"Mama?"
Verwirrt drehte James sich um und ich sah an ihm vorbei um meinen Sohn zu sehen, der seine Prinzessin verzweifelt an sich drückte und sich verängstigt umsah. Als er mich erblickte, lief er an James vorbei und drückte sein Gesicht an mein Bein. Dabei hielt er sich an meinem Rockzipfel fest. Sanft strich ich über seinen Kopf und bemerkte, wie die arroganten Züge aus James' Gesicht verschwanden und für weiche Gesichtszüge Platz machen.
"Wer bist du denn?", fragte er mit einer Freundlichkeit in seiner Stimme, die ich noch nie gehört hatte. Ich hob Tim in meine Arme und er drückte sein Gesicht gleich in meinen Nacken. Er war Fremden gegenüber immer etwas ängstlich und schüchtern.
"Das ist Timothy", stellte ich ihn vor und sein Blick schwang wieder zu mir. Wieder musterte er mich und ich konnte ein Funkeln in seinen grünen Augen entdecken.
"Ich wusste gar nicht, dass du ein Kind hast" meinte er und kratze sich am Hinterkopf während er leicht lächelte. Ich erwiderte es und setze Tim auf meine Hüfte.
"Ich glaube, das weiß niemand hier. Weißt du wo Lily ist?" Ich strich weiter beruhigend durch Tims weißblonde Haare.
"Lily hat heute frei, so weit ich weiß", erklärte er. Ich blickte hoch und flüsterte ein leises 'Verdammt'.
"Sollte sie auf ihn aufpassen?" Ich nickte.
"Mein Babysitter ist krank und ich wusste sonst keinen anderen. Ich muss das Gespräch absagen-", ratterte ich schnell runter
"Beruhig dich. Ich passe auf ihn auf", unterbrach er meinen Redeschwall. Ich hörte auf zu reden und blickte ihn mit großen Augen an.
"Das würdest du tun?" Er nickte.
"Ich kenne mich mit Kindern aus. Ich habe selbst ein Patenkind. Er ist nur einige Jahre älter als Timothy", erzählte er und trat näher.
"Hey Kumpel. Ich habe einige Spiele auf dem Computer. Super Mario, Tetris, Pinball. Willst du sie dir mal ansehen?" Fragend sah Timothy zu mir hoch und ich nickte ihm aufmunternd zu. Dann wandte er sich an James.
"Hast du Angry Birds?", fragte er leise und drückte seine Puppe fest an sich.
"Na klar auf meinem Tablet" Gerade fragte ich mich ob er auch mal arbeitete wenn er hier war, doch ich behielt den Kommentar für mich. Strahlend blickte Tim zu James hoch und streckte seine Arme nach ihm aus, weil er zu ihm rüber wollte. Ich gab ihn zu ihm rüber und ging dann mit ihnen in James' Büro.
"Hier ist noch seine Tasche. Da findest du seine Decke, Snacks und noch anderes Spielzeug. Du musst mit ihm zu Toilette gehen, denn er sagt nie Bescheid wenn er muss und dann ist es manchmal zu spät" Er setzte Tim in seinem Bürostuhl ab und legte seine Hände auf meine Schultern. Von dort aus lief ein seltsames Kribbeln durch meinen Körper. Beruhigend sah er mir in die Augen und lächelte mich aufmunternd an.
"Komm runter Hailey. Wie gesagt, ich habe selbst ein Patenkind. Ich kenne mich mit Kindern aus, mach dir darüber nicht so viele Gedanken", beruhigte er mich wieder. Ich nickte und ging vor Tim in die Hocke.
"Timmy, Mama ist kurz weg. Du bleibst hier bei James und machst keinen Ärger, ok?" Ich strich ihm durch die weißblonden Haare als er nickte.
"Sei ein guter Junge", verabschiedete ich mich mit einem Kuss auf seine Wange. Ich richtete mich wieder auf und legte meine Hand auf James Arm. Wieder ging von dort ein Kribbeln aus. James muss es auch spüren, denn er schaute verwirrt auf die Stelle an der meine Hand seinen Arm berührte.
"Vielen Dank", flüsterte ich und ich meinte es auch so. Ohne ihn wüsste ich nicht, was ich tun sollte.
"Immer gerne. Und jetzt mach, dass du wegkommst, du hast noch fünf Minuten. Viel Glück" Ich nickte und verließ sein Büro.
"Angry Birds hm?", hörte ich ihn noch fragen und dann Tims erfreutes Jauchzen, was mich wieder zum Lächeln brachte.
-
Wenig später verließ ich das Büro meines Chefs. Das Gespräch war eigentlich gut gelaufen und ich war sehr zufrieden mit mir. Ich konnte auf jede Frage gut antworten und war auch über alles gut informiert gewesen. Schnell machte ich mich auf den Weg zu James' Büro um Tim wieder abzuholen. Wenn man in der Firma eine Art Bewerbungsgespräch hatte, konnte man sich für den Rest des Tages frei nehmen. Was ich auch auf jeden Fall tun wollte. James' Tür stand offen und ich wollte gerade sagen, dass ich wieder da bin als ich dann ziemlich abrupt in meiner Bewegung inne hielt. Vor mir spielte sich ein ungewöhnliches, wenn auch süßes, Bild ab. James saß mit dem Rücken zu mir auf seinem Stuhl zurückgelehnt und hatte Tim auf seinem Schoß, der mit dem Rücken an seine Brust lehnte. Dabei hielt er sein Tablet fest. Tim schleuderte gerade einen Vogel zu einem Haufen Schweine um so viele wie möglich zum Stürzen zu bringen. Denke ich jedenfalls.
"Highscore, Kumpel", bemerkte James und hielt seine Hand hoch.
"Highscore!", jubelte Tim und klatschte mit seiner Hand in James' ein. Ich räusperte mich und James wandte gleich seinen Kopf in meine Richtung und lächelte. Er drehte mit seinen Füßen den ganzen Stuhl in meine Richtung, sodass auch Tim mich bemerkte.
"Mama", rief er begeistert und hüpfte von James' Schoß. Er rannte zu mir und hielt meine Beine in seinem Klammergriff gefangen. James stand auch auf und kam zu uns rüber.
"Können wir jetzt zum Spielplatz gehen?" Ich musste lachen, weil er sein Kinn an meinem Knie abstütze um flehend an mir hochzusehen.
"Warst du denn auch brav?" Eifrig nickte er und ließ meine Beine wieder los. Ich wandte mich an James.
"War er brav?", fragte ich ihn auch. Grinsend nickte er.
"Er war sehr brav" Er ging vor Tim in die Hocke.
"Du darfst mich immer wieder hier besuchen", erklärte er ihm und Tim klatschte freudig in die Hände.
"Nochmal danke, Carson"
"James. Nenn mich James", bemerkte er mit einem Blick auf meinen Sohn. Ich lächelte leicht und nickte.
"Okay. Danke James", bedankte ich mich nochmals und mir gefiel wie sein Name aus meinem Mund klang. Ich nahm die Tasche mit Tims Sachen wieder an mich.
"Mama, kann James mit uns zum Spielplatz?", flehte er, schob seine Unterlippe vor und sah mich mit seinen großen, grauen Augen an. Fragend sah ich zu James, der uns lächelnd musterte
"Wer kann bei so einem Angebot schon 'Nein' sagen?"
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Behind these walls
RomanceAls Haileys Babysitter sie im Stich ließ, musste sie zu anderen Mitteln greifen. Dass diese Mittel James Carson und einen unvergesslichen Tag beinhalten, hätte sie nicht gedacht.