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"Dara, komm bitte mal vor!"

Erschrocken schaute ich von meinem mit Zeichnungen versehrten Mathehefteintrag auf und bemerkte, dass mich alle anstarrten. Unser Mathelehrer Herr Schmidt hielt mir auffordernd eine Kreide entgegen und nickte in Richtung Tafel. Langsam stand ich mit zittrigen Beinen auf und ging vor, um die Kreide mit schwitzigen Händen entgegen zunehmen. Ich musterte die Rechnung an der Tafel und wurde von Sekunde zu Sekunde nervöser. Wieso standen da so viele Buchstaben? Was bedeuteten die Zeichen?

Die Zahlen verschwammen vor meinen Augen und meine Hand fing an zu zittern. Fang jetzt nicht an zu heulen, mahnte ich mich in Gedanken. "Dara? Würdest du bitte anfangen, wir haben nicht ewig Zeit", meinte Herr Schmidt mit seiner nervig knarzigen Stimme. Hinter mir hörte ich Gekicher und Getuschel, klar, wenn man selber nicht vorne stand, sah das ganz witzig aus, aber mir ging es gerade ehrlich gesagt ziemlich scheiße. "Dara? Weißt du nicht, wie du das hier lösen sollst?" Mit hochrotem Kopf nickte ich. Nochmal Gekicher. Herr Schmidt seufzte laut. "Da muss ich dir leider eine sechs eintragen, Dara. Du darfst dich wieder hinsetzten" Schnell legte ich die Kreide auf dem Lehrerpult ab und ging mit gesenktem Kopf zurück zu meinem Platz. Die meisten lachten hinter hervorgehaltener Hand, bis auf eine Person.

Miriam. Ihre grünen Augen durchbohrten mich förmlich und sie schenkte mir ein mitleidiges Lächeln. Ich erwiderte es und ein warmes Gefühl durchfuhr mich. Schnell brach ich den Augenkontakt ab und starrte nach vorne zur Tafel. Tausende Schmetterlinge flatterten in meinem Bauch rum und meine Gedanken drehten sich nur um eine Person.

Es gongte, alle sprangen auf, packten ihre Taschen und drängten sich durch die Tür. Ich tat es ihnen gleich und wollte schnell zur Pausenhalle laufen, als jemand mich am Arm festhielt.

"Mach dir nichts draus, ich kenne das Gefühl, wenn man vorne steht und nichts weiß", flüsterte Miriam mir in mein Ohr. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem ganzen Körper aus. "Wenn du möchtest, kann ich-" "Miriam, komm schon!", unterbrach die schrille Stimme von Serafina sie. Miriam lächelte mir entschuldigend zu und ging dann schnellen Schrittes davon.

Ich blieb mit pochendem Herzen zurück. 

All I want for christmas is... youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt