Kapitel 13

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»Setzt euch«, forderte Rico sie auf und begann, Leons Kakao zuzubereiten, »Willst du auch was trinken?«

»Eine Cola wäre nett, wenn ihr welche da habt«, antwortete Nils und ließ sich ebenfalls am Küchentisch nieder.

»Au ja, bekomme ich auch eine Cola, Mappi?«, bettelte Leon.

»Nein, du bekommst Kakao. Wenn du jetzt Cola trinkst, kannst du erst recht nicht einschlafen.«

Brummelnd schmollte der Kleine vor sich hin.

»So, nochmal von vorne. Ich bin Rico und du heißt Nils. Was führt dich her?«, fragte er und stellte Leon seinen Kakao hin.

Nils erzählte nach einem Seitenblick auf das Kind eine jugendfreie Version der bisherigen Geschehnisse. Mit aufgerissenen Augen hatte der Kleine ihm zugehört und meinte fast ehrfürchtig: »Böse Männer verfolgen dich? Cool!«

»Wölfchen, trink deinen Kakao leer, es ist Schlafenszeit.«

»Aber Mappi ...«

»Keine Widerrede! Es ist schon viel zu spät, Leon. Du gehst jetzt ins Bett.«

»Wieso nennt er dich ›Mappi‹?«

Rico lächelte.

»Als Leon sprechen gelernt hat, nannte mich die eine Hälfte des Rudels und der lieben Verwandtschaft Mami, die andere Hälfte Papi. Er hat das irgendwann vermischt und da ist dann Mappi entstanden und hat sich bis heute gehalten. Nathan war immer Paps, bis ihm die Kinder aus dem Rudel eingeredet haben, dass Paps ›uncool‹ ist und seitdem ist er Dad. Aber jetzt geht Leon schlafen, nicht wahr?«

Rico nahm ihn an der Hand und zog ihn trotz Widerstands aus der Küche.
»Bin sofort wieder da«, sagte er zu Nils.

Gleich darauf dröhnte Ricos tiefe Stimme aus dem Wohnzimmer:

»Meinen Benjamini einfach wegschmeißen? Hast du sie noch alle? Ihr werdet schön einen anderen Blumentopf holen und ihn neu einpflanzen! Ich glaub, es hackt!«

Danach war wieder Stille. Als Rico nach zehn Minuten immer noch nicht zurück war, wurde es Nils alleine in der Küche zu dumm und er ging ins Wohnzimmer. Er prustete los, als er das Bild sah, das sich ihm bot. Ed und Nathan saßen nebeneinander auf dem Boden und pflanzten gemeinsam den lädierten Busch in einen neuen Topf ein. Rico stand wieder mit in die Seiten gestemmten Armen daneben und führte strenge Aufsicht. Dariston hatte sich anscheinend erfolgreich aus dem Staub gemacht.

»Ach, ist das süß! Der schreckliche Vampir und der große böse Wolf pflanzen Blümchen!«, lachte er los, was ihm von beiden einen finsteren Blick einbrachte.

Es klopfte an der Tür. Rico öffnete und ein Mann Mitte dreissig stand vor ihm mit einem schwarzen Arztkoffer.

»Aaron! Komm rein!«, begrüßte er ihn und bedeutete ihm, hereinzukommen.

»Luna«, grüßte der Arzt zurück und warf einen kritischen Blick auf Ricos Bauch. Er schaute sich kurz in dem verwüsteten Wohnzimmer um, aber sagte nichts dazu.

»Alpha, du hast mich gerufen. Was gibt es denn so Dringendes?«

»Ah, Aaron, gut, dass du da bist.«

Nathan klopfte sich die Hände ab und stand auf. Er sah seine Chance, dem entwürdigenden Umtopfen zu entgehen. Die Stirn des Arztes runzelte sich, als er die fünf tiefen Kratzer auf der Brust seines Alphas sah. Mit einem Seufzen öffnete er seinen kleinen Koffer und nahm eine Sprühflasche heraus.

»Ach Alpha, du sollst doch nicht mit Ed raufen. Vampirverletzungen heilen immer so langsam!«

Er betastete die Wunden und sprühte alles großzügig ein. Nathan verzog schmerzvoll das Gesicht.

Gejagt!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt