Kapitel 8: Plünderung

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 Plünderung

Es war soweit. Ich musste das erste mal Plündern. Die Tankstelle war etwas anderes. Sie stand uns quasi offen. Wir wollten Essen und eventuell anderes Zeug was ganz nützlich war besorgen. Am Abend zuvor hatten wir ausgemacht, dass die ganze Gruppe zusammen plündern geht. Wenn es möglich ist wechseln wir den Standort. 
Die Tankstelle sei gut, meinte mein Vater. Aber hier konnten wir nicht länger bleiben. Es gab kein frisches Wasser mehr, und es waren uns in den letzten Tagen mehr als nur ein Beißer über den Weg gelaufen. Wenn es eine ganze Herde geben sollte, sind wir schon weg. 
Wir packten alles zusammen, ich checkte meinen Rucksack ob noch alles drin war. Passt. 
"Kommt wir müssen gucken, wie wir fahren. Je weniger Autos desto besser. Falls wir fliehen müssen sind zwei Fahrzeuge besser als drei." Ich nickte meinem Vater zu und antwortete: "Dann aber die größten. Unser Auto auf jedenfall. Es ist groß und hat viel Stauraum." Mein Vater nickte mir ebenfalls zu und sagte daraufhin: "Okay. Dann nehmen wir den silbernen. Er hat auch genügend Stauraum." "Und wie plündern wir?" fragte Marys Vater und packte einen Rucksack nach dem anderen in die eben genannten Autos. "Ich denke es wäre gut wenn wir uns gut einteilen. Wir sind zu 9. Ich denke die Kinder sollten einzeln gehen mit zwei Erwachsenen." Er überlegte kurz und sagte: "Also, Tom und Mary ihr solltet zu zweit gehen. Michael? Nimmst du Marilyn und Ricky mit. Ich wäre dir sehr dankbar." Michael guckte nur genervt und schaute dann wieder in die Ferne. "Okay.. Stefan, Jessika und Ich." "Dad?" fragte ich ungläubig. Er nickte meinen ungläubigen Blick nur ab und beendete seine Aufzählung. "Und ihr beide. Toby und du, Melina." Ich freute mich innerlich mit Toby gehen zu können, war aber immer noch ungläubig. Wir waren erst getrennt und sollen uns schon wieder trennen? Na danke.... Toby guckte mich mit einem lächeln an. Ich erwiderte es nur schweren Herzens und ging zu einem der Autos. 
Ich legte meinen Rucksack unter den Beifahrersitz und hockte mich dann stur hin. Nachdem sich alle noch einmal in der Tankstelle umschauten ging mein Vater zu mir und begann zu sprechen: "Melina, ich weiß wir sind erst seit kurzem wieder zusammen aber ich hab das aus einem bestimmten Grund so gelegt. Ich vertraue dir. Du bist stark, klug und kannst verdammt schnell rennen. Und genau aus diesem Grund fahren wir beide auch die Autos. Ich fahre den silbernen Wagen du unseren..." Er seufzte. "Ich weiß übrigens was Zuhause passiert ist. Ich war da." er seufzte nochmal. Erschrocken klappte mir der Mund auf. 
Er hatte gesehen was passiert war, was mit Mum passiert war...
Mir stiegen Tränen in die Augen die ich sofort wieder wegwusch als Toby ankam. "Na startklar?" fragte er mich und packte seine Sachen ebenfalls auf die Sitze. "Geht so." murmelte ich. 
"Was ist los?" wollte er wissen und schaute mir wieder in die Augen. Sein Blick war so durchdringend, dass ich dachte er könnte meine Gedanken lesen. "Nichts." antwortete ich kurz und wandte mein Gesicht ab. Als ich zum Gehen ansetzte, hielt er mich fest und sagte: "Sag, wenn dir etwas nicht passt. Glaub mir es ist super wichtig in einer Welt wo jeder auf jeden vertrauen muss." Dann ließ er mich los und ging davon. 

Als alle Sachen in den Autos verteilt waren fuhren wir auch schon los. Ich schaute der Tankstelle traurig hinterher. 
Es war so sicher dort gewesen. ... 
Ich fuhr meinem Vater hinterher, eine Straße die schien als würde sie nicht mehr aufhören. Dann fuhren wir in einen Vorort der Stadt und es war unglaublich still. Fast zu still. 
Mein Vater hielt an, ich tat es ihm gleich, hielt den Wagen an und stieg aus. Ich schaute in die Sonne, die ich fast seit 1 Woche nicht mehr gesehen hatte und bemerkte dann eine Bewegung im Gebüsch. Ich zog sofort mein Messer, ich schlich auf den Busch zu doch zu meiner Überraschung war es nur eine Katze, die im Gebüsch spielte. 
Ich hob sie hoch und sagte: "Hey, Erschreck mich nicht so." ich kraulte ihr das weiche Fell und ließ sie wieder auf den Boden wo sie auch schon wieder davon rannte. "Was war das?" fragte mich mein Vater besorgt und schaute in meine Richtung. "Eine Katze, die im Gebüsch gespielt hat." Ich gähnte herzhaft und streckte mich. "Also gut. Hoffen wir, das ist das einzige Wesen ist was uns heute über den Weg läuft, krabbelt, kriecht oder humpelt. Ihr versteht was ich meine?" grinste mein Vater und hielt ausschau nach laufenden, krabbelnden, kriechenden oder humpelnden Wesen. "Ich denke es sieht gut aus. Wir teilen uns dann also in die Gruppen ein. Jede Gruppe nimmt sich ein Haus vor." Ich nickte. Alle Gruppen hatten sich gebildet, auch Toby hatte sich zu mir gestellt. "Gut dann los! Und Viel Glück!" rief mein Vater und schon drehte ich mich um und nahm mir das Haus direkt am Anfang des Vororts vor. 

Ich winkte Toby zu mir und schlich mich ans Haus heran. "Hast du schon mal welche getötet?" fragte ich Toby und schlich langsam und leise vorwärts. "Einige Male. Ganze Gruppen. Ich musste mich am Anfang selbst durchschlagen, dann hab ich meinen Vater und meine Schwester wiedergefunden, ähnlich wie bei dir." 
Ich guckte vorsichtig um die Ecke und schaute in die Fenster. Ich klopfte gegen eine Scheibe und wartete kurz. Plötzlich drückte sich etwas gegen die Scheibe. Einer dieser Beißer stöhnte und kratzte am Fenster nach uns. 
"Idiot." sagte ich und lachte den Beißer aus. Toby lächelte und piekte mich in die Seite. "Eh, was sollte das." Ich lachte und piekte zurück. "Ich wollte dich nur ein bisschen Ärgern." sagte er und lächelte mich an. Ich lächelte ebenfalls zurück und sagte: "Wir müssen da jetzt aber rein." Mein Blick wurde wieder ernst. Ich hob mein Messer und ging langsam zur Tür. 
Vorsichtig öffnete ich sie und lugte hinein. Der Beißer stand immer noch am Fenster und versuchte rauszukommen. Auf dem Boden lag ein toter Beißer. "Uagh." sagte Toby und hielt sich die Nase zu. Der Beißer am Fenster hatte uns bemerkt und lief auf uns zu. Als er nah genug war rammte ich ihm mein Messer in den Kopf und wartete wieder auf das Knack. Dann zog ich das Messer raus und pfiff einmal. Kein Geräusch weiter. "Ich denke das Haus ist so weit sicher. Wir teilen uns NICHT auf. Lass uns erstmal in der Küche suchen." Toby nickte kurz und zog eine Schublade nach der anderen auf während ich die Schränke öffnete und reinsah. Ein paar Säcke Mehl, half nicht viel. Konnte wiederum nicht schaden. "Hast du was nützliches?" fragte mich Toby und schob die letzte Schublade zu. "Nein.." ich schüttelte den Kopf. "Ich auch nicht." "Lass uns mal nach oben gehen. Wer weiß vielleicht haben sie ihre Sachen oben." schlug ich vor und stieg die lange Treppe nach oben. 
Ich hörte das Knarzen jeder einzelnen Stufe. Als wir oben ankamen ging ich jedes einzelne Zimmer durch. Rein gar nichts. Wir verließen das Haus kurz darauf hin und waren wieder auf der Straße. 
"Das war eine fette Niete." sagte Toby und schaute zum Haus gegenüber. Er nickte mit dem Kopf in Richtung Haus. Er ging voran und tat es mir nach. Er klopfte gegen die Scheibe. Nichts. "Ist rein." sagte Toby und öffnete trotzdem vorsichtig die Tür. Auch im Wohnzimmer war kein Mensch. "Das ist komisch." sagte ich und ging vorsichtig zur Küche. Ich öffnete einen der Schränke und staunte. "OHNE WITZ!" schrie ich. Der ganze Schrank war voll. Es gab Cornflakes, Schokoriegel, Saft. Alles erdenkliche. "Das ist ja der Vorrat von 5 Häusern!" rief Toby begeistert und packte nach und nach alles aus dem Regal ein. "Vielleicht ist es ja so wie du gesagt hast. Vielleicht gehört es jemandem?" "Auf den Sachen liegt Staub. Das hat seit Wochen niemand mehr angefasst." redete Toby mir ins Gewissen. "Gut, Gut." Ich packte ebenfalls einige Sachen ein. Hielt dann aber inne und sagte: "Ich guck mal oben." "Du wolltest dich doch nicht trennen?" "Es ist doch sicher.." meinte ich und schlich die wesentlich leisere Treppe hinauf. 
Es war wirklich wie ich gesagt hatte. Kein Mensch, Nichts. Alles leer. Ich musterte einen der Räume und sah ihn mir genau an. Es erinnerte mich an mein eigenes Zimmer, was ich damals hatte. Grün/weiße Wände. Weiße Möbel. Es ist wunderschön hier. 
"Wäre da nicht das Ende der Welt würde ich glatt hier bleiben." murmelte ich und schaute aus einem der Fenster, welches das Zimmer in warmes Sonnenlicht tauchte. Ich legte mich auf das Bett und schloss meine Augen. Eine Sekunde diesen Moment genießen. Dann öffnete ich meine Augen wieder uns sah erst jetzt einen Zettel auf dem Nachttisch. Ich nahm ihn in die Hand und las ihn. 
"Mom, hat mich eben ins Bett gebracht. Aber denkst du ich könnte schlafen? Die verdammte Welt geht unter. Ich bin zwar erst 12 Jahre alt. Aber ich verstehe ganz genau was hier abgeht. Menschen werden von anderen Menschen gebissen. Sie verwandeln sich. Ich hab Angst, Tagebuch. Ich will, dass es endet. Will hier weg." Es war eine einzelne Seite aus einem Tagebuch. Ich drehte das Blatt und entdeckte etwas was mir die Sprache verschlug. "Tagebuch, Bitte hilf mir! Mein Vater ist weg. Und Mom ist ihn suchen gegangen. Ich bin ganz alleine und hier sind Männer im Haus. Ich höre sie. Ich hab Angst dass sie mir etwas tun. Für den Fall, liebes Tagebuch. Ich liebe meine Familie. Und falls jemand das hier findet, überlebe für mich. Ich will dass es endet. Ich hab solche Angst." Ich war sprachlos. Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Es ist wie ein Stück aus einem alten Leben, obwohl es geschrieben wurde als alles anfing. Ich bin überfordert. Ich ließ mich aufs Bett fallen und hielt mir meine Hände vors Gesicht. Es war einfach traurig. Dieses Mädchen war bestimmt tot. Alles was übrig war, war dieses Stück Papier. Ich faltete es zusammen und steckte es in meine Jackentasche. Es war etwas besonderes. 

Ich erhob mich und ging langsam wieder die Treppe runter als plötzlich Toby panisch nach mir schrie. Ich sprintete die Treppe runter und rannte zur Hintertür, was ich da sah, verschlug mir die Sprache...

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