Wütend war gar kein Ausdruck für die Ansprache, die seine Mutter am nächsten Morgen beim Frühstückstisch unter Taeyangs warnenden Blicken hielt.
Er war nicht laufen gegangen und hatte bis zehn durchgeschlafen, da niemand gekommen war, um ihn zu wecken. Die dunklen Flecken vor seinen Augen, während er sich das erste Mal in die Senkrechte begeben hatte, waren verschwunden und seine Hände zitterten nicht, als er versuchte sich seine Socken anzuziehen.
Dafür jedoch hatte er unfassbar schlechte Laune.
In der Nacht hatte er von der Regenbogenstrecke geträumt. Er hatte einen Autounfall gehabt und Taehyung musste ihn aus der Karosserie seines Wagens ziehen, bevor es in die Luft geflogen war. Die Strecke hatte sich kurz zuvor jedoch aufgelöst und sie hatten sich in Taehyungs Zimmer wiedergefunden, wo ein großer Teller mit Schokoladenmuffins auf ihn wartete und ihn mit sanfter Stimme betörte, sich doch zu bedienen.
Doch das war nicht der Grund für seine Verstimmung. Der Grund war seine Mutter, die seinen Besuch gestern beschrieb, als wäre er nur knapp dem Fegefeuer entronnen. Auch wenn sie nicht seiner Unterzuckerung die Schuld dafür gab, sondern ganz abstrusen Dingen, die sowohl ihn als auch glücklicherweise Taeyang verwirrten.
Warum er nicht gesagt hatte, dass Taehyung so weit weg wohnte. Ob er überhaupt irgendwas von seinen Aufgaben gemacht hatte. Warum Taehyungs Mutter meinte, sie hätten Videospiele gespielt, anstatt zu lernen oder warum auch immer sie sich unbedingt treffen mussten. Warum er sich so hatte aufspielen müssen mit seinem kleinen Zusammenbruch... ausgerechnet als er irgendwo anders zu Besuch war. Warum er sich um 23:00 Uhr mit Schokomuffins vollstopfen musste...
Letzteres hätte er klarstellen können, doch aus irgendeinem Grund genoss er die Wut seiner Mutter. Wie die Worte gegen ihn krachten und absplitterten, als wären sie morsches Holz. Zu dieser Zeit konnte er das Gefühl der Gleichgültigkeit zwar noch nicht benennen, doch an jenem Morgen machte es alles, was ihn beschäftigte, wieder gut.
Dass er nicht laufen gegangen war und trotzdem sein Müsli vor sich hin mümmelte - das Gute mit den Zimtflocken, was nur wegen Taeyang eine Daseinsberechtigung in ihrem Vorratsschrank hatte.
Dass Taehyung vermutlich schon jedem in der Schule von seinem Zusammenbruch erzählt hatte und ihn am Montagmorgen die Hölle erwarten würde.
Dass er es gestern nicht geschafft hatte zu lesen.
Dass er seinen Zeichenkurs heute verpassen würde.
Dieses prickelnde Gefühl, das während seines Traumes heute Nacht durch seine Adern geflossen war.Als seine Mutter endete, sah er auf und lächelte sie an. So kalt und gequält, dass es selbst ihm in der Seele wehtat.
„Ich geh laufen", sagte er nach einem Moment der Stille zu ihr, schlürfte die Milch aus seiner Schüssel und erhob sich von seinem Stuhl, um Taeyang für das Frühstück zu danken.
Dann verließ er das Haus. Ohne Sportsachen, ohne Schlüssel.
Nur mit einer Münze in der Hand von der er Seokjin seine morgendliche Zeitung kaufen würde in der Hoffnung, er würde ihn bei seiner Rückkehr - so wie er es immer tat - aus Dank zu einem Tee einladen.Aber zuerst machte er sich auf den Weg zur nächstgelegenen Videothek des Viertels.
Und er lief langsam.
Sehr langsam.Am Montag war J noch immer nicht da und als er in den Bus einstieg, fiel ihm sofort auf, dass etwas anders war. Bob saß auf seinem Platz am Fenster und starrte traurig nach draußen.
Er war das ganze Wochenende nicht laufen gewesen, weshalb er seine Runde an diesem Morgen verdoppelt hatte und ein wenig geschafft war. Trotzdem keimten bei Bobs Anblick augenblicklich verschiedene Gedanken auf, was mit J passiert sein mochte und er vergaß seine Müdigkeit.
Als Bob ihn entdeckte, fuhr er sofort hoch, um ihn auf seinen Fensterplatz zu lassen, doch er schüttelte nur den Kopf und lächelte aufmunternd, bevor er sich neben ihm niederließ und die Arme um seinen Rucksack legte.
Die Fahrt verlief schweigend und erst am Ende fiel ihm auf, dass Bob still vor sich hin geweint hatte.
„Hier", murmelte er leise und hielt ihm eine Packung Taschentücher hin, die er aus seiner Jackentasche gekramt hatte.„Danke", antwortete Bob mit großen, roten Augen und in seinem Blick blitzte die stille Bitte auf nicht weiter nachzufragen. Ohne ein Wort zu sagen, kam er ihr nach.
Warum fühlt sich das Wochenende im Lockdown eigentlich immer so an, als würde man sich nur darauf vorbereiten Montag wieder in die Schlacht der Konferenzen und Schulaufgaben zu ziehen?
Btw... ich hab mir für diesen Lockdown wieder ein Malen nach Zahlen bestellt und weil ich die Harry Potter Hörspiele nicht mehr finde, währenddessen angefangen Serien zu gucken, die ich früher mal geguckt hab... kennt irgendeiner von euch Unreal (Amazon Prime Video)?
♡
DU LIEST GERADE
End of Spring ⇢ Taekook
FanfictionJeon Jeongguk ist ein Wunderkind (wie seine Eltern es ausdrücken würden), ein Freak (wie er es ausdrücken würde) und der faszinierendste Junge der Welt (wie Taehyung es ausdrücken würde). „Das Ende des Frühlings... diese Zeit ist wie der Absprung in...