"Mama, wann sind wir da?", ertönte Tims fragende Stimme vom Rücksitz. Neben mir unterdrückte James ein Lachen. Ich seufzte.
"Wir sind vor 5 Minuten erst losgefahren, Spatz. Es dauert nicht lange, versprochen" Im Rückspiegel sah ich wie Tim zufrieden nickte und dann aus dem Fenster schaute, seine Stoffpuppe fest an sich gedrückt. Wir waren auf dem Weg zur Taufe der Tochter von Lukes Schwester.
"Ist Tara noch immer so klein?", fragte er plötzlich.
"Sie wird schon etwas größer sein, als letztes Mal als du sie gesehen hast"
"Kann ich mit ihr spielen?" Ich lächelte leicht.
"Wahrscheinlich nicht, aber du kannst ja mit Lori spielen" Genervt verzog er das Gesicht.
"Lori ist doof" Ich gab den Winker und bog dann in die kleine Seitenstraße ein, in der die Kirche war. Vor dem Eingang standen Lukes Eltern, na klasse. Seufzend parkte ich ein und half Tim aus seinem Sitz während James unser Geschenk an Tara aus dem Kofferraum nahm. Noch bevor wir die Treppen zur Kirche hochgehen konnten, nahmen mich Lukes Eltern in Beschlag.
"Ich gehe mit Tim schon vor", flüsterte James mir ins Ohr, da er an ihren Gesichtern ablesen konnte, dass er bei dem Gespräch nicht erwünscht war. Lukes Mutter blickte ihm lange nach als er Tim an die Hand nahm und mit ihm in der Kirche verschwand. Es tat mir leid ihn da alleine bei Lukes Familie zu lassen. Vorwurfsvoll blickten beide mich an.
"Wer ist das denn?" Als ob sie das nicht schon längst wüssten.
"Mein Freund", erklärte ich spitz und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Wie kannst du es wagen ihn mitzubringen? Hast du denn überhaupt keinen Anstand? Und dann lässt du ihn einfach so mit Tim alleine, mit unserem Enkelsohn"
"Erstens, habt ihr nicht zu entscheiden mit wem ich mich abgebe und mit wem nicht. Zweitens liebt Tim ihn und er liebt Tim auch. Zudem könnt ihr bei euch selbst mal Fehler suchen, denn euer geliebter Enkel hat von seinen Großeltern, die letzten zwei Jahre nichts gesehen und nichts gehört. Er wird euch nicht einmal erkennen wenn ihr vor ihm steht. Also erzählt mir nichts von Anstand." Wütend schnappte Lukes Mutter nach Luft.
"Du bist mit Luke verheiratet nicht mit ihm" Dabei fuchtelte sie wild Richtung Kirche.
"Soll sie für immer und ewig Witwe bleiben, Mum?" ertönte eine Stimme hinter mir. Ich wandte mich der Stimme zu und Audrey, Lukes Schwester, lächelte mich zaghaft an.
"Aber, aber Luke-", versuchte es Lukes Mutter weiter.
"Luke ist tot, Mum. Schon seit 2 Jahren. Du musst endlich anfangen das zu akzeptieren" Wütend stampfte Lukes Mutter davon und ihre Ehemann ihr nach. Freudig umarmte sie mich.
"Ich wusste gleich, dass sie dich belagern werden. Vor allem nachdem ich diesen Adonis von Mann gesehen habe, der mit Tim reinkam und sich überall als dein Freund vorstellte. Wo hast du dir den denn aufgegabelt?" Grinsend beobachtete sie wie ich rot anlief.
"James und ich haben uns auf der Arbeit kennen gelernt" Sie nickte verträumt.
"Ich sollte unbedingt mal bei dir auf der Arbeit vorbeischauen. Sind da noch mehr solcher Kerle?" Ich lachte auf.
"Bin ich nicht gerade bei der Taufe deines zweiten Kindes? Wartet dein Mann nicht da drinnen auf dich?" Sie machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Kucken darf man ja wohl. Und ich freue mich wirklich für dich. Er scheint ein netter Mann zu sein. Das hast du dir wirklich verdient. Hör nicht auf meine Eltern, die leben noch in der Steinzeit und werden da wohl so schnell nicht rausfinden"
"Tim mag ihn auch sehr", erzählte ich.
"Das wollte ich dich auch mal fragen. Was hast du mit meinem Neffen gemacht? Er ist komplett ausgewechselt. Als du mich nach Taras Geburt besuchen kamst, hat er kein Wort geredet und ist dir nicht von der Seite gewichen. Und jetzt hat er bestimmt schon jedem von seiner Ritterburg erzählt und er spielt mit Lori ohne dass man ihn dazu auffordern musste" Soviel dazu, dass Lori doof ist, dachte ich mir.
"Das war mehr James Verdienst als meiner, glaube ich. Er selbst hat einen Patensohn, der ein paar Jahre älter ist als Tim, aber sie verstehen sich wirklich gut. James hat ihn manchmal mitgebracht oder hat mit ihnen einen Ausflug gemacht, damit ich einen Nachmittag Ruhe habe. Mittlerweile hat Tim nichts dagegen wenn ich ihn bei James Patensohn absetze zum spielen und James und ich können abends ausgehen ohne, dass es gleich in einen Wutanfall endet. Vor ein paar Monaten war das noch nicht möglich gewesen" Audrey harkte sich bei mir ein und gemeinsam betraten wir die Kirche.
"Du musst diesen Mann unbedingt behalten" Mein Blick fiel auf James, der gerade in ein Gespräch mit Audreys Mann vertieft war, doch gerade aufblickte und mich anlächelte. Das werde ich, dachte ich mir.
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Behind these walls
RomanceAls Haileys Babysitter sie im Stich ließ, musste sie zu anderen Mitteln greifen. Dass diese Mittel James Carson und einen unvergesslichen Tag beinhalten, hätte sie nicht gedacht.