Kapitel 11

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„Wie fühlt es sich an?“ Ich öffnete meine Augen. „Ähm... Ich weiß es nicht. Ganz so wohl fühle ich mich leider noch nicht. Aber...“ Meine Wangen wurden wärmer. „Ich wusste nicht, dass Hände so weich sein können... Bisher kannte ich nur die rauen Hände meiner Eltern...“ Taddl kicherte. „Das ist ja schon mal ein Anfang.“ Leicht nickte ich. „Ähm... Was hat das eigentlich mit meinen Haaren zu tun?“ Er zog seine Hand zurück. „Eine gute Freundin von mir ist Friseurin und könnte dir die Haare schneiden. Sie hat meinen Freunden und mir auch schon oft die Haare für Modeljobs gemacht und sie macht ihre Arbeit auch wirklich gut." „Ach Model bist du auch?“ „Gelegentlich.“ Leicht nickte ich. „Ist sie denn nett?“ „Sie ist ein herzensguter Mensch. Und du kannst auch vorher mit ihr reden, bevor sie deine Haare anfasst. Falls es dir hilft.“ Ich schluckte. „Wenn ich eine anständige Frisur haben will, muss ich das wohl ertragen. Auch wenn ich es am meisten hasse, am Kopf berührt zu werden.“ „Ich bin mir sicher, dass du das schaffst. Aber... ein paar Dinge gäbe es trotzdem noch zu klären... Angefangen mit Arztbesuchen.“ Ich senkte leicht meinen Kopf. „Das habe ich befürchtet...“ „Und würdest du es zulassen?“ „Wenn ich voran kommen will, muss ich das wohl.“ „Gut, dann werde ich später gleich mal ein paar Termine machen... Wie sieht es bei dir denn mit Impfungen aus?“ „Also... Ich wurde noch nie geimpft, aber ich würde gerne...“ Taddl nickte. „Dann bringe ich dich nächste Woche mal zu meinem Hausarzt und zu meinem Zahnarzt. Da könnten wir auch mal einen Allergietest machen lassen.“ „Ok.“ Ich trank etwas Tee. „Hast du eigentlich irgendwelche Ausweispapiere?“ „Nein, die hatte ich nie.“ „Dann... müssen wir wohl oder übel in deine Heimatstadt gehen, um deine Geburtsurkunde zu holen.“ Sofort bekam ich Gänsehaut und Herzrasen, als ich daran dachte. „Ist alles ok?" „J-ja, es geht gleich wieder. Ich... will nur nicht unbedingt zu meiner Familie zurück.“ „Das versteh' ich. Aber ich bin ja bei dir und notfalls bekommen wir die auch beim Standesamt.“ „Ok.“ „Ähm... Kurze Frage. Hast du irgendwelche Hobbies oder Dinge, die du gerne tun würdest? Ich arbeite nämlich ab Montag wieder und da sollst du ja nicht nur rum sitzen und Däumchen drehen.“ Kurz überlegte ich. „Eigentlich... gibt es viele Sachen, die ich gerne tun würde. Ich habe ja quasi fünf Jahre meines Lebens verpasst und konnte mich nicht mal weiter bilden. Und es wäre vielleicht nicht schlecht, einen anständigen Körper zu haben. Du hast ja gesehen, wie dünn ich bin. Und vielleicht würde das auch mein Selbstbewusstsein ein bisschen steigern.“ „Ich könnte für dich einen Trainingsplan erstellen lassen. Die entsprechenden Geräte habe ich hier. Und wenn du irgendwann wirklich mit mir zusammen arbeiten willst, kannst du das Büro oben bekommen. Dort hast du deine Ruhe und kannst alles nachholen. Und in meiner kleinen Bibliothek sind auch Bücher, die dir helfen könnten.“ „Das wäre wirklich schön.“ „Gut, dann werde ich heute noch ein paar Leute anrufen.“ Leicht nickte ich. „Übrigens würde ich dir gerne noch meine besten Freunde vorstellen. Sie sind mindestens einmal pro Woche hier, oder ich bei ihnen, und es wäre schade, wenn du für Stunden alleine bist, während ich Zeit mit Freunden verbringe.“ „Sind sie denn nett?“ „Sie sind die Besten. Und im Gegensatz zu den anderen Reichen, mit denen ich zu tun habe, sind sie sehr bodenständig. Sie freuen sich auch schon, dich kennen zu lernen und ich hoffe, dass auch du dich mit ihnen anfreundest.“ „Ich versuch's.“ „Ok. Sie sind am Sonntag hier und bleiben bis zum Abend hier.“ Ich nickte.

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