„Also erstmal wirst du dich satt essen und du kannst auch bestellen, was du willst. Dann fahren wir zu mir nach Hause und du kannst dich duschen und frisch machen und bekommst erstmal Klamotten von mir. Danach klären wir alles Weitere und morgen würde ich mit dir unter anderem einkaufen gehen. Sofern du das aushältst.“ „Früher musste ich immer einkaufen gehen. Also müsste das schon irgendwie klappen.“ „Du 'musstest'?“ „Ja. Meinen Eltern war es egal, wie es mir ging. Schon immer.“ „Das würde ich gerne genauer wissen, aber...“ Er sah zu einem Mann, der mit einem vollen Tablett zu uns kam. „Du solltest erstmal essen.“ Der Mann stellte sich neben uns und ich wurde wieder etwas nervös. „Für wen ist die Pizza?“ „Für ihn.“ Der Mann stellte eine große Salamipizza, Salat und ein Glas Fanta vor mich und dieser Duft war einfach atemberaubend. Taddl hingegen hatte nur ein Glas Wasser und sah mich lächelnd an. „Lass' es dir schmecken.“ „Danke.“ Sofort fing ich an, die Pizza und den Salat wegzuatmen, doch als ich einen Schluck der unglaublich leckeren Fanta trank, spürte ich sofort einen stechenden Schmerz an einem Zahn, weshalb ich die Augen zukniff und kurz aufhörte zu essen. „Was ist los?“ „Mein Zahn tut weh.“ Ich schluckte. „Aber es müsste gleich wieder vorbei sein.“ Ein paar Sekunden dauerte es, bis der Schmerz wieder nachließ und ich seufzte. „Geht wieder.“ „Ganz sicher?“ „Ja.“ Langsam aß ich weiter und hatte irgendwann wieder Freudentränen in den Augen. „Ich hab' noch nie sowas leckeres gegessen.“ „Das wird sich jetzt auch nicht mehr ändern." Wieder musste ich leicht lächeln. „Eine Frage hätte ich aber noch...“ „Ja?“ „Wieso hilfst du ausgerechnet mir, wenn es in dieser Gegend doch so viele Obdachlose gibt?“ „Du hast so hilflos ausgesehen und scheinst dich hier nicht zurecht zu finden. Und jetzt wo ich weiß, dass du auch noch Angst vor Menschenmassen und anscheinend auch Berührungen hast, kann ich die Unsicherheit verstehen. Außerdem habe ich dich nie mit Alkohol oder Drogen gesehen, wie die meisten anderen, die ich hier gesehen habe.“ „Ich verstehe nicht mal, warum manche das machen. Lebensmittel sind ja viel wichtiger.“ „Das stimmt.“ Nun schluckte ich den letzten Bissen runter und griff zögernd nach meinem Glas. „Willst du lieber was anderes trinken? Nicht, dass du wieder Zahnschmerzen bekommst.“ „Ist schon ok. Ich werde es schnell trinken.“ Schnell trank ich die restliche Fanta aus und wartete ein paar Sekunden, bis der Schmerz wieder vorbei war. Und nun war ich satt und mir war endlich mal wieder warm. „Möchtest du noch was essen?“ „Nein danke. Das war genug.“ „Dann lass' uns gehen.“ Ich nickte, wir nahmen unsere Sachen und verließen den Imbiss, nachdem Taddl bezahlt hatte. Glücklicher Weise hat es aufgehört zu regnen und wir liefen nun die Straßen entlang. Ich fühlte mich natürlich unwohl, aber das wurde noch schlimmer, als ich etwa 50 Meter von uns entfernt eine Demo sah. Da blieb ich einfach stehen und zitterte. „M-müssen wir da lang?“ „Leider ja, auf den Parkplatz dort steht mein Auto. Aber wir können kurz warten, bis sie weg sind.“ „Danke.“ „Kein Ding.“ Ein paar Minuten vergingen, bis die Demonstranten weg waren und wir weiter liefen. Und wenig später standen wir vor einem matt schwarzen BMW, der verdunkelte Scheiben hatte und auch innen komplett schwarz war. Wirklich schön... und wirklich sauber. „Ähm... ich weiß nicht, ob ich mich da rein setzen sollte.“ „Wieso denn?“, fragte Taddl verwundert, während er den Kofferraum öffnete. „Naja, du müsstest zumindest den Sitz sauber machen und das Auto lüften, wenn ich da einmal gesessen habe. Und du willst während der Fahrt bestimmt nicht ersticken, so wie ich stinke.“ Schmunzelnd nahm er eine Decke aus dem Kofferraum und legte sie um meine Schultern, ohne mich zu berühren. „Ich habe schon Schlimmeres gerochen, also mach' dir keine Gedanken. Und notfalls kann ich auch die Fenster öffnen.“ „Na gut.“ Taddl hielt mir die Beifahrertür auf und ich stieg zögernd ein, bevor er die Tür wieder schloss. Dann stieg er ebenfalls ein, wir schnallten uns an und fuhren los. „Also dann erzähl' mal... Wie konntest du in deinem Alter auf der Straße landen?“
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Homeless
FanfictionSeit ein paar Jahren lebt Ardian auf der Straße, verstoßen von seiner Familie, und durch seine Phobien ist es ihm nicht möglich, sich Hilfe zu holen. Was die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft einer Person jedoch für Auswirkungen hat, hätte er im...