1. Frühstücken mit Malfoy

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„Schön hast du es hier.", meinte Draco und sah sich um in dem alten, prunkvollen Speisesaal, während Hermine ihren Kaffee austrank. Die grauen Augen flogen von den mit dunkelbraunem Eichenholz getäfelten und mit dunkelgrüner Tapete gestalteten Wänden hinweg zu den funkelnden Kronleuchtern, die wie Diamantenohrringe von der hohen Decke hingen.

„Ist das da drüben ein Faistauer?", fragte er und deutete hinüber zu einem Gemälde an der Wand, welches eine Frau mit kirschroten Lippen, Pagenhaarschnitt und weißer Bluse zeigte.

„Stimmt, du hast ein gutes Auge für Kunst, Draco.", erwiderte Hermine und blickte ebenfalls zu dem Gemälde mit den ausdrucksstarken Farben.

„Nein, aber ich war bei der vor ein paar Jahren dabei, da meine Mutter es dringend haben wollte. Allerdings ging es an einen Mann mit pechschwarzem Haar, der es damals seiner Frau als Hochzeitsgeschenk geben wollte. Und ich schätze einmal schwer, dass diese eine Frau du warst.", sagte er und grinste.

„Ach, das ist schon Jahre her. Arthur war schon immer ein Charmeur und hat es mir mit diesem Gemälde gut gemeint, wollte mir damit eine Freude machen. Nur dass ich mit Kunst nichts anfangen kann. Es hat mir irgendwie leidgetan, als ich es anstatt meiner Suite hier im Salon habe aufhängen lassen. Und siehe da, auch du gehörst zu den vielen, die sofort das Werk eines lang vergessenen, österreichischen Malers erkennen und sofort einen Smalltalk darüber beginnen."

„Das ist keineswegs ein Smalltalk, Granger. Nein, ich habe wirklich Interesse mich mit dir zu unterhalten. Ich habe mich schon lange nicht mehr so amüsiert wie in den letzten zehn Minuten hier in deinem Hotel, an deinem Tisch, mit dir gegenüber.", erwiderte er schlicht und nahm klappernd seine Tasse Tee von dessen Untersetzer.

„Du amüsierst dich?"

„Hm. Ja, das tue ich."

Sie lachte atemlos und stützte ihr spitzes Kinn auf ihrer Hand ab und beugte sich näher zum Tisch. Ihre braunen Augen fixierten ihren alten Schulkameraden, der genüsslich einen letzten Zug von seiner Zigarre nahm und diese dann in einem Kristallglasaschenbecher ausdrückte.

„Die Frage ist ja, amüsierst du dich? Und ist es dir überhaupt recht, dass ich hier bin und so tue als wäre nichts gewesen?", fragte er weiter und legte den Kopf leicht schief.

Nein, war es nicht. Sie hatte ihm schon vor langer Zeit vergeben, doch irgendetwas war immer noch da, das sie störte. Ein kleiner Gedanke im Hinterkopf, den sie nicht klar fassen oder ergründen konnte.

Damals am Tage des finalen, letzten Kampfes gegen Voldemort, als Draco ursprünglich auf Seite der Schule stand und einsam in der riesigen Meute an Schülern und Lehrern rumstand, hatte er ihr so verdammt leidgetan. Und ihr Herz war in tausend Teile zersprungen, als sein Vater und seine Mutter auf der gegenüberstehenden Seite der Todesser standen und nach ihm riefen. Dass er all seinen Mut zusammennahm und sich dazu zwang, seinen Eltern beizustehen. Für ihn hatte sie schon damals mit zarten zwanzig Jahren Respekt und infolgedessen Bewunderung übriggehabt. Nur, dass sie Ron und Harry nie etwas davon erzählt hatte. Denn die beiden hätten dies vermutlich nicht verstanden. Immerhin war er in ihren Augen einfach Malfoy, ein überheblicher, gemeiner Schleimbeutel.

„Ich habe die Vergangenheit schon vor langer Zeit ruhen lassen. Außerdem steht es mir nicht zu wählerisch zu sein, wen ich hier hereinlasse und wen nicht. Das hier ist immerhin kein Eliteclub, bei dem man erst Anträge stellen und sich begutachten lassen muss, wenn man hineinmöchte.", erwiderte sie.

Der ehemalige Slytherin nickte nur abermals anerkennend und legte seine Stirn in Falten, als er über Hermines Schulter eine kleine, rundliche Frau im rosa Nachthemd hereinspazieren sah.

Mea culpa | Deutsche Dramione FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt