Du.

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Jetzt stehen wir hier
Schweigen,
starren Löcher in die Wand
Und treiben uns lächerlich weit an des Wahnsinns Rand
Ich funkel dich abschätzig an
Du fauchst zurück
Ich frage mich, ob ich eigentlich noch anders empfinden kann
Während du ein abgewetztes Messer zückst

Hass quillt aus jeder Pore meines Körpers
Ich spüre, dass gerade die letzte Zelle gefüllt mit Verständis für dich verdorrt ist
Ich werfe dir vor Wut sprühende Wörter an den Kopf,
Du das Messer an die Wand
Es steckt tief im Putz
Und durchtrennt zwischen uns beiden das letzte verbindende Band

Gekappt, es hat geklappt.
Wir sind frei, schweben emotional aneinander vorbei,
Alles, was uns verbindet, verschwindet
In genau diesem Wimpernschlag, mit deiner Messerwerfertat.

"Das Ding ist, du fandest mich gar nicht so gut!"
schreie ich in tränender Wut.
Ich reiße das Messer aus der Wand.
"Du mochtest nur, wie gut ich dich fand!"

In einer schwungvollen Bewegung
Verlässt der metallene Mordgegenstand meine Hand
Und hagelt dich um

Erstarrt blickst du herab
Entdeckst, dass da matt
Und unscheinbar
Und dennoch völlig klar, hautnah
In deiner Brust ein Messer steckt.

Weg.
Der Druck auf meinen Herzen verschwindet
Wird ersetzt durch Schmerz, erfüllt einen anderen Zweck.
Jetzt erst erkenne ich, jetzt erst findet
Mein Kopf das fehlende Puzzleteil
Es macht mich zugleich heil und bindet
Den Schmerz an mich.

Der Mensch wird am Du zum ich.
Wie lächerlich.
Denn du bist ich.

Die Gedanken sind freiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt