Kapitel 16

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Anfangs verlief das Essen schweigsam und man hörte nur Tim und Theo miteinander tuscheln und kichern. 

"James hat mir erzählt, ihr hättet euch auf der Arbeit kennengelernt?", begann Kylie schließlich das Gespräch. Ich nickte.

"Ja, wir arbeiten in der gleichen Firma und beraten Leute bei Versicherungsangelegenheiten", erklärte ich und nahm einen Schluck von meinem Wein.

"Das heißt, bevor ihr euch kennengelernt habt, hast du dich alleine um deinen Sohn gekümmert und warst arbeiten?" Wieder nickte ich.

"Erst als Tim ein Jahr alt war. Meine Eltern haben immer auf ihn aufgepasst und ich habe einen Babysitter. Sonst wäre das alles nicht machbar" Anerkennend nickte sie.

"Als ich James bekam, war ich bestimmt 5 Jahre zuhause geblieben. James war ein anstrengendes Kind, man konnte ihn nie aus den Augen lassen, nicht wahr, Charly? Ich hätte das niemals zusammen mit Arbeit unter einen Hut bekommen" James Vater nickte bestätigend. Ich hatte diese Wahl nicht, wollte ich gerade sagen, doch schluckte die Worte runter. Mitfühlend legte James seine Hand auf mein Knie und strich sanft mit dem Daumen über mein Bein. Ich legte meine Hand auf seine und lächelte ihn an, was er auch erwiderte. 

"Irgendwie bekommt man es hin", meinte ich schließlich. Oder man bringt das Kind einfach mit auf die Arbeit, führte ich in Gedanken fort. An James' verschmitztem Blick erkannte ich, dass er das Gleiche dachte.

"Wie alt ist Tim jetzt?", mischte sich Bill ins Gespräch ein. 

"Er ist vor einigen Monaten 3 geworden", antwortete ich und gab Tim einen leichten Klaps auf die Hand, als er anfing mit dem Essen zu spielen. Ich schüttelte leicht den Kopf als er zu mir hochsah und dann begann er wieder normal zu essen.

"Und wie lange seit ihr schon ein Paar?"

"3 Monate", antwortete James für mich. Bill nickte und sah dann misstrauisch von Tim zu James. James seufzte.

"Er ist nicht von mir, Bill. Und bevor du fragst, ich wusste von ihm bevor wir ein Paar wurden, sie hat ihn mir nicht aufgehalst" Empört blickte Kylie zu ihm rüber und auch Edward hatte sich ihm vorwurfsvoll zugewandt. Entschuldigend hob Bill die Hände. Ich wischte mit der Serviette meinen Mund ab, schnappte mein Weinglas und stand auf.

"Entschuldigt mich"

"Hailey..." James griff nach meiner Hand, doch ich entzog sie ihm.

"Bleib sitzen. Es ist alles in Ordnung" Ich zog mich in die Küche zurück und lehnte mich an die Arbeitsfläche. Ich konnte einige Wortfetzen, der nun hitzigen Diskussion hören, doch ich nahm sie nicht weiter wahr. Gedankenverloren nippte ich an meinem Wein.

"War es eine hässliche Scheidung?" Erschrocken blickte ich ins Gesicht der Mutter meines Freundes, die behutsam meine Position nachahmte. Ich schüttelte den Kopf.

"Es gab keine Scheidung. Mein Mann... Luke ist im Dienst für sein Land gestorben", erklärte ich leise, während ich immer noch meinen Wein anstarrte. Verstehend nickte sie und drückte meine Hand kurz.

"Das tut mir leid. Und James. Ist... ist er der erste nachdem..." Ich nickte zaghaft. Sie seufzte.

"Bill hat das nicht so gemeint. Er spricht immer erst bevor er nachdenkt. Er hatte nur Angst, dass James etwas ähnliches widerfahren könnte wie Edward." Neugierig blickte ich auf.

"Was war denn mit Edward?" 

"Er und seine Ex-Frau haben einen furchtbar langen Scheidungskrieg hinter sich an dem Theo sehr lange gelitten hat. Sie hat ihm Theo aufgehalst und ist mit seinem ganzen Geld abgehauen. Später wollte sie ihn auch noch auf Unterhalt verklagen und wieder später wollte sie ihm Theo wegnehmen. Nichts davon hat geklappt, doch Edward leidet noch immer sehr unter den ganzen Umständen. Theo lebt jetzt überwiegend bei ihm doch sie kommt gelegentlich vorbei und kritisiert seine Erziehung wo er nur kann" Ich nickte.

"Es tut mir leid, aber was geht Bill dann die ganze Sache an?" Kylie kicherte vergnügt.

"Schon als wir noch in eurem Alter waren hatte Bill eine Schwäche für Edward und war auch ziemlich frustriert, dass Edward dann geheiratet hatte. Doch jetzt nach der Scheidung kamen sie sich wieder näher und ich denke, dass sie etwas miteinander haben obwohl keiner von beiden es zugeben will" Auch ich lächelte nun. Vielleicht konnte ich Bills Verhalten doch ein klein wenig nachvollziehen.

"Du hast ein schönes Haus. Hast du dir das alleine gekauft?", fragte sie mich interessiert als wir uns wieder auf den Weg ins Wohnzimmer machten.

"Luke und ich haben es zusammengekauft als ich mit Tim schwanger war. Wir wollten ein großes Haus mit Garten haben, weil wir eigentlich noch mehr Kinder haben wollten. Es konnte ja keiner ahnen, was dann passierte", erklärte ich. Kurz darauf zupfte Tim fragend an meinem Rock.

"Mama, kann ich Theo mein Zimmer zeigen? James sagt ich soll dich fragen" Mit großen Augen sah er mich bittend an. 

"Ja, aber was durcheinander gemacht wird, wird auch wieder aufgeräumt" Eifrig nickte er und schon verschwanden die beiden die Treppe hoch.

"Tim ist wirklich ein liebes Kind", meinte Kylie noch als wir uns wieder setzten. James lachte und legte seinen Arm um meine Stuhllehne.

"Wartet bis er ins Bett soll, dann war er ein liebes Kind" Auch ich lachte nun. Tim war gerade in einem furchtbaren Alter, in dem er nicht schlafen gehen wollte.

"Theo hatte diese Phase auch. Weißt du noch James, als du ihn mit Keksen bestochen hast, damit er endlich schlafen geht?" James lachte bei der Erinnerung wieder auf.

"Ich dachte, er würde nie aufhören zu schreien"

Behind these wallsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt