4168 Wörter nur für euch :)
_______________________Seit der erschreckenden Nachricht, dass ein Verräter unter den Ferox weilte, sah man die Initianten niemals alleine durch die dunklen Gänge huschen. Stets war ein Mitstreiter dabei, sodass der Zusammenhalt urplötzlich in die Höhe schoss. Waren zuvor noch Reiberei und Missgunst der stetige Begleiter im Schlafsaal, so tauschte man sich nun gesitteter und beinahe friedlich miteinander über die neusten Erkenntnisse aus. Doch, dennoch: wir waren hier nicht bei den Amite, die sich friedfertig die Zöpfchen flochten, Temperament wohnte oftmals in den Ferox inne. So war es nicht verwunderlich, dass es immer wieder zu Reibereien und kleinen Kämpfen untereinander kamen. Bei manch meiner Mitinitianten waren die Nerven bis zum Zerreißen gespannt, somit kam diese kleine Abwechslung ihnen und ihrem Gemütszustand zugute. Auch das Training wurde nun noch ernster genommen und Eric schickte immer wieder Initianten gegen einander in den Ring, die nur daraus entlassen wurden, wenn einer bewusstlos wurde. Zuvor, als wir noch blutige Anfänger waren, kaum ein paar Tage hier, wurde auch das Aufgeben oder das Einscheiten eines Trainers als Ende des Kampfes akzeptiert. Seit dem Mord nicht mehr. Zum Glück war mein Kampfdate, wenn man es so nennen möchte, erst für den kommenden Tag angesetzt. Ich musste abwägen, wie viel ich von meinem Können zeigen und als schnelles Lernen abstempeln konnte.
Heute war für den Nachmittag Schießtraining angesagt, den Vormittag hatten wir mit Ausdauer- und Kampftraining verbracht. Meine Mitinitianten machten bereits erhebliche Fortschritte. Ihre Schläge wurden präziser und kraftvoller, ihre Ausdauer glich nun nicht mehr einer röchelnden Oma auf dem Sterbebett, sondern einem unerfahrenen Teenager, der gerade mit dem Sport anfing. Wobei dies nicht bei allen zutraf. Manche von ihnen, darunter die Schwester von Josh, steigerten sich erheblich. Sie hatte wohl ihre Trauer in Wut und Entschlossenheit umgewandelt, denn sie trainierte Tag und Nacht. Schlafen tat sie nur für wenige Stunden und dies auch immerzu mit Albträumen geprägt. Sie denkt, niemand bemerkte es, aber ich habe die Wachen darüber sprechen hören, dass man sie immer wieder den Weg Richtung Trainingshalle einschlagen sah. Aber auch ohne diese Information, habe ich schnell bemerkt, dass sie nicht mehr ganz bei der Sache ist. Ich höre immerzu ihr Wimmern in der Nacht, wenn sie von dunklen Dämonen in ihren Träumen heimgesucht wird. Einen leichten Schlaf zu haben, kann bei solchen Nächten ein Segen oder ein Fluch sein. Sie tat mir leid, natürlich tat sie mir das. Sie hatte ihren Zwillingsbruder verloren. Wenn ich mir vorstelle, meinen Bruder zu verlieren, zieht sich meine ganze Kehle zu und ein Druck entstand auf meiner Brust. Auch jetzt beim Schießtraining hörte Anna konzentriert und mit grimmiger Miene Four bei seinen Erklärungen zu.
,,Die Kunst beim Schießen liegt nicht darin, von seinem Emotionen geleitet zu werden, sondern sie im Griff zu behalten. Sie dürfen einen nicht übermannen, denn sonst gefährdet man nicht nur sich selbst, sondern auch seine Mitstreiter. Ihr müsst einen kühlen Kopf gewahren. Strategisch an die Sache 'rangehen und Umgebung und Gegebenheiten miteinbeziehen." Four schritt mit ernster Miene an uns vorbei und beobachtete jede Bewegung unsererseits. Kein Zucken blieb ihm verborgen. ,,Atmet während des Schusses aus, haltet nicht die Luft an. Und nun schaut gut zu, ich werde es nur ein Mal zeigen."
Four schnappte sich eine Pistole und zeigte uns wie man sie richtig lud und entlud, ging in einem festen Stand und gab 5 Schüsse ab. Alle trafen perfekt ihr Ziel. „Jetzt seid ihr dran, schnappt euch eine Pistole und stellt euch an die Linie. Auf mein Kommando wird geschossen. Denkt an meine Worte von vorhin."
Die Initianten gingen mit vorsichtigen Schritten Richtung Tisch mit den Pistolen, auf dem sie alle in Reih und Glied auf dem Tisch ausgebreitet waren. Penibel genau lagen sie gleichmäßig nebeneinander, Magazin von Pistole getrennt und schienen nur auf uns zu warten. Manche von ihnen schauten mit ehrfürchtigen Augen auf die tödliche Waffe und wagten keinen weiteren Schritt auf den Tisch zu. Allgemein herrschte eine große Zurückhaltung gegenüber den Waffen, die Euphorie etwas derart gefährliches zu lernen, hielt sich bei den Meisten in Grenzen. Ich merke, dass Four ungeduldig wurde, da keiner den ersten Schritt zu tun vermochte. Zwar sind nur ein paar Sekunden seit seinen Worten vergangen, aber die Ungeduld war ihm geradezu ins Gesicht geschrieben. Also machte ich den ersten Schritt. Ich überwand geschwind die Schritte nach vorne zum Tisch und schnappte mir die Waffe ganz links, um ja nicht seine Ordnung durcheinander zu bringen. Beim Laden schaute ich demonstrativ tief in seine dunkelbraunen Augen, die in diesem Licht fast schwarz erschienen, als ich routiniert das Magazin in die Pistole führte. Die Welt schien still zu stehen, ich hatte das Gefühl in diesen dunklen Tiefen zu ertrinken. Auch er wand seinen Blick nicht ab.
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The otherside | Divergent / Die Bestimmung | Four ff
Hayran KurguVor 200 Jahren, als die Welt sich am Abgrund befand, befassten sich Wissenschaftler, Intellektuelle, Politiker mit der Rätsels Lösung zum ultimativen Frieden. Jedenfalls dachten sie, dass dies zum ewigen Frieden führen wird. Wie viele Hochrangige es...