Einige Stunden waren vergangen. Mittlerweile waren Freiya und ihr Vater zurück in Mourdon und halfen weiterhin mit der Waffenproduktion. Allgemein war es allerdings sehr ruhig. Zumindest war es, dafür das Jack meinte das die Engländer schon längst hier sein sollten, zu ruhig.
Freiya kümmerte sich gerade um ihren Bogen, sie hatte das trainieren in den letzten Tagen etwas vernachlässigt und entschied sich deshalb ein paar Stunden im Wald jagen zu gehen. Denn sie würde ihn heute Abend brauchen.
Nach ihrem Training im Wald, bewegte sie sich auf ihre Hütte zu. Dabei fiel ihr Theodor auf, der mit einigen anderen Wikingern eng beieinander stand und wild diskutierte. Freiya dachte sich allerdings nichts dabei und ging weiter. In der Hütte angekommen freute sie sich darüber, dass jemand das Feuer angezündet hatte. Sie setzte sich davor und fing an nachzudenken. Sie fragte sich ob sie gut genug vorbereitet war um dem Tod gegenüber zu stehen. Sie wusste schließlich das ihre Gegner mehr Erfahrungen hatten als sie.
Gegen späten Nachmittag entschied sie sich dazu sich bereit zu machen. Ihre Haare band sie nach oben, damit sie im Kampf nicht störten. Außerdem wechselte sie ihre Kleider. Zuvor trug sie ein leichtes und kurzes Stoffkleid, welches sie nun gegen ein etwas längeres, jedoch ebenfalls leichtes Kleid tauschte. Sie hatte es vor einigen Jahren mit Thea zusammen hergestellt und hatte es seitdem bereits öfter zu sportlichen Aktivitäten getragen. Deshalb trug sie es auch am heutigen Abend. Sie hatten vor ihren Gegnern einen Besuch abzustatten, da mehrere Wikinger bereits feindliche englische Schiffe gemeldet hatten.
Langsam verschwand die Sonne am Horizont und tauchte den Himmel in ein dunkles, schönes und rötliches Licht. Das war das vereinbarte Zeichen. Einige Wikinger schlichen sich aus ihren Hütten. Darunter auch Freiya, diese ging zu ihrem bereits gesattelten und bereitgestellten Pferd. Sie und einige andere ritten einen Schleichweg, auf dem man die Hufen des Pferdes nicht zu laut hörte. Am Ufer blieb die kleine Gruppe hinter einigen dichten Bäumen stehen. Freiya und drei andere Bogenschützen verteilten sich. Jeder von ihnen konnte das englische Schiff von seiner Position bestens erkennen. Nachdem Freiya einen kleinen Ast zerbrach begann es. Gleichmäßig schossen sie ihre Pfeile in Richtung des Schiffes. Jeder Pfeil traf einige Fässer, Bretter und einige auch die große Flagge, die das Schiff erkennbar machte. Die Engländer verteilten sich zwar auf dem Schiff um sich zu verteidigen, konnten allerdings nichts erkennen. Sie schlugen Alarm, doch für viele der Soldaten war es zu spät. Einer nach dem anderen wurde von Pfeilen der Wikinger durchbohrt und fiel. Als die Wikinger nichts mehr hören konnten, ritten sie zurück nach Mourdon. Der erste Teil hatte perfekt funktioniert.
Am nächsten Morgen berichteten sie von ihrem Sieg und feierten diesen kurz. Danach waren die Wikinger deutlich in Kampfbereitschaft. Der Lord sah das anders. Die Engländer berichteten von den vielen Leichen auf dem verlassenen Schiff. Er war wütend. Es wäre peinlich für ihn wenn der König das erfahren würde. Die Toten waren ihm egal, er hatte noch genug andere Soldaten, doch trotzdem entschied er sich dafür besser aufzupassen. Damit so etwas nicht mehr passieren konnte, verstärkte er seine Truppen am Ufer. Außerdem informierte er die Schotten, diese waren ähnlich wie er ebenfalls nicht begeistert. Lord Stuart war fest davon überzeugt, dass er auf einen erneuten Angriff vorbereitet sein würde.
Freiya trainierte derweil wieder im Wald. Gerade als sie über die vergangene Nacht nachdachte fiel ihr ein Gespräch mit dem englisch sprechenden Norweger ein. Dieser hatte ihr erzählt, dass John Stuart kein kluger Mann war. Das bedeutete das er die rechte Seite des Ufers heute Nacht besser schützen würde, da die Wikinger diese angegriffen hatten. So könnte man die Soldaten in einen Hinterhalt locken und dann die linke Seite angreifen.
Wieder im Dorf angekommen erklärte sie ihren Vorschlag und die anderen waren einverstanden. Sie teilten sich dieses Mal allerdings auf. Während die gleiche Gruppe wie in der Nacht zuvor zur linken Seite des Ufers ritt, ritt eine kleine andere Gruppe, darunter auch Arved, zur rechten Seite. Dort verteilten sie sich und schossen mehrere brennende Pfeile auf verschiedene Schiffe. Danach verschwanden sie schnell wieder. Als Freiya Geschrei hörte, fing auch ihre Gruppe an. Sie und zwei weitere Männer Knut und Noah schwommen auf das Schiff zu. Sie kletterten an den Seiten hoch und stoppten kurz vor der Kante. So konnten sie perfekt einem Gespräch zuhören. „Der Lord hatte Recht! Das Zeichen eines Angriffs war gerade zusehen. Für uns bedeutet das also Feierabend. Wie sieht es mit der kleinen aus? Kooperiert sie?" fragte eine tiefe Männerstimme. „Nein Sir, aber sind Sie sich wirklich sicher, dass wir das durchziehen sollten?" fragte eine weitere Stimme. „Also doch ein Weichei" murmelte die erste Stimme, redete aber direkt weiter „Wieso nicht Louis? Denkst du die Wikinger finden sie? Niemand ist hier." „Naja aber wenn wir sie aussetzen.. Sie kennt doch all unsere Pläne?" „Bist du wirklich so dumm? Sie kennt einen Teil der Pläne, nicht alle. Ausplaudern wird sie diese allerdings nicht. Dafür haben wir gesorgt." Während die Männer weiter diskutierten kletterten die drei Wikinger bereits auf das Schiff. Kurz sahen sie sich um und erkannten schnell, dass sie die Männer schnell und lautlos erreichen konnten. So schlichen sich die beiden Wikinger auf die Soldaten zu, stellten sich ganz nah hinter sie, packten sie und hielten ihnen jeweils ein Dolch gegen die Kehle. Kurz erschraken die beiden Engländer als Freiya aus der Dunkelheit trat. „Was wollt ihr hier" spuckte der Mann mit der tiefen Stimme ihr entgegen. Unbeeindruckt sah sie ihm in die Augen. Mit einem kurzen nicken bedeutete sie Noah den vorlauten Soldaten los zulassen. Dieser lachte direkt auf „Na sieh mal einer an. Sobald man euch beleidigt, lasst ihr einen gehen. Hätte ich auch nicht anders erwartet." Freiya lief bedrohlich langsam auf ihn zu, packte ihn am Hals und drückte ihn gegen eine Wand die hinter ihm war. „Nicht mehr so Vorlaut?" fragte sie provozierend und hob kurz die Augenbrauen. Der Soldat sah sie überrascht an. „Was? Hast du nicht erwartet das ein Wikinger oder besser gesagt eine Frau einen so festen Griff hat?" sprach sie weiter und hob nun belustigt und provozierend eine Augenbraue. „Nun Gut. Ihr habt zwei Möglichkeiten. Eins, ihr haltet die Klappe, tut alles was wir sagen und werdet dann erst umgebracht oder Zwei, ihr werdet direkt umgebracht. Eure Entscheidung!" knurrte sie. „Das erste" flüsterte der andere, der scheinbar den Namen Louis trug. Kurz sah Freiya zu ihm und blickte dem anderen dann zufrieden an. „Ihr spracht vorhin von jemandem.. Bringt uns zu ihr!" Beide Soldaten sahen erschrocken zu ihr und rissen die Augen weit auf. „Wird's bald?" fragte Knut mit seiner tiefen Stimme und drückte Louis den Dolch weiter gegen die Kehle. Noah sah kurz zu Freiya. „Ich bleibe hier, falls Verstärkung kommen sollte, kann ich euch warnen. Den kleinen kann ich ja auch so lange beaufsichtigen." „Sehr gut, dann bring du uns zu ihr!" den letzten teil sagte sie zu dem ehemals vorlauten Soldaten. Knut überreichte Louis in Noahs Griff und folgte Freiya. Sie ließ den Soldaten los und packte ihn am Arm.
„Die Waffe!" flüsterte sie ihm bedrohlich ins Ohr. Er stoppte in der Bewegung und gab ihr langsam die Waffe die er heimlich gezogen hatte. Zu dritt betraten sie einen Raum, der mit weiteren Soldaten gefüllt war. Sie schubste den vorlauten Soldaten in Knuts Arme, der ihm dann direkt wieder einen Dolch gegen die kehle drückte..
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Wikinger, in einer anderen Welt?
AdventureFreiya ist mit ihren achtzehn Jahren die zweitälteste in ihrer Familie. Gemeinsam mit ihren Vater Harald und ihrem jüngeren Bruder reist sie nach Schottland um ihre Tante zu besuchen. Durch unvorhersehbare Ereignisse verlassen die das Land schneller...