11. Vergangenheit. Gegenwart. Zukunft.

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Nach einer Weile konnte sich Guilia auf rappeln und wieder einigermaßen klar denken. Sie lief auf wackligen Beinen zum Schlafzimmer ihrer Eltern. Leer. Niemand war da. Sie vermutete schon einen Erpresserbrief zu finden, doch in dem Zimmer war nichts dergleichen. Erst nun bereute sie es, Chris weggeschickt zu haben, denn eigentlich wollte er bei ihr übernachten, jedoch konnte Guilia ihn vor ihrer Haustür überreden, doch nach Hause zu gehen, worauf er zögernd zustimmte. Sie war also allein zu Hause. Aber sie wollte jetzt nichts sehnlicher, als Chris an ihrer Seite zu haben. Also lief sie schnell in ihr Zimmer, nahm ihr Handy vom Schreibtisch und rief ihn an. Schon nach dem zweiten Piepen nahm er ab und nuschelte schlaftrunken: "Was los, Guilia?" Sie wollte gerade etwas sagen, doch dann fing sie wieder an jämmerlich zu schluchzen, worauf ihr Christos hellwach versicherte: "Ich bin gleich da..Aber bleib bitte am Telefon. Wir reden während ich zu dir komme, okay?" Vor lauter Verwirrung nickte Guilia, obwohl er sie nicht sehen konnte, krächste dann aber doch noch ein schwaches "Ja.." vor sich hin.

Die Zwei redeten über banale Dinge, wie die Mathe Hausübung, der Einglisch Test, oder ähnliche normale Sachen, die im Moment einfach keinen Platz in Guilias Leben fanden. Als es dann klingelte, rannte Guilia hinunter und fiel Christos um der Hals. "Was ist passiert?", fragte Chris besorgt. Guilia sagte nicht und führte ihn stattdessen ins Bad, das immer noch rot glänzte.  "Oh, mein Gott..Ist das Blut?", hauchte er und schaute Guilia geschockt an, woraufhin sie nickte. "Meinst du es war Lucius?", fragte er sofort weiter. "Ich weiß es nicht..Ich weiß es einfach nicht.", erwiderte sie kopfschüttelnd. Christos stieß mit dem Fuß kräftig gegen den kleinen Badezimmerschrank und knurrte:" Ich hätte doch da bleiben sollen! Verdammt! Wäre ich geblieben, wäre das hier gar nicht passiert!" "Es ist nicht deine Schuld. Ich hab doch gesagt, dass du gehen sollst.", versuchte Guilia ihn zu beruhigen, zog ihn erst einmal hinaus in den Gang. "Meine Eltern sind nicht da und wenn möglich sollten sie das auch nicht sehen..Ich weiß nicht wo sie sind und wie lange sie nch weg sind, also.. Würdest du mir helfen beim sauber machen?... Du kannst dann auch hier übernachten, okay?", probierte sie ihn mit brüchiger Stimme zu überreden. Er nickte und die Beiden machten sich sofort an die Arbeit.

Nachdem sie das Putzwasser gemacht hatten und alles schon vorbereitet hatten, fing Christos plötzlich an: "Sag mal... hattest du schon einen Freund vor mir?" Guilia zögerte, doch dann entgegnete sie: "Ja. Er hieß Alejandro, aber wir haben uns... auseinander gelebt. Von dem abgesehen sind wir umgezogen und ja...Du?" "Nein.", antwortete Chris kurz und bündig, was Guilia etwas aus der Bahn warf. "Was? Du hattest noch keine Freundin vor mir?" "Ja, du bist die erste..und die Einzigste." "Und warum?" "Es hört sich vielleciht kitschig und etwas komisch an, weil Jungs das ja eigentlich nicht sagen und so.. aber ich will nicht einfach mit einer zusammen sein bei der ich mir nicht sicher bin ob sie die Richtige ist. Ich will nicht unnötig Gefühle verletzen, verstehst du?" Guilia nickte und wollte ihn eigentlcih weiter ausquetschen, doch da hatte schon Chris das Wort ergriffen: "Was hast du eigentlich früher gemacht? Was machst du gerne? Erzähl mir einfach etwas über dich!" "Ähm.. okay, also ich liebe es zu lesen, schwimme gern..äh, nein keine Ahnung irgendetwas genaueres vielleicht?" Und so fingen sie an sich gegenseitig auszufragen von peinlichen Geschichten von früher bis zum dümmsten Tick, den sie hatten. Man musste schon sagen, dass sie viel Spaß ahtten, obwohl es 2:00 Uhr nachts war und sie eine Art Drohung aus Blut von den Badezimmerfließen wischten.

Schließlich kam von Guilia die Frage, die die Stimmung kippen ließ: "Was war das schlimmste das du jemals ausgefressen hast?" Stille. "Jetzt komm, sag schon es kann doch nicht so schlimm gewesen sein!" "Doch...Ich hasse mich dafür." Guilia hörte auf zu wischen, ging zu ihm hinüber, drehte ihn zu sich um und bittete: "Komm, sag es mir. Ich werd' dich schon nicht schlagen." Christos atmete ein paar Mal tief durch dann fing er an: "es ist nicht einmal ein ganzes Jahr her. Wir feierten meinen 15. Geburtstag und natürlich brachte auch jemand Alkohol mit. Früher war mir das egal. Ich hab geraucht, getrunken... Wir waren schon ziemlich angetrunken und wollten noch mehr besorgen, weil wir schon nichts mehr hatten. Ich wollte umbedingt fahren, weil ich so stolz war, dass mein Vater mir schon beigebracht hat Auto zu fahren, doch ich bin am Steuer eingepennt und bin in einen LKW gekracht. Aber das war ja nicht genug..Ich habe eine Frau mit dem Kinderwagen mitgerissen. Die Frau ist gestorben, das Kind hat mit schweren Verletzungen überlebt, mein Bruder und seine Freundin sind gestorben und mein bester Kumpel ist für immer querschnittsgelähmt. Ich lag nach dem Unfall drei Tage im Koma und glaub mir ich wünschte ich wäre einfach nie wieder aufgewacht..." Guilia kullerte eine Träne über die Wange. Sie umarmte Chris fest und flüsterte ihm dann ins Ohr: "Es war nicht deine Schuld...So etwas kann immer passieren. Das ist das Schicksal. Ohne das Schicksa hätten wir uns auch gar nicht kennen gelernt, oder?" Wenn Guilia ehrlich war, wusste sie nicht wie sie mit diesem Schlag ins Gesischt klar kommen würde, jedoch wollte sie wenigstens versuchen ihn zu trösten, denn so ein Schicksalsschlag hatte niemand verdient. Guilia sah noch einmal kurz auf küsste ihn zärtlich, dann machten sie mit der Arbeit weiter und as sie nach einer wieteren Stunde endlich fertig waren, beschlossen sie gleich ins Bett zu gehen, denn sie waren beide vollkommen fertig und wollten nur noch eins:  Arm in Arm einschlafen.

Herzklopfen?[zurzeit pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt