Kapitel 11

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"Liiiinuuus!" rief Merle. Kurze Zeit später kam ihr älterster Bruder ins Zimmer gerannt. "Was ist?" fragte er und lehnte sich in den Türrahmen. "Also du hast mich doch gaaaanz dolle lieb und.." setzte sie an und lächelte ihn dabei übertrieben an. "Und deshalb willst du dass ich was tu?" unterbrach er sie. "Kannst du mich vielleicht zum Bahnhof fahren. Fynn fährt mit seinen Eltern weg, aber sie waren bis jetzt bei seinen Großeltern." erklärte sie. "Ja ist schon gut." seufzte er. Sie fiel ihm um den Hals und wuschelte ihm durch die Haare. "Merle." warnte er sie. Sie lächelte ihn an und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Na dann komm." forderte er sie auf.

Die Wochen waren wie im Flug und ohne weitere Vorfälle vergangenen. Inzwischen waren auch schon Herbstferien. Merle hatte viel Zeit mit Jonah und Noah verbracht, denn Fynn musste die meiste Zeit arbeiten oder lernen. Sie hatte die beiden anderen umso mehr in ihr Herz geschlossen.

"Ich warte hier, also mach nicht so lange." sagte Linus. "Jaja, danke." verabschiedete Merle sich und rannte in den Bahnhof. "Fynn!" rief sie als sie ihn erblickte. "Hey Kleine." er schloss sie in seine Arme und hob sie hoch. "Was machst du denn hier?" fragte er leise. "Ich wollte mich nur von dir verabschieden." erklärte sie ihm und lächelte. "Du bist süß." flüsterte er. "Fynn, komm!" rief Ada. "Ich muss." sagte er. "Dann geh." forderte sie ihn auf. "Okay, bis dann." Er küsste sie. "Bis dann." hauchte sie und drückte sich nochmal an ihn. Er küsste ihren Scheitel und ließ sie dann los. Er stieg in den Zug und setzte sich ans Fenster. Sie grinste ihn an und winkte noch einmal bevor der Zug losfuhr. Sie merkte wie ihr eine Träne über die Wange lief. "Nicht traurig sein, er kommt doch wieder." Jemand legte seinen Arm um sie und sie wusste sofort wer es war. "Das ist es ja." scherzte sie. "Müsstest du nicht im Zug sitzen Jonah?" fragte sie dann. "Nein." erwiderte er. "Und wieso nicht?" hakte sie nach. "Ich fahr nicht so gern zu meiner Tante." erklärte er. "Und wie kommst du jetzt nach Hause?" Sie sah ihn an und grinste. "Schon mal was von der Bahn gehört? Ist eine nette Erfindung." Merle schien kurz zu überlegen. "Ja doch, schon mal gehört, aber ich bevorzuge das Auto und das solltest du auch tun." spielte sie mit. Er nickte und sie gingen zusammen zum Auto.

"Ich hab dir was mitgebracht." teilte sie Linus mit als sie die Autotür öffnete. "Kann man es essen?" fragte er sofort. "Man kann, solltest du aber nicht." sagte sie und ließ sich fallen. "Linus das ist Jonah und Jonah das ist Linus, mein ältester Bruder." stellte sie die beiden kurz vor. "Und du hast ihn gerade im Bahnhof gefunden und dachtest, dass du ihn einfach mal mit nimmst?" hakte er nach. "Eigentlich ist er Fynn's älterer Bruder." erklärte sie und sah sofort wie Linus sich anspannte. Sie lächelte ihn an und er fuhr los.

"Kommst du noch mit rein?" fragte Jonah als sie vor der Wohnung standen. "Ich weiß nicht." sie stockte und sah zu Linus. Der sah von seinem Handy auf, lächelte und nickte. "Ja ich komm noch mit rein." bestätigte sie. Sie umarmte ihren großen Bruder. "Er scheint nett zu sein." flüsterte er. "Er ist nett." raunte sie ihm zu. "Bis später." verabschiedete Linus sich und rannte die Treppe nach oben.

"Also wieso bist du nicht mitgefahren?" Merle saß auf Jonah's Bett und sah in erwartungsvoll an. Seine Miene änderte sich schlagartig, er hatte nicht erwartet, dass sie nochmal nachfragen würde. Es wurde ruhig im Zimmer. Man hörte wie die Beiden atmeten. Jonah's Räuspern unterbrach diese unangenehme Stille. "Da gibt es keinen besonderen Grund." weiste er sie ab. "Komm mal mit." Er reichte ihr seine Hand und sie ergriff sie sofort. Ein Gefühl von Geborgenheit durchströmte sie. "Wohin gehen wir?" fragte sie, doch bekam keine Antwort. Sie liefen aus der Wohnung, die Treppe hinauf. Dort öffnete Jonah eine Tür, die Merle bisher nie aufgefallen ist. Dahinter befand sich eine weitere Treppe, die sie hoch liefen. Als Jonah dann die Tür am Ende der Treppe öffnete schien ihr die Sonne ins Gesicht. Sie folgte ihm nach draußen und war überwältigt. Sie konnte über die gesamte Stadt blicken. "Warst du noch nie hier?" fragte Jonah als er Merle's Blick sah. Als Antwort schüttelte sie den Kopf. "Das ist...unglaublich schön." murmelte sie. Er lächelte und sah dann auf ihre Hand, die seine die ganze Zeit über nicht losgelassen hatte. Er ließ sie schnell los und sie sah ihn verwirrt an. "Ist was?" fragte sie. Als Antwort schüttelte er seinen Kopf. "Nein..es ist nur...du bist mit die Freundin von meinen kleinen Bruder." erklärte er stockend. Sie lachte auf. "Ach und weil ich seine Freundin bin, heißt das, dass wir nicht befreundet sein dürfen oder wie?" Jonah wusste, dass seine Erklärung nicht gerade die beste war. "Ja du hast schon recht..." murmelte er. "Aber?" fragte Merle neugierig. Doch bevor Jonah ihr antworten konnte klingelte ihr Handy. Sie sah kurz drauf und lächelte. "Du kannst dich bei meinem Bruder bedanken, er hat dich jetzt gerettet." sagte sie bevor sie ans Handy ging. "Ja?" fragte sie. "Komm schnell her!" rief Eemeli. "Warum soll...?" setzte sie an, doch ihr Bruder hatte schon aufgelegt. "Was ist los?" Jonah sah sie fragend an. "Eemeli meinte ich solle runter kommen." erklärte Merle, während sie ihr Handy wieder in ihre Hosentasche steckte. "Hast du eine Ahnung wieso?" hakte Jonah nach. Merle zuckte unwissend mit den Schultern. Beide hatten sich wieder in Richtung Treppe gemacht und somit auch Tür, die er ihr jetzt aufhielt. "Ich werde ja schauen was er meint." sagte sie als die Beiden vor ihrer Tür standen. "Bis dann." verabschiedete sich Jonah und beugte sich herunter um sie zu umarmen. "Bis dann!" rief sie ihm hinterher während sie die Tür, mit dem Schlüssel den sie in ihrer Jackentasche gefunden hatte, aufschloss. "Eemeli!" rief sie ihren Bruder und blieb im Flur stehen. Als sie keine Antwort bekam lief sie hoch und ging in sein Zimmer. Dort lag er, mit Kopfhörern im Ohr, auf seinem Bett als hätte er sie nie gerufen. "Ey Eemeli!" rief sie und schnipste mit ihren Fingern vor den Augen ihres Zwillingsbruders herum. Er schreckte auf und grinste sie dann an. "Was hast du angestellt?" fragte sie kritisch. "Nichts." wies er sie ab. "Aber..." fing sie an. "Kein aber, alles gut. Hab nur fast die Küche abgebrannt, aber es ist alles gut gegangen." sagte er während er sie aus seinem Zimmer scheuchte. Innerlich regte sie sich über ihren Bruder auf und hätte in die Luft gehen können, doch als sie ihr Zimmer betrat erstarrte sie. Ihr Mund ging auf und zu ohne, dass sie ein Wort heraus brachte, denn was oder besser gesagt wen sie da sah glaubte sie selber nicht.


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