Kapitel 8

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Als Merle ein paar Stunden später aufwachte lag Linus nicht mehr neben ihr. Sie stand auf und lief in die Küche, dort saß er mit Nahne und aß Frühstück. Sie erschrak sich, was machte er hier? "Guten Morgen Schwesterchen." sagte Nahne und lächelte. Sie setzte sich ihnen gegenüber und lächelte auch. "Versuch's erst gar nicht, du siehst beschissen aus, egal ob du lächelst oder nicht." Merle verschluckte sich an ihrem Kaffee und fing an zu husten. "Nahne, was soll das?" fragte sie empört. "Hast du heute schon in den Spiegel geguckt?" Merle schüttelte den Kopf. "Ist wahrscheinlich auch besser." plapperte er weiter. "Charmant wie immer." murmelte Linus. "Ich sag nur die Wahrheit." empörte sich sein Bruder. "Was machst du überhaupt hier?" fragte Merle. "Oh unser lieber Bruder hat mich angerufen, du schienst vorhin ziemlich fertig gewesen zu sein, da hab ich Samu früher verlassen." erklärte er. Merle verdrehte die Augen und warf dann Linus einen vernichtenden Blick zu. "Muss ich Angst haben, dass jeden Augenblick auch noch Dad und Eemeli hier auftauchen?" fragte sie, doch Linus schüttelte den Kopf. "Reg dich nicht auf Kleine, er macht sich nur Sorgen um dich." Nahne sah sie besorgt an. "Ihr müsst euch keine Sorgen machen." sagte sie. "Was war denn los?" fragte jetzt Linus. Bevor sie antworten konnte klingelte es. "Bist du ganz sicher, dass Eemeli und Dad nicht kommen?" sie sah Linus fragend an. Diesmal nickte er, stand auf und lief zur Tür. "Wer ist es denn?" rief Merle. "Fynn!" antwortete Linus. "Sag er soll verschwinden." sagte sie jetzt etwas leiser, aber immer noch so laut dass Linus sie hören konnte. Jetzt hörten Nahne und Merle nur Gemurmel. "Du sollst abhauen hab ich gesagt!" schrie Linus plötzlich und kurze Zeit später hörten sie wie er die Tür zu knallte. "Was ist passiert?" Merle seufzte und zog die Beine an. Ihre Brüder sahen sie erwartungsvoll an. "Also?" fragte Nahne. "Also er ist doch nicht nur ein Freund. Wir sind zusammen und wahrscheinlich hab ich über reagiert." Und dann erzählte sie alles.

"Er ist ein Idiot." murmelte Linus als sie fertig war. "Nein, er hat Angst sie an seinen besten Freund zu verlieren." verbesserte ihn Nahne und sah Linus vorwurfsvoll an. "Meinst du?" fragte Merle ihn. "Natürlich Prinzessin." er nickte. "Warum macht er dann sowas?" regte sie sich auf und legte ihren Kopf nach hinten. "Weil er verliebt in dich ist." erklärte Nahne. "Ihr Jungs seid schwierig." maulte sie. Sie stand auf und lief in ihr Zimmer. Sie sah auf ihr Handy, Fynn hatte sie mehrmals angerufen und geschrieben und auch von Luna hatte sie Nachrichten bekommen.

Luna: Können wir reden?

Merle: Klar

Luna: Ich hol dich ab, bis gleich.

Merle beschloss sich fertig zu machen und lief in ihr Bad. Dort sah sie in den Spiegel und Nahne hatte recht, sie sah beschissen aus. Sie versuchte die Rückstände des frühen Morgen zu beseitigen und war am Ende auch ganz zufrieden. Sie war gerade fertig mit umziehen als es klingelte. "Ich geh schon!" rief sie und lief in den Flur. "Was hast du vor? Du willst dich doch nicht mit Fynn treffen?" fragte Linus. Merle verdrehte die Augen und drehte sich zu ihm. "So weit kommt es noch." sagte sie. "Ich hab dich gut erzogen." er grinste. "Wenn nicht du, wer dann." sie umarmte ihn bevor sie die Tür aufmachte. "Hey." sagte sie und lächelte. "Hey, können wir irgendwo hinfahren wo es ruhiger ist?" Merle nickte. "Ich bin weg, bis später!" rief sie und schloss die Tür hinter sich. Sie liefen zur Bahn und stiegen ein. Ein paar Stationen weiter stiegen sie aus. Luna lief voraus und Merle folgte ihr. Sie kamen an einen See, sie liefen zum Steg und setzten sich. "Also was gibt es?" fragte Merle. "Ich weiß das von Fynn und dir und ich weiß auch was er gestern abgezogen hat und das war echt nicht okay. Kannst du ihm trotzdem verzeihen? Ich meine ihr seid noch gar nicht lange zusammen und..." Merle unterbrach sie. "Stopp Luna, atme!" rief sie. Luna holte tief Luft und atmete langsam wieder aus, dann lächelte sie. "Also?" sie sah Merle neugierig an. "Es war wirklich nicht okay was er gemacht hat, aber ich verzeihe ihm. Trotzdem muss er noch ein bisschen leiden, damit er sieht, dass er sowas mit mir nicht machen kann." erklärte sie. Luna schien erleichtert. "Bleiben wir noch ein wenig hier?" fragte sie und Merle nickte. "Gerne."

Sie blieben, bis die Sonne unterging, sitzen und unterhielten sich über alles Mögliche. Merle erfuhr einiges über Luna. Sie hatte Fynn in seiner dunklen Phase kennen gelernt. In der Schule war sie ein Außenseiter und wurde von Fynn's Freunden runter gemacht. Nachdem Luna für Fynn da war, wandte er sich von seinen Freunden ab und hielt sich an Noah und Luna.

Als Merle am Abend nach Hause kam fiel ihr etwas ein. Sie ging ins Wohnzimmer, wo ihre Brüder saßen und setzte sich zu ihnen. "Sag mal Linus weiß Mum eigentlich, dass Nahne jetzt schon da ist? Und Nahne hat Linus dir erzählt, dass er im Krankenhaus war?" sie grinste und ihre Augen funkelten belustigt. Ihre Brüder sahen sich an. "Verdammt!" rief Linus. "Was hast du schon wieder angestellt?" seufzte Nahne. Obwohl Linus der Älteste war, fühlte Nahne sich für seine Geschwister verantwortlich. Linus erklärte es ihm und Nahne regte sich auf, Linus hätte ihn Bescheid sagen sollen. Merle saß belustigt daneben, sie liebte es wenn sich ihre Brüder übereinander aufregen. "Grins nicht so Fräulein, du hättest mir auch Bescheid geben können." Merle zuckte mit den Schultern als hätte sie nichts davon gewusst. "Außerdem hast du Mum einiges zu erklären wenn sie nach Hause kommt und ich ihr erzähle, dass ich Nahne deinetwegen angerufen habe." Linus grinste triumphierend. "Würdest du dir weniger Sorgen um mich machen könnte er noch bei Samu sein." warf sie ihm vor. "Also soll es mir egal sein was mit dir ist?" fragte Linus sauer. "Das hab ich nicht gesagt." stöhnte sie genervt. "Kinder, nicht streiten, habt euch lieb!" rief Nahne und ließ seinen Kopf in seine Hände fallen. "Was kann ich denn dafür wenn er..." fing Merle an. "Ruhe jetzt!" schnitt er ihr das Wort ab. Sie verdrehte die Augen und ließ sich zurück in die Couch sinken.

Kurze Zeit später hörten sie wie die Wohnungstür aufging und ihre Mutter kam ins Wohnzimmer. "Nahne was machst du denn hier?" rief sie erstaunt. "Ich wollte dich nicht zu lange mit den Beiden hier alleine lassen." sagte er. Als Nahne zu Merle sah formte sie mit ihren Lippen ein "Danke" und auch Linus schien erleichtert zu sein. "Endlich mal jemand der vernünftig ist." seufzte sie. Merle und Linus sahen sie empört an. "Tut mir leid, aber ihr wollt mir doch nicht weiß machen, dass ihr vernünftig seid." entschuldigte sie sich. "Mum!" riefen Merle und Linus, doch ihre Mutter zuckte nur mit den Schultern. "Pfff." machte Merle gespielt beleidigt und auch Linus gab ein Geräusch von sich, das sich aber eher nach einem Grunzen als alles andere anhörte. Nahne und Merle sahen sich an und versuchten nicht zu lachen, aber sie schafften es nicht. Linus stand auf und lief aus dem Zimmer. "Das war nicht theatralisch genug!" rief Merle. Er kam noch einmal zurück und rannte diesmal aus dem Zimmer. "Besser?" fragte er als er wieder im Türrahmen erschien. Merle nickte. "Besser." erwiderte sie. "Gut, ich geh dann mal in mein Zimmer." sagte er und verschwand. "Ich werde dann auch mal gehen." Merle stand auf. Bevor sie das Zimmer verließ umarmte sie noch Nahne. "Ich bin froh das du wieder da bist." flüsterte sie. "Ich auch." Sie löste sich von ihm. "Bis morgen." sagte ihre Mutter. Merle lächelte und verließ das Zimmer.


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