Mary´s Entscheidung
Wieso er?
Wieso mein Vater?Ich lag wach. Als ob ich schlafen könnte. Ich war eben aufgewacht, weil ich einen Traum hatte. Ein Traum in dem ich mit ansehen konnte, wie mein Vater starb.
Alle schliefen noch. Es waren alle zurückgekehrt, bis auf meinen Vater.
Ich würde am liebsten schreien, weglaufen, mich irgendwo runter stürzen, aber ich konnte es nicht. Toby war mir zu wichtig. Ich konnte ihn nicht alleine lassen.
Allerdings hatte er noch seine Familie. Ich war… alllein?
Nein, Toby war bei mir und Chloé auch. Wer weiß, vielleicht können wir eine Familie gründen, wenn dieser Mist vorbei ist?
Würde es überhaupt jemals aufhören?
Ich setzte mich auf und zog meine Beine an mich. Vielleicht hilft ja rumlaufen, mich ablenken.
Langsam erhob ich mich und ging schleppend in den winzigen Flur der die vielen Zimmer des Hauses miteinander verband. Wieder schliefen alle getrennt, ich und Toby in einem Zimmer und der Rest irgendwie verteilt.
Er hatte es anscheinend am besten gefunden, wenn er mich ´in Sicherheit´ bringt.
Vor was denn? Vor dem Rest dieser beschissenen Welt?
Meine Hände verkrampften sich. Ich stieg langsam die schmale Treppe hinab, die bei jedem Schritt knarrte.
Als ich unten war bemerkte ich etwas seltsames. Die Haustür… sie war offen?
Geschockt starrte ich die Tür an, die nur 2 Meter vom Treppenaufstieg entfernt war.
Ich machte einen Schritt rückwärts und hielt den Atem an.
Ich war unbewaffnet! Aber seit wann…?
SEIT WANN KÖNNEN BEIßER TÜREN ÖFFNEN.
Gott, Oh Gott, wenn das wirklich ein Beißer war, dann war ich jetzt total am Arsch. Selbst wenn es kein Beißer war sondern ein Mensch, war ich auch am Arsch.
Zitternd machte ich den zweiten Schritt rückwärts die Treppe hoch.
Dann drehte ich mich, ohne den Krach nachzudenken, um und sprintete die Treppe hoch.
Ich musste sofort die Anderen wecken!
Ich stürmte das Zimmer von Toby und rüttelte ihn etwas unsanft wach.
„Toby! Jemand ist hier im Haus!“, zischte ich panisch.
„Was?“, fragte er verschlafen und blinzelte ein, zwei Mal.
„Toby, die Tür war offen! Bitte steh auf!“
Ich schnappte mir meine Waffe und hielt sie kampfbereit in die Höhe.
Er rapptelte sich eher träge auf und schnappte sich ebenfalls eine Waffe.
„Ich zieh mir eben noch was an.“
Gott, er konnte doch eben mal in ner Boxershorts rumlaufen, was war schon dabei?!
Ich rannte aus dem Zimmer in den Flur und wollte die andere Tür schon öffnen als mich jemand von hinten packte.
Ich konnte jetzt nur hoffen, dass es kein Beißer war. Einen Menschen konnte man wenigstens um Gnade anbetteln.
„Wolltest du mich damit abstechen, Süße?“, flüsterte mir jemand mit einer rauen Stimme ins Ohr. Sofort bekam ich Gänsehaut.
Ich konnte mich nicht wehren. Die Person hatte mir mein Messer abgenommen und nun war in der Gewalt dieser Person.
„Nein…“, flüsterte ich leise. Mein Mund wurde halb von seinem Arm verdeckt und ich bekam nur schwer Luft.
Schreien konnte ich nicht.
Die Person schleifte mich die Treppe hinunter, das machte einen unglaublichen Krach.
„Na bist du nun alleine? Dein toller Freund hats anscheinend nicht überlebt?“
Dann wurde mir bewusst, wer das war. Es war einer der Kerle, die damals Toby verprügelt hatten.
„Du hast es ganz schön weit geschafft, ich ehrlich gesagt, dachte du wärst tot.“ Er lachte auf.
Wo zur Hölle war Toby?!
„Achja. Ich bin übrigens nicht alleine.“ Wieder ein schmutziges Lachen.
Der Typ hielt mir die Arm hinten am Rücken zusammen, bisher hatte ich ihn noch nie gesehen. Aber ich konnte mir gut vorstellen, dass Toby sich ganz gut an sie erinnern konnte.
„Ich hab hier ihren süßen Freund.“, lachte ein anderer und kam nun mit Toby die Treppe herunter.
Ich wollte seinen Namen rufen, doch mir entwich nur ein dumpfes Geräusch.
„Marilyn! Tom! Dad!“, schrie Toby bevor der Typ den Arm vor seinen Mund legen konnte.
Ich hörte Poltern von oben.
Vielleicht hatten sie es ja gehört?
„Was habt ihr hier eigentlich zu suchen?“, fragte der, der Toby festhielt.
„Es war nur ein Haus!“, antwortete ich und versuchte mich aus dem Griff des Typens zu winden.
„Nur ein Haus?“
Der Typ hinter mir verband mir die Hände mit einem Seil und drückte mich in einen Sessel.
Das Gleiche passierte mit Toby.
Wir schauten uns an.
„Uns wird nichts passieren.“, flüsterte Toby mir zu und schaute mir dabei tief in die Augen.
„Ihr kotzt mich an mit eurem rumgeturtel.“ Der Typ vor mir rollte mit den Augen.
„Lass uns doch mal n bisschen Spaß haben, Jeff.“, meinte der vor Toby.
„Darauf warte ich bestimmt schon ein halbes Jahr!“, lachte Jeff auf und hob eines der Messer.
Er kam auf mich zu und strich mir mit dem Messer sanft übers Gesicht, doch dann drückte er auf und schnitt mich an der Wange.
Ich schrie auf. Der Schmerz war grausam.
„Och süße, das war doch nur ein Kratzer. Wie sie wohl bei nem Beißer reagieren würde?“
Wieder eines dieser schmutzigen Lachen.
Jeff kam mir wieder näher und strich mir vorsichtig mit der Hand durchs gesicht.
Er strich über den frischen Schnitt und leckte das Blut an seinem Finger ab.
„Lass sie in Ruhe!“, schrie Toby.
Verzweifelt schaute ich ihn an.
Wieso hatte er etwas gesagt? Jetzt würden sie ihn auch noch verletzen…
„Du hast mir gar nichts zu sagen.“, sagte Jeff und ging zu Toby.
Er verpasste ihm einen glatten Schlag ins Gesicht.
Wieder schrie ich auf.
Tränen kullerten mir die Wangen herunter. Wieso konnte uns niemand helfen? Die anderen waren doch nur eine Etage über uns?!
„Oh nein. Du musst nicht weinen.“ Wieder kam Jeff zu mir und hockte sich auf meinen Schoß.
Er strich mir genüsslich durchs Gesicht und strich mein Haar zur Seite um an meinen Hals zu kommen.
Er setzte das Messer an und schnitt mich erneut. Dann küsste er die Stelle an meinem Hals und beseitigte das Blut, was an meinem Hals runterlief.
„Wieso tut ihr so was?“, fragte ich und kniff die Augen zusammen.
„Weil wir wollen.“, meinte der Typ vor Toby.
Jeff stand wieder auf und sagte: „Die Zeiten haben sich geändert. Das einzige was wir eigentlich von euch wollen, dass ihr euch von unseren Sachen fern haltet, unseren Häusern unseren Vorräten und unseren Betten.“
„Wieso sagt ihr das nicht einfach?“, fragte Toby. Wieder ein Schlag ins Gesicht. Sofort war er still.
„Weil wir Spaß haben wollen.“, grinste Jeff.
„Habt ihr den kein schlechtes Gewissen?“
Die Frage war total bescheuert, aber ich gewann Zeit.
„Wieso sollten wir.“ Ich schaute zur Treppe hoch in der Hoffnung, dass die anderen endlich bemerkt hatten, was hier vor sich ging.
Und tatsächlich, die Tür am Treppenansatz brach auf und der Rest der Gruppe stürzte heraus.
Geschockt starrte Marilyn uns an. Auch Harper und der Rest wirkten geschockt.
„Ihr Mistkerle!“, schrie Harper und stürzte die Treppe hinab.
„Ach, du lebst auch noch?“
„JA! Wie die meisten von uns! Wir alle sind traumatisiert wegen euch, einige haben sich sogar das Leben genommen… nur wegen euch! Ihr habt sogar meine beste Freundin zum Selbstmord gebracht!“
Jeff grinste.
Was zur Hölle gibt es da zu grinsen?!
Doch ich sagte nichts. Ich war still.
„Wenn es so ist, dass ihr alle sterben wollten sollten wir das hier auch schnell beenden…“
Jeff wandte sich wieder mir zu und wollte mir wieder einen Schnitt verpassen.
„STOPP!“, schrie Harper. „Wir hauen einfach ab hier und ihr lasst unsere Leute gehen!“
Flehend schaute sie ihn an.
„Das reicht mir nicht… Prinzipiell ist es eine gute Idee, aber …“
„Was wollt ihr denn noch?! Ihr habt schon so viel zerstört!“
„Wir wollen sie.“, sagte er und deutete auf Mary.
Beängstigt schaute sie zu ihm und wich ein paar Schritte zurück.
Aiden stellte sich beschützerisch vor sie.
„Vergesst es.“
„Was wollt ihr denn? 2 Menschen gegen 1 ist doch eine gute Idee.“
„Wir wollen GAR niemanden von uns weggeben.“, stellte Harper fest und verschränkte ihre Arme.
„Dann wird daraus wohl nichts…“ Jeff wandte sich WIEDER mir zu.
„Halt!“, kam Marys Stimme aus der Menge heraus.
Sie ging ein paar Schritte vorwärts und sagte mit fester Stimme: „Ich geh. 2 Menschenleben gegen das von einem.“
„Mary, das kannst du doch nicht machen…“, sagte ihr Vater leise und hielt sie am Arm fest.
„Dad? Weißt du was mich schon beschäftigt seit dieser ganze Scheiß losgegangen ist? Ich hab keinen Bock mehr. Ich will nicht mehr Leben, seit Mum nicht mehr lebt, kann ich nicht mehr lachen. Ich hab keinen Grund mehr zum leben, es ist sinnlos geworden.“
Wow, dass Mary so denkt, hätte ich nie im Leben gedacht.
„Ich bin nicht sonderlich gut im Schießen, im Töten, im Rennen, im Plündern allgemein. Ich bin so unnütz.“
„Mary, nicht…“, flüsterte Aiden ihr zu.
„Und Aiden, es tut mir leid, aber ich kann dich nicht lieben. Die einzige Person die ich jemals wirklich geliebt habe war Felix.“
Sie schaute zu mir. Ich erinnerte mich an Felix zurück, er war Marys Freund gewesen seit der Oberstufe, sie hatten sich wirklich geliebt, das hatte man gemerkt.
„Und Melina. Es tut mir leid, dass wir uns gestritten haben, ich danke dir für alles, was wir jemals zusammen unternommen haben. Du warst wirklich meine beste Freundin. Du warst immer für mich da.“
Ich fing an zu weinen. „Mary. Das darfst du nicht…“
„Ich muss, lieber dein und Tobys Leben gegen meins.“
Sie ging zu Jeff und dem anderen Kerl und stellte sich neben sie.
„Gute Entscheidung. Bind sie los.“, wies er dem anderen Typen an.
Sofort spürte ich wie der Druck an den Handgelenken leichter war und langsam wegging.
Ich stützte zu Mary und umarmte sie.
„Ich werde mir das niemals verzeihen.“, sagte ich und tropfte ihre Schulter voll mit Tränen.
„Mach du dein Abitur. Du erreichst alles was du willst Melina.“
Ich ließ sie los und stellte mich zu dem Rest meiner Gruppe.
Toby schloss mich in die Arme und drückte mich fest.
Mary winkte zum Abschied, ohne Lächeln. Ich stellte fest, ich hatte sie wirklich schon lange nicht mehr Lächeln sehen.
Und jetzt?
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Dead Diary
Terror"Ich schreibe dieses Tagebuch nur weil ich der Welt danach mitteilen will was für ein schrecklicher Ort das hier war." - Sie ist noch eine junge Schülerin, kurz vor dem Abitur. Doch die Zombie Apokalypse bringt ihre Welt völlig durcheinander. Sie is...