10. Du fühlst es doch auch

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„Nun wach auf, du Idiot!", riss eine tiefe Stimme Draco aus seinen Träumen. Bemüht versuchte er die schweren Augenlider blinzelnd zu heben und brummte verschlafen, als seine verschwommene Sicht langsam klar wurde. Pansy Parkinson saß mit Blaise auf dessen Bettkante, wo Zabinis Anzugsjackett und seine Quidditchuniform kreuz und quer herumlagen. Mit verschränkten Armen musterte die Slytherin den Blondschopf, als könnte sie irgendetwas an ihm entdecken oder ablesen. Ihr düsterer, vermutender Blick beunruhigte ihn, wobei Blaises nachdenkliche, skeptische Miene alles sogar schlimmer machte.

Es war nie gut, wenn Blaise nachdachte und grübelte, da dieser helle Kopf immer innerhalb kürzester Zeit eine Lösung oder eine Theorie aufstellen konnte. Wie auch heute, an dem Morgen nach dem Yuleball, der Draco nun einen ziemlichen Kater bereitete.

„Ist dir schlecht, Dray?", fragte Pansy mit gespielter, mitleidiger Stimme und legte den Kopf schief.

„Krank sieht er aus.", fügte Blaise hinzu und öffnete die schwere Holztür zum Gang hinaus, der immer schön kühl und frisch belüftet war, obwohl sie ihren Gemeinschaftsraum und die Schlafsäle in den Kerkern und noch dazu unter Wasser hatten. Draco teilte sich ein Zimmer mit Blaise und Walter Quester, von dem beide Jungen immer gegen Bezahlung die Hausaufgaben abschrieben und froh darüber waren, dass er sich hier nie blicken ließ und jede freie Minute in der Bibliothek verbrachte.

„Wie bist du überhaupt hier reingekommen, Pans?", murmelte Draco und griff nach einer Flasche Wasser, die auf seinem Nachttisch stand. Es tat gut seinen trockenen Hals mit der kalten Flüssigkeit etwas zu beleben und seinen Kopf nach dem tiefen, etwas zu tiefen Schlaf zu erfrischen.

„Oder gibt es etwas dass du mir jahrelang verschwiegen hast?", meinte er leise lachend und nahm noch einen Schluck.

Pansy schien seinen gemeinen Witz nicht zu verstehen und legte die Stirn in Falten.

„Was hätte ich dir verschweigen sollen, du Schwachmat?", meinte sie genervt von Dracos fließendem Sarkasmus, den sie schon seit Jahren ertragen musste.

„Das hier ist ein Jungenschlafsaal. Mädchen bleiben meistens mit den Füßen auf dem Flur kleben, sollten sie den Bereich für Jungen betreten. Aber du- nun ja, allein du schaffst es schon seit Jahren jedes Mal ohne Schwierigkeiten hier reinzuplatzen und mir mein miserables Leben noch schlimmer zu machen. Bist du ein Kerl, oder so? Denn mittlerweile habe ich keine andere Erklärung dafür. Und glaub mir, ich habe mir deswegen schon lange den Kopf zerbrochen, da es Blaise und ich kein einziges Mal geschafft haben in einen Mädchenschlafsaal zu gelangen."

„Ich bin schon tausendmal hier ohne Probleme hereingekommen. Denkst du wirklich, dass ich so dumm wäre dir meine geniale Taktik zu verraten? Träum weiter, Draco.", entgegnete sie und holte einen Apfel aus ihrer Umhangstasche, dem sie ihm ohne Vorwarnung zuwarf. Ein wenig erschrocken fing der Blondschopf die grüne, wie poliert glänzende Frucht und versenkte seine Zähne darin.

„Du hast das Frühstück verpennt. Nicht einmal ich konnte dich wecken. Wahrscheinlich nicht einmal dein Vater, selbst wenn er dich mit dem Cruciatus Fluch aufwecken wollte. Kurzzeitig dachte ich wirklich, dass du irgendwie gestorben oder in ein Schlafkoma gefallen bist.", meinte Blaise, der einen Schulpullover und eine Hose von dem mit Klamottenbergen überhäuften Stuhl fischte, wo die Jungs achtlos nach dem Unterricht oder dem Training ihre Uniformen hinpfefferten, und in gemütlichere Klamotten schlüpften. Bis auf Draco, der immer einen faltenlos gebügelten Anzug im Schrank hängen hatte. Ihn immer noch skeptisch betrachtend gab er ihm die Klamotten und ließ sich erneut neben Pansy nieder, die ihn noch immer scharfsinnig anblickte, als hätte der junge Slytherin etwas verbrochen.

„Was glotzt ihr denn alle so? Kann man wenigstens einmal mit einem Kater aufwachen, ohne tausend Fragen, tödliche Blicke und blöde Kommentare ertragen zu müssen?", rief Draco genervt, „Bei Salazaars Bart! Ihr geht mir beide auf den Sack!"

Mea culpa | Deutsche Dramione FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt