Das helle Flutlicht ließ ihn die Augen öffnen. Es dauerte einige Zeit, bis diese sich an das Licht gewöhnt hatten, weswegen er seine Aufmerksamkeit auf seinen schmerzenden Körper richtete. Kühle Luft schien ihn einzuhüllen und man könnte fast meinen, die Schwaden seines Atems zu sehen. Madoc schüttelte den Kopf, um die Benommenheit loszuwerden. Seine Erinnerungen waren schwammig und sein Kopf schien wie benebelt von Drogen zu sein. Da war nur der metallische Geschmack von Blut in seinem Mund. Es war das einzig Greifbare, was er momentan bestimmen konnte.
Mit zusammengekniffenen Augen starrte er nach vorne und versuchte angestrengt etwas zu erkennen. Um ihn herum waren vier Glaswände. Einer alten Gewohnheit nach analysierte er seine Situation, so wie sein Vater es ihm beigebracht hatte. Er wog ab, wie die Chancen auf Flucht standen, überlegte, wie er dem Wärter eine Pistole entwenden konnte und ob die Kugel möglicherweise das Glas durchdrang. Gerade als er dessen Dicke betrachtete, fielen ihm zwei altbekannte Personen auf, welche hinter der vorderen Glaswand standen. Es waren Brian und Godric. Beim Anblick der beiden verschwand sein Filmriss. Mit einem Mal war all der Schmerz wieder da. Er spürte ihn mit jeder Faser seines Körpers. Die Schläge auf seiner Haut, das Nervengift, was ihn bewegungsunfähig machte, Aubreys Schrei und der hilflose Blick von Brian … Madoc wusste, weswegen er hier war. Und es brachte ihn zum Schreien.
Er verschwendete gar keine weiteren Blicke mehr an die beiden, sondern versuchte, seinen Hass unter Kontrolle zu bekommen. “Verdammt! Ich muss mich ablenken.” Tat er das nicht, würde er wie ein Polizeihund durch die Wesensprüfung fallen. Und dann würden sie ihn genauso behandeln: wie ein Tier. Wertlos, ersetzbar und nicht würdig, sein Leben auf Erden ungestört zu fristen. Doch das hatte er auch nicht verdient. Er war ein Serienmörder. Es wäre richtig, wenn sie ihn umbrächten. Zum Wohle der Allgemeinheit. Würde er die Regeln brechen, oh, Godric würde ihn erschießen und das ganz ohne zu zögern.
Prüfend sah er an sich herunter und bemerkte verwundert, dass er nackt war. "Was zum…?" Das erklärte immerhin die Kälte auf seiner Haut. Er knurrte auf, als er bemerkte, dass seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt war. Sie hatten seine Hände und Füße gespreizt an die Liege gefesselt. Die Seile waren nicht allzu stramm, er konnte sie womöglich abstreifen, sofern er genug ungestörte Zeit hatte. Madoc drehte den Kopf nach hinten und riss prüfend an den Fesseln, welche ihn an der Liege hielten, die sich senkrecht in seinem Rücken befand, doch brachte es nichts. Godrics hämisch klingende Stimme hallte aus den Lautsprechern, dessen Satz ihn zusammenzucken ließ. "Starten Sie das Experiment." Geschockt riss Madoc die Augen auf. Wie froh war er gewesen, diesem Albtraum entflohen zu sein, doch nun begann er wieder von vorne. "Nein! Das können Sie nicht machen!", rief er fast schon verzweifelt, doch auch als er sich mit seinem gesamten Körpergewicht gegen die Fesseln warf, erreichen tat er dennoch nichts.
In diesem Moment betrat ein ihm unbekannter Mann den Raum. Der Fremde war maskiert, trug jedoch eine Uniform des BKA. Und je näher er sich ihm näherte, desto kälter wurde ihm. “Warten Sie!”, bat Madoc ein letztes Mal. Und tatsächlich brachte Godric den Mann mit einem Handzeichen zum Stehen. “Ich will, dass Brian das übernimmt.” Er hörte seinen besten Freund nach Luft schnappen. Godric grinste nur. “Sie machen es sich auch wirklich nicht einfacher, Knox. Aber nun gut. Ihr Wunsch ist mir Befehl.” Madoc schluckte mühsam und schloss die Augen. Schwere Schritte entfernten sich von ihm und wurden durch zögernde ersetzt. “Sieh mich an, Kumpel”, raunte Brian belegt. Er ging dem Befehl nach. Brian weinte nicht oft und schon gar nicht in Gegenwart anderer Menschen, doch jetzt rollten ihm stille Tränen über die Wangen. “Wie war das mit, wir werden uns nie wieder gegenseitig verletzen?” Madoc verzog gequält das Gesicht. “Tu es bitte einfach. Du warst jahrelang für mich da, aber jetzt kannst du mir nicht helfen. Du kannst es nur selbst tun.” Sein bester Freund blickte blinzelnd nach oben, um die Fassung behalten zu können. Dann brachte er die Kabel der Autobatterie an seinen Brustwarzen an. Augenblicklich zuckte Madoc zusammen, währenddessen erwachten die Monitore zum Leben, welche seine Vitalwerte überprüften. Ein letztes Mal suchte er den Blick seines besten Freundes und flüsterte “Ich danke dir.” Danach bedeutete er ihm, den Raum zu verlassen. Nun stand er Auge um Auge mit seinem Schicksal.
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Serial Killer - Der Auftrag (Pausiert)
Gizem / Gerilim!Band II der Serial Killer - Reihe! Kennst du mich noch? Den einsamen Jäger? Ich war das Phantom der Nacht, der Killer, welcher reuelos tötete und von seinen Dämonen beherrscht wurde. Ich konnte niemals Schwäche zeigen, es war so, als ob mich nieman...