Träumereien

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Ich sehe sie vor mir, klar und deutlich. Ihr schmales Gesicht, in dessen Mitte die schönsten Diamanten funkeln, die ich je gesehen habe, mit der edelsten Nase, geschwungen und immer hoch erhoben, und den vollkommensten Lippen, die meine Augen je erblickt haben. 

Das Lächeln lässt mein Herz leuchten und die ganze Welt gleich mit. Strahlen wie bei einem sanften Sonnenaufgang, den man zufällig entdeckt, während man aus dem Fenster der Straßenbahn schaut, und der einen mitten ins Herz trifft und das Gefühl gibt ein klein wenig Paradies zu schnuppern. 

Ich kann deutlich ihre Stimme hören, melodisch, klangvoll, lebendig. Mitreißend. Eine Stimme, die einen zu allem überreden konnte. 

Ihre langen Haare wehen vor meinen inneren Augen, verzaubern mich erneut. 

Ihr graziler Körper zieht mich an, bedingungslos. 

Ihr Erscheinungsbild ist wie ein menschenleerer Paradiesstrand, ein blumenbestückter, sonniger Hinterhof, das Tor zu einem paradiesgleichen Garten. Alles, was man sich wünscht. Mehr als man sich je erhofft hat. Einzigartig. Wunderbar.

Doch die ganze Zeit über habe ich den Ozean übersehen. Den Ozean, der uns beide trennt. Den Ozean zwischen uns, der stetig wächst  und unmöglich zu überqueren ist. Doch jetzt sehe ich ihn, klar, deutlich, realistisch. 

Für immer werde ich mich an die diamantenen Augen erinnern, die geschwungene Nase, die vollkommenen Lippen. Für immer werde ich das Sonnenaufgangslächeln in meinem Herzen tragen, ihre lebendige Stimme, die verzaubernden Haare. Ihre paradiesische Gestalt. 

Doch heute weiß ich, es sind nur Träumereien und die Träumereien dürfen bleiben, wenn sie Träumereien bleiben. 

Die Gedanken sind freiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt