Kapitel 10

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13 Jahre später:

Der Weg von Lornas Haus zu Unserem war zu Fuß zu schaffen.
Ich lief einige Zeit durch den Schnee und kam schließlich in unserer Straße an.
An einigen anderen Häusern musste ich noch vorbei laufen, bis ich bei Unserem ankam.
Hin und wieder begegnete ich der ein oder anderen Person und grüßte sie.

Schließlich war ich fast Zuhause, als Masons Vater nach mir rief: "Guten Nachmittag, Keira."
Ich schaute zu ihm und winkte. "Guten Nachmittag!"
"Kommst du mal bitte her" forderte Callum mich auf, woraufhin ich die Straße überquerte.

Als ich näher kam, veränderte sich sein Blick. Er sah plötzlich besorgt aus und kurz darauf eher wütend.
"Was ist mit deinem Auge passiert?" fragte er sofort.
"Ach, das sieht schlimmer aus, als es ist" erklärte ich.
"Hat dein Vater etwas damit zu tun?"
Callums Gesicht verfinsterte sich.
"Nein, wieso?" fragte ich verwirrt.
"Ich mache mir Sorgen, Keira. Mason hat mir erzählt, dass dein Vater dir verbietet mit meinem Sohn zu reden."
"Ja, ich denke, das liegt an dem Vorfall zwischen euch. Ich weiß zwar nicht, was passiert ist, aber es scheint Dad sehr zu beschäftigen" erzählte ich und Callum schüttelte ungläubig mit dem Kopf.
"Das glaube ich einfach nicht," begann er entsetzt, "er hat es dir immer noch nicht erzählt. Unmöglich."
"Was ist denn passiert?" wollte ich wissen, jedoch antwortete Callum nur, dass Dad es mir selbst erzählen soll und ging in sein Haus.

Jetzt stand ich da.
Ich wusste weder, was das Problem meines Vaters war, noch was Callums Problem war.
Also ging ich wieder über die Straße und betrat schließlich unser Haus.

Es war Samstag Nachmittag, Dad war Zuhause und kurz nachdem ich die Haustür geöfftet hatte, kam er mir auch schon entgegen.

"Keira Davis, du hast dir eine Menge Ärger eingebrockt!" schimpfte er.
Doch als er mein Auge sah - ich hatte beschlossen, es ihm nicht zu verheimlichen - wurde er für einen Moment still, bevor er begann, mich anzubrüllen.
"WAS IST MIT DIR PASSIERT? ICH HABE ES DIR GESAGT. DU HAST MAL WIEDER NICHT AUF MICH GEHÖRT UND DAS HAST DU JETZT DAVON. WER WAR DAS UND WARUM?"
"Schrei mich doch bitte nicht so an, das ist nichts schlimmes. In zwei Tagen ist das wieder weg" versuchte ich ihn zu beruhigen, doch das nützte nichts.
"DAS WAR MASON, STIMMT'S? ICH HAB DIR DOCH VERBOTEN, AUF SEINE FEIER ZU GEHEN!" brüllte mein Vater immer noch.
Auch meine Stimme wurde lauter: "Wie kommst du darauf, dass er das war? Was für ein Problem hast du mit ihm?"
"GEH IN DEIN ZIMMER, DU HAST HAUSARREST!" wich Dad meiner Frage aus und ohne zu widersprechen ging ich in mein Zimmer.

Ich wollte nicht mehr mit meinem Vater reden, weil ich mir sehr sicher war, dass er mir etwas verheimlichte.
Er würde es mir eh nicht erzählen, weil das Thema anscheinend einen wunden Punkt bei ihm traf und ich hatte keine Lust auf noch mehr Ärger.

Während ich auf meinem Bett saß, überlegte ich, ob Mason seinem Vater noch gar nicht begegnet war, denn er musste noch um einiges schlimmer als ich aussehen.
Ich war mir nicht sicher, ob ich nachfragen sollte, wie es ihm ging, aber schließlich entschloss ich mich, es zu tun.
Also nahm ich mein Handy und tippte eine Nachricht ein: 'Wie geht's dir nach gestern Abend? Du sahst nicht gut aus." Ich zögerte. Würde er dann denken, dass ich mir Sorgen um ihn mache? Wir waren ja nichtmal befreundet.
Ich löschte die Nachricht also doch wieder und legte mein Handy weg.

Daraufhin machte ich meinen Laptop an, weil ich eigentlich eine Serie weitergucken wollte, aber mich ließ das Gefühl nicht los, wissen zu wollen, was zwischen Dad und Callum passiert war.
Also googelte ich zuerst den Unfall und hoffte, einen Zeitungsartikel zu finden.
Vielleicht stand dort noch etwas drin, was ich nicht wusste, schließlich war ich erst vier Jahre alt, als er passierte.

Ich hatte erwartet, dass es mir schwer fallen würde, die Artikel zu lesen, doch so war es nicht. Im Gegensatz zu meinem Vater schien ich besser damit klarzukommen.

nachdem die Welt erloschen warWo Geschichten leben. Entdecke jetzt