Leon Goretzka - Verlassen in MUC 7

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Zwischen Julia und Leon lief es wirklich erstaunlich gut. Und das machte es für Julia noch verwirrender. Fast eine Woche war Marius nun schon wieder weg und sie immer noch in München bei Leon. Sie wollte sich nicht mehr verkriechen und die Phasen in denen es ihr schlecht ging wurden kürzer und seltener. Trotzdem war sie noch immer dort. An einem Abend war sie neben ihm in seinem Bett eingeschlafen, am Morgen in seinen Armen wachgeworden und das hatte sich zu gut angefühlt. Sie war rausgeschlichen und in ihr Gästezimmer gegangen, wo sie eine halbe Stunde lang duschte in der Hoffnung auf einen klaren Kopf.
Als sie die Treppe hinunter in den Wohnbereich kam saß Leon dort bereits und schaute sie erwartungsvoll an. Ihr Herz rutschte in die Hose, denn das was sie tun musste, war das was es am wenigsten wollte.

„Was ist los Julia?" fragte er direkt und sie sah Betreten auf ihre Fingernägel.
„Ich sollte zurück nach Bochum. Wirklich. Diesmal meine ich es ernst. Denn irgendwann muss mein Leben auch weitergehen. Ich kann mich nicht ewig hier verstecken, auch wenn es mir vielleicht zu gut gefällt" erklärte sie so klar wie es ihr möglich war. Leon sah einfach nur still seine Kaffeetasse an.
„Ich schätze, ich wusste, dass das kommen wird und es besser so ist." versuchte er sich an einem Lächeln.

„Ich danke dir wirklich aus tiefstem Herzen Leon. Wirklich." sagte Julia mit zittriger Stimme und hielt ihre Tasse fest umklammert.
Leon sagte nichts mehr und sie stand auf um ihre Sachen zu packen. Trübselig stopfte sie Sachen in die Tasche und bat Marius ihren Eltern zu erklären, dass sie ein paar Tage dort bleiben würde. Als sie fertig war nahm sie schweren Herzens ihre Tasche.
„Julia" sagte Leon laut, als sie an der Eingangstür kam. Er kam schnell auf sie zu und Julia sah an seinem Blick, dass er kurz davor war etwas Dummes zu tun. „Nicht, Leon." bat sie und blickte auf den Boden. Er blieb ruhig vor ihr stehen, so nah, dass sie seinen Atem spürte.
„Ich weiß" hauchte er, griff mit seiner Hand nach ihrer Wange, sodass sie in seine Augen blickte. Ihr stiegen die Tränen in die Augen und dann küsste Leon sie, einfach so. Und so stark, dass sie fast umkippte, als er sie losließ, sah sie ihn nicht mehr an, ging mit wackeligen aber zielgerichteten Schritten zu ihrem Auto und fuhr zurück in Richtung Heimat.

Glücklicherweise war es nicht sonderlich schwer aufgrund der Entfernung auch sozialen Abstand von ihm zu halten. Die Strecke Bochum - München erleichterte da Einiges. Sie bemühte sich ernsthaft ihn einfach zu vergessen. Silvester feierte sie mit der ganzen großen Clique, und da gehörte er nun mal auch dazu. Nach diesen zweieinhalb Wochen hatte sie sich aber auch bei ihrem Bruder oder ihrer besten Freundin nicht mehr nach ihm erkundigt.

Sie waren zur Feier bei Felix und Marie in der Wohnung, irgendwann ging sie mal Luft schnappen. Das Jahr war so verrückt gewesen und bald wäre es vorbei, da musste sie mal ihre Gedanken ordnen und drinnen war es warm, laut, Alkohol lag in der Luft und einfach zu viele Menschen dazu. Auch wenn sie sich bedächtig weit von Leon aufhielt, merkte sie immer wieder, wenn sie sich nicht gerade darauf konzentrierte, dass ihre Blicke zu ihm schweiften...

Leon stand vor Juli und starrte sie an, in der Dunkelheit.
„Was ist passiert bei uns?" fragte er verwirrt und ließ sie nicht aus den Augen. Julia holte tief Luft und seufzte.
„Ich habe es dir schon öfter gesagt, ich wollte dich nie in eine merkwürdige Situation bringen oder irgendwas. Und es tut mir leid, es war sicher ein Fehler, dass ich da bei dir war" erwiderte Julia bemüht neutral. Sie waren sich doch so gut aus dem Weg gegangen, warum also kam er nun wieder auf sie zu...

„Das meine ich nicht. Ich hätte dich niemals weggeschickt. Ich meine, warum es zwischen uns so angespannt ist. Warum ich nicht normal mit dir umgehen kann. Warum ich ständig daran denke dich anzurufen, aber es dann doch lasse? Warum du mich nicht mehr einfach nur noch nervst, sondern ich dich vermisse? Das ist so ein Schwachsinn" schimpfte Leon, entnervt strich er sich durch seine Haare und lehnte sich dann vor an das Geländer der Dachterrasse und Julia drehte nervös ihren rechten Fuß auf der Fußspitze und sah diesen ganz fasziniert an.

„Es tut mir leid. Ich hatte nicht geplant, dass du dich anfühlst wie zuhause. Aber du tust es mehr als alles andere seit dieser Nacht" gestand sie Leon, der damit völlig perplex vor ihr stand.
„Genau das" hauchte er leise und fassungslos in die Nacht. Abwesend nickte er. Ja Julia hatte recht. Das was er seit nun mehr einem Dreiviertel Jahr versuchte still und heimlich für sich zu verstehen und begreifen, brachte sie einfach so in zwei Sätzen auf den Punkt. Und zwar so treffend, dass es sich anfühlte als würde sein Herz rausgerissen.
„Es tut mir wirklich leid, Leon" sagte sie dann wieder ernüchternd und drehte sich dann um um wegzugehen. Wegzulaufen.

„Julia. Juli" sagte Leon halb tonlos. Sie blieb stehen. Atmete einmal und drehte sich dann um.
„Nein Leon. Es ist falsch. Du weißt das und ich weiß es. Woran auch immer du denken magst, sei dir sicher, ich habe auch darüber nachgedacht: Das kann und wird nicht funktionieren" dann ging sie weiter.
Sie ließ ihn stehen.

Leon schnaubte, ließ stoßweise die Luft raus. Er hatte es von vornherein gewusst: Julia war das Spiel mit dem Feuer. Und er hatte es sein Leben lang vermieden, weil ihnen beiden schon als Kind klar war, dass sie zu sehr Gegenpole waren - die sich dummerweise extrem anzogen. Und es war so viel leichter gewesen sein ganzes Leben damit zu verbringen kleine Sticheleien auszuspielen. Weil Marius ihr Bruder und sein bester Freund war. Nur dummerweise war ausgerechnet sie gerade das, was ihm gut getan hatte. Und zwar so sehr, dass er kurz davor gestanden hatte, sich einzugestehen, dass er sie wollte und brauchte.
Und trotzdem hätte er wissen sollen, dass sie das niemals zulassen würde. Nie. Julias Liga war eine andere. Sie hatte an den besten Unis studiert, super Abschlüsse, sie umgab sich mit Männern wie Jan - die Prestige hatten, Intellekt, auch wenn sich herausgestellt hatte, dass das menschlich nicht wirklich Sinn ergab. So war sie eben. So war es eben. Er würde sich schon damit abfinden - er hatte es schon so lange getan.

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