„Verliert euch selbst nicht!" (✔️)

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Einige Tage vergingen in denen Jenna nichts nützliches herausfinden konnte. Allerdings lernte sie täglich mehr über die Wikinger und ihr Leben. Die Soldaten hatten unrecht, die Wikinger waren keine Barbaren. Untereinander gingen sie herzlich miteinander um. Jedoch war dieses Wissen nicht erwünscht und Jenna fürchtete sich vor dem Treffen mit den Soldaten. Heute Nacht war es soweit, sie würde sich das erste Mal seit ihrem Aufenthalt in Schweden den Soldaten stellen müssen.

Es wurde gerade dunkel als die drei Mädchen zurück in ihre Hütte kamen. Den ganzen Tag waren sie in umliegenden Wäldern und sammelten Äste für ein Treffen der einzelnen Stammesführer in ein paar Tagen. Den Abend ließen sie gemeinsam an einem See ausklingen und waren bei dem Sonnenuntergang zurück zum Dorf geritten.

Als Freiya und Alva endlich eingeschlafen waren, schlich Jenna aus der Hütte und lief mit schnellen Schritten in den Wald hinein. Sie lief in Richtung Strand und blieb bei einem großen Felsen mitten im dunklen Wald stehen. Von weitem sah sie bereits brennende Fackeln und hörte raue Stimmen die durcheinander redeten. Schwere Schritte und klirrende Schwerter, die gegeneinander schlugen, kamen näher.

Ihre Nackenhaare stellten sich auf und ein kalter Schauer schoss ihr den Rücken herunter. Sie unterdrückte das Verlangen einfach umzudrehen und wegzurennen. Das würde ihre Situation nur noch verschlimmern, die Soldaten würden sie finden und vermutlich schlimmeres mit ihr anstellen als sie sich vorstellen konnte.

Als sie gerade einen tiefen Atemzug nahm lachte eine raue Stimme und begann zu sprechen „Da bist du ja - er grinste dreckig, schritt näher zu ihr und strich ihr mit seinen Fingern über die Wange - Was kannst du uns denn schönes erzählen?" Jenna ging instinktiv einen Schritt von ihm weg.
Er schien ihr abweisendes Verhalten zu bemerken, denn er ging einen weiteren Schritt auf sie zu. Sie zuckte zusammen als sie gegen den kalten Stein des Felsen hinter sich stieß. Der Soldat grinste wieder, sah sie auffordernd an und hob eine Augenbraue. „Nichts, Sir. Sie.. - sie schluckte schwer - Sie vertrauen mir nicht genug. Ich werde mich bemühen ihr Vertrauen zu gewinnen." Zum Ende wurde sie immer leiser und machte sich unterbewusst ein wenig kleiner. Als sie das jedoch merkte stellte sie sich wieder gerade hin und zwang sich ihm in die Augen zu sehen. Sie hatte Angst, das war ihr und den Soldaten klar, aber sie sollten nicht wissen wie viel Angst sie wirklich verspürte.
Seine Miene verhärtete sich und mit schweren Schritten kam er näher. Er packte sie am Hals und drückte sie näher an den Fels hinter ihr. Er kam ihrem Gesicht immer näher, lehnte sich zu ihrem Ohr und flüsterte bedrohlich „Wenn wir beim nächsten Mal wieder keine Informationen bekommen - er legte seine freie Hand auf ihren Bauch und fuhr weiter herunter - wirst du es bereuen, wenn du verstehst was ich meine." Er lachte kurz auf als er ihre unregelmäßig schnelle Atmung bemerkte und ließ von ihr ab. Er drehte sich zu seinen Kollegen und nickte einmal. Sie verstanden und zogen die Fackeln aus dem Waldboden. Mit einem letzten Blick zu dem verunsicherten Mädchen drehten sie sich um und verschwanden wieder in dem dunklen Wald.

Jenna hatte nicht bemerkt, dass sie die Fackeln überhaupt in den Boden gerammt hatten. Weiter wollte sie sich allerdings auch nicht mit den gerade gegangenen Soldaten beschäftigen, denn große Erleichterung überkam sie und sie atmete zitternd aus. Sie rutschte an dem Felsen herunter als die brennenden Fackeln der Soldaten nicht mehr zusehen waren und konzentrierte sich auf ihre unruhige Atmung. Während sie versuchte sich selbst zu beruhigen achtete sie auf die Geräusche ihrer Umgebung. Sie hörte wie der Wind durch die Bäume zog und die Blätter raschelten. Irgendwo in der Ferne hörte sie eine Eule und wenige Sekunden später heulte ein Wolf. Die Geräusche beruhigten sie und sie schloss ihre Augen.

„Jenna? Hey, wach auf!" jemand schüttelte sie an den Schultern. Verwirrt öffnete sie ihre müden Augen und sah in die blauen Augen von Alva. Sie strahlten Wärme und Sorge aus, aber Jenna erkannte noch etwas anderes in ihnen. Etwas wie Misstrauen. „Jenna?" fragte das Wikingermädchen erneut. Alva machte sich etwas Sorgen um die Schottin. Sie hatte spät in der Nacht bemerkt wie jemand die Hütte betrat und schlich der Person hinterher. Als sie die Schottin erkannte wirkte sie zuerst skeptisch, doch als sie dann den Zustand des Mädchen sah, überkam sie ein Gefühl der Sorge. Sie wusste Jenna verheimlichte etwas, jedoch ging sie bis gestern Nacht davon aus, dass von Jenna Gefahr ausging. Nun ging sie davon aus, dass die wirkliche Gefahr von jemandem ausging, der über Jenna stand. „Ja.. Ja. Tut mir leid,  ich bin noch etwas Müde." antwortete sie verwirrt und sah sich ebenso verwirrt um. Sie konnte sich nicht daran erinnern gestern Nacht zurückgekommen zu sein.

Wikinger, in einer anderen Welt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt