Kapitel 15

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"James! Wie weit bist du?" rief ich die Treppe hoch. 

"Gib mir noch ein paar Minuten. Halt bitte Mal für zwei Minuten still, Tim", hörte ich ihn sagen, gefolgt von einem herzlichen Kinderlachen. Ich ging wieder in die Küche und sah zu, dass nichts anbrennt als es an der Tür klingelte. Seufzend strich ich mein schwarzes Kleid glatt und machte mich auf den Weg zur Tür. Natürlich war er noch nicht fertig und ich musste die Gäste alleine begrüßen. James wollte, dass ich seine Familie kennen lerne. Unter Familie hatte ich seine Eltern verstanden doch er verstand darunter seine Eltern, sein Patenonkel, sein Patensohn und dessen Vater. Also musste ich gleich für eine ganze Horde kochen. Ich atmete noch einmal tief durch bevor ich lächelnd die Tür öffnete. Vor mir stand eine blonde Frau, mit einem strahlenden Lächeln und den gleichen grünen Augen wie James. Hinter ihr stand ein Mann, der, bis auf die Augen, genauso aussah wie James. Ich ließ beide eintreten und hinter ihnen kam ein Mann mit schulterlangem, schwarzen Haar, der auf James' Beschreibung von seinem Patenonkel Bill passt. Hinter ihm dann ein großgewachsener Mann mit hellbraunem, lockigen Haar und seinem kleineren Ebenbild. Das waren dann wohl James' Patensohn Theodor und dessen Vater Edward.

"Danke nochmal für die Gastfreundschaft. Es ist bestimmt nicht einfach für so viele zu kochen", bemerkte James Mutter, Kylie, und reichte mir eine Flasche Rotwein. 

"Danke, der wird bestimmt gut zum Essen passen. James müsste auch jeden Moment kommen", erklärte ich und genau in diesem Moment kam James mit Tim im Arm, die Treppe runter. Als Tim die vielen fremden Leute sah, zappelte er in James Armen rum bis dieser ihn runter ließ und er sich gleich an mein Bein klammerte. Schüchtern drückte er sich an mein Bein und zog mit einer Hand an meinem Kleid.

"Es ist okay, Tim. Das ist die Familie von James" Ich strich über seinen Kopf und blickte entschuldigend zu den Leuten vor uns.

"Es tut mir Leid. Er ist sehr schüchtern"

"Das macht nichts. Theo ist auch sehr scheu bei Fremden", erklärte Edward und legte eine Hand auf die Schulter seines Sohnes.

"Hey Kumpel", begrüßte James seinen Patensohn, der auch so gleich erstrahlte und sich in seine Arme schmiss. James flüsterte ihm etwas ins Ohr woraufhin dieser nickte.

"Tim, willst du Theo nicht deine Ritterburg zeigen?", fragte James laut. Fragend sah Tim zu mir hoch und ich nickte ihm aufmunternd zu.

"Okay" Zögernd entfernte er sich von mir und auch Theo folgte ihm nur zögerlich ins Wohnzimmer. James begrüßte währenddessen seine Familie. Zusammen folgten wir dann den Kindern ins Wohnzimmer und setzten uns an den bereits gedeckten Esstisch. Ich brachte die geschenkte Flasche Wein in die Küche um sie in den Kühlschrank zu legen als sich zwei Arme um meine Hüfte legten und sich ein warmer Oberkörper an meinen Rücken presste.

"Du siehst toll aus in dem Kleid. Es würde noch besser auf dem Schlafzimmerboden aussehen", hauchte James in mein Ohr und küsste die Stelle unter meinem Ohr. Lächelnd lehnte ich mich an ihn und seufzte.

"Das hättest du dir überlegen müssen bevor du deine ganze Familie hierher eingeladen hast. Warum konnten wir nicht einfach in ein Restaurant gehen?" Er legte sein Kinn auf meinem Kopf ab und sah mir zu, wie ich die Soße umrührte.

"Ich dachte, das wäre besser für Tim und dich. Du weißt doch noch, wie es war als wir mit deinen Eltern essen waren" Bei den Erinnerungen atmete ich tief ein. Ich hatte die Babysitterin über Nacht bestellt, was Jenny gerne tat, doch Tim war überhaupt nicht damit einverstanden gewesen und hat einen furchtbaren Wutanfall bekommen, wie ich es noch nie bei ihm gesehen hatte. Wir waren kurz davor gewesen die Verabredung abzusagen, hatten es aber mit über einer Stunde Verspätung doch noch geschafft.

"Glaubst du, ich habe bei ihm irgendetwas falsch gemacht?" Diese Frage schwirrte seit diesem Tag in meinem Kopf umher. Ich drehte mich zu James um und sah erwartungsvoll in seine grünen Augen.

"Nein. Ihr ward nur sehr lange Zeit nur zu zweit gewesen und hattet eine Routine in eurem Alltag. Ich glaube, er hat einfach Angst, dass du irgendwann gehst und nicht mehr zurückkommst wie sein Vater" Ich presste die Lippen fest aufeinander und nickte einfach. Zwei Finger hoben mein Kinn an und zwangen mich dazu ihn wieder anzusehen.

"Mach dir nicht so viele Gedanken darüber. Tim ist in Ordnung." Er presste kurz seine Lippen auf meine, was mich wieder zum Lächeln brachte, und öffnete dann den Kühlschrank um eine, der bereits vorgekühlten, Weinflaschen herauszunehmen. Ich folgte ihm und wandte mich an Edward.

"Gibt es etwas bestimmtes, das Theo gerne trinkt? Bei manchen Anlässen lasse ich Tim Apfelsaft trinken" Er überlegte kurz.

"Ich denke Apfelsaft geht in Ordnung. Seine Mutter achtet sehr darauf, dass er nur gesunde Sachen bekommt, doch ein Glas oder zwei werden ihm bestimmt nicht schaden" Bill schnaubte bei der Erwähnung von Theos Mutter, sagte aber nichts. Da ich keinen Ehering an Edwards Finger sehen konnte, ging ich mal davon aus, dass Theos Eltern getrennt waren. Ich würde James später fragen. Ich schüttete also zwei Gläser Apfelsaft heraus und stellte diese auf den Tisch. Während James sich mit seiner Familie unterhielt, verschwand ich wieder in der Küche und sorgte dafür, dass das Essen fertig wurde. Ich schnitt den Braten in Scheiben und stellte ihn noch für einige Minuten in den Ofen, damit er nicht kalt wurde, während ich die Kartoffeln abschüttete. Wenig später stand alles auf den Tisch und ich rief die Kinder. Theo und Tim schienen gut miteinander klarzukommen, trotz des Altersunterschieds. Ich nahm mir Tims Teller und legte ihm eine kleine Scheibe Fleisch auf, etwas Kartoffeln und Brokkoli. Das Fleisch schnitt ich ihm klein und die Kartoffeln zerdrückte ich mit der Gabel und schüttete etwas Soße drüber. Tim wollte beim Anblick des Brokkolis schon etwas sagen, nach meinem Blick ließ er es aber sein.

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