Druck

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Da ist Druck auf meinem Herzen. Als würde jemand beständig seine knochige Hand darum schließen und mit unheimlicher Ausdauer zudrücken. 

Es schmerzt. Es schmerzt, als ob sich ein Messer immer wieder den Weg durch das feine Gewebe suchen und alles zerstören würde, was es dahinter vorfindet. 

Ich fühle mich schwach. So schwach, als ob gerade der letzte Tropfen Lebenssaft aus mir heraus fließen würde, um mich leer und hohl zurück zu lassen. Um mich dem Boden zurück zu geben, meinem Körper einen letzten Sinn zu geben. 

Mein Kopf dreht durch. Langsam und beständig drehen sich meine Gedanken immer wieder um dieselbe Person, werden schneller, surren unangenehm laut und lassen mich verrückt werden. Ich drücke meine Hände gegen die Schädeldecke, flehe stumm um ein wenig Ruhe; darum, dass ich einen Moment an nichts denken muss. 

Doch das funktioniert nicht. Immer weiter pumpt mein kaputtes Herz schwarzes Blut durch meine Adern, vergiftet meinen Körper, lässt meinen Kopf sterben. Es schmerzt. Nicht wie ein Messer, viel schlimmer. Unbeschreiblich. Es ist ein innerer Schmerz. Aus den Tiefen meiner Seele, der zerfressenen, alten, verschrumpelten Seele. Kaputt gegangen an dieser einen Person. Zerstört durch die giftigen Gedanken, die sie in Fetzen gerissen haben und mir keine andere Möglichkeit mehr lassen. 

Ich muss diesen Körper verlassen. Ich will meinen Kopf ausschalten, neu anfangen,  meine Erinnerungen löschen. Ich möchte alles so zurücklassen, wie es jetzt ist. Um zu fliehen. Weit weg, an einen neuen Ort, in einen neuen Körper, zu einer neuen Seele. Eine, die lebendig erstrahlt. So hell, dass ich geblendet werde. So hell, dass sie meinen Körper mit genug Liebe speisen kann, sodass er nicht wieder kaputt geht. Dass er nicht wieder verfault, sich selbst zerstört und am Ende weggeworfen werden muss. 

Doch das geht nicht. Ich bin immer noch hier, mit dem Schmerz in meiner Brust, dem Druck auf meinem Herzen, dem Gift in meinen Adern, dem Sirren in meinem Kopf und den Löchern in meiner Seele. Ich kann hier nicht weg. Ich bin gefangen in meinem eigenen Sein. 

17-06-2019

Die Gedanken sind freiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt