kayden und forderte Mason danach auf, ins Bad zu gehen und sich die Hände und das Gesicht zu waschen.
Mason stand auf und taumelte nach vorne. Er hielt sich an Kayden fest.
"Mir geht's super" behauptete Mason, doch ich widersprach ihm: "Sieht aber nicht danach aus."

"Ich bringe dich dann mal ins Bad," begann Kayden, "ich denke ich komme allein klar. Danke dir und ich hoffe, deinem Auge geht's wirklich gut."
"Ich mache das, bleib du hier, sonst wäre ich ja umsonst wiedergekommen." Ich griff nach Masons Arm und zog ihn hinter mir her, zum Badezimmer. Während ich das Blut von Masons Händen und seinem Gesicht abwischte, verzog er keine Miene. Der Alkohol schien sein Schmerzempfinden zu unterdrücken. Er sagte kein Wort, bis wir das Bad wieder verließen und ich mich schließlich verabschiedete: " Ich gehe dann mal, Tschüss."
"Bis dann" rief Mir Mason hinterher, als ich die Hütte verließ.

Ich bemerkte , dass kaum noch Leute da waren. Nur um die fünf Personen befanden sich in der Hütte und draußen standen noch zwei.

Am nächsten Morgen - eigentlich Mittag - beklagte Lorna sich ständig über ihre Kopfschmerzen.
"Das liegt am Alkohol, davon hast du zu viel getrunken" warf Irene ihrer großen Schwester grinsend vor.
"Schon klar, du Schlaumeier" seufzte Lorna.

Wir aßen Mittagessen, das Irene gekocht hatte, weil Mr. und Mrs. Morrison immer noch nicht von ihrem Urlaub zurückgekommen waren und Lorna und ich sehr lange geschlafen hatten.
Als ich im Badezimmer in den Spiegel geschaut hatte, musste ich feststellen, dass ich ein blaues Auge hatte.
Während Irene die Nudeln gekocht hatte und Lorna und ich den Tisch decken, hatte ich den beiden schon erklärt, was passiert war.
Lorna könnte sich nur noch dunkel daran erinnern, dass ich nochmal gegangen war und von ihren Schwärmereien über Kayden und die Behauptung, dass Mason und ich ein gutes Paar wären, wusste sie gar nichts mehr.
Sie behauptete sogar, dass ich mir das nur eingebildet hätte und sie sowas niemals sagen würde.

Plötzlich erinnerte ich mich an die Sprachaufnahme.
Ich musste grinsen und holte mein Handy aus der Tasche. Dann suchte ich kurz die Aufnahme, stellte die volle Lautstärke ein und spielte sie ab.

'Ich, Lorna Morrison, finde, dass Kayden und Mason gar nicht so schlimm sind, wie ich sonst immer dachte und Mason findet Keira gut und die beiden würden gut zusammenpassen und ich finde Keira sollte Mason eine Chance geben'

tönte es aus meinem Handy.
"Nein, nein, nein. Das ist doch jetzt nicht wahr" seufzte Lorna, schüttelte den Kopf und vergrub ihr Gesicht in den Händen.
"Das hast du aber niemandem gezeigt, oder?" fragte sie mich in vorwurfsvollen Ton.
"Nein, hab ich nicht" versicherte ich ihr und sie war sichtlich erleichtert.
Irene machte sich immer noch über ihre Schwester lustig: "Du warst ja völlig besoffen."
"Wenn du erstmal besoffen nach Hause kommst, dann lache ich dich auch aus" drohte Lorna.

Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: "Aber Keira, was machen wir denn mit deinem Auge? Dein Dad wird verrückt, wenn er das sieht."
"Genug Make Up drauf und er wird's bestimmt nicht merken" antwortete ich und Lorna nickte, allerdings sah sie noch ein wenig besorgt aus.
"Das glaubst du doch nicht wirklich, Keira," begann Irene, "er wird das merken, Schminke hält nicht ewig und du kannst sie nicht alle zehn Minuten neu machen."
Sie hatte recht, also musste ich mich schon mal bereit machen, eine Menge Ärger zu bekommen, wenn ich nach Hause kam.
Nicht nur, weil ich ein blaues Auge hatte, sondern schon allein, weil ich auch nur auf die Party gegangen bin.

nachdem die Welt erloschen warWo Geschichten leben. Entdecke jetzt