"Wie ist es passiert?", fragte James vorsichtig.
"Er war bei der US Army. Sie waren dabei eine Schule zu evakuieren und eine Autobombe ist losgegangen. Er hat sich vor zwei kleine Mädchen geworfen", erzählte ich sachlich und verdrängte die Erinnerungen an die furchtbaren Tage nach seinem Tod ganz nach hinten in mein Gedächtnis. Ich erinnerte mich an den tollen Mann, der Luke war und wie er in der kurzen Zeit in seiner Vaterrolle aufgegangen war.
"Timothy war knapp sechs Monate alt als es passiert war. Er kann sich nicht an ihn erinnern" Ich hatte nicht realisiert, dass ich meine Hände aus meiner Manteltasche genommen hatte bis James eine ergriff und leicht drückte. Es war nur ganz kurz, doch war es als würde ein Feuerwerk in mir explodieren.
"Ich glaube er tut es. Auf seine eigene Art" Ich blickte fragend zu ihm rüber und versteckte meine Hände vorsichtig wieder in meinen Manteltaschen. Was meinte er damit? Doch er antwortete bereits bevor ich fragen konnte.
"Er hat mir Prinzessin gezeigt" Ich nickte. Die Stoffpuppe hatten wir im Auto gelassen, doch ich wusste, dass dieses Thema irgendwann aufkommen würde.
"Du findest das bestimmt seltsam, oder?" James schnaubte kurz auf.
"Ich hasse geschlechtsspezifisches Spielzeug. Kinder sollen mit dem spielen, was sie wollen. Ob das Autos oder Puppen sind, ist völlig egal", erklärte er und ich glaubte ihm sofort.
"Ich sagte ihm, sie wäre klasse und er erzählte mir, dass sie seine besondere Prinzessin wäre. Er sagte manche Prinzessinnen haben niemanden mehr, der sie beschützt aber seine Prinzessin wäre immer sicher bei ihm" Ich spürte wie sich ein Klumpen in meinem Hals bildete und meine Augen brannten etwas. Zudem war ich dankbar für James' Verständnis für diese Situation.
"Er hat dieses dicke Buch mit Märchen", erzählte ich und war mir bewusst, dass meine Stimme zitterte.
"Es schien für mich der beste Weg zu sein um ihm zu erklären warum er keinen Vater hat" James nickte.
"Wie ich bereits sagte. Du bist eine tolle Mutter" Danach änderten wir das Thema und sprachen einfach über die Arbeit und über unsere anderen Rivalen, die sich ebenfalls für die Beförderung beworben hatten. Eigentlich dachte ich es wäre ein eher angespanntes Thema doch ich realisierte, dass wir beide ziemlich unbeschwert darüber sprechen konnten. Niemand fragte den anderen wie er sich im Gespräch angestellt hatte sondern entschieden uns dafür uns über die anderen Konkurrenten lustig zu machen. Dann schwang das Gespräch ganz natürlich rüber zu Hobbys und Sport und zu unserer Zeit an der Universität. Und bevor ich mich versah, waren wir auch schon wieder bei meinem Auto, der Abendhimmel begann immer dunkler zu werden. Ich wollte James fragen ob ich ihn wieder zur Firma zurückfahren sollte, zu seinem Auto, dass noch immer dort stand. Oder, falls das nicht der Fall sein sollte, zu sich nach Hause. Aber das war nicht was aus meinem Mund kam.
"Du hast nicht zufällig Zeit um mit uns zu Abend zu essen?" Eine Sekunde lang machte sich Panik in mir breit bei diesem ganzen Satz mit unbeabsichtigten Worten doch auf James' Gesicht machte sich ein wundervolles Lächeln breit.
"Das wäre toll. Also so lange ich nicht störe"
"Was denkst du, Spatz?", fragte ich meinen schläfrigen Sohn, der auf meiner Hüfte saß.
"Wenn James nach Hause kommt zum Abendessen, dann könnten wir Pizza essen?" Tim nahm seinen Daumen aus dem Mund und seine Augen weiteten sich.
"Pizza Hawaii?", fragte er hoffnungsvoll.
"Und Pizza Prosciutto für Mama", zählte ich die Pizza auf, die wir beide immer bestellten.
"Heißt das, dass ich auch eine Pizza mit Schinken bestellen muss?", fragte James spielerisch als ich Tim in seinen Kindersitz anschnallte.
"Aber sicher", bestätigte ich ihm mit einem Zwinkern. Während Tim im Auto ein kleines Schläfchen hielt, hielten wir bei einem kleinen Italiener an und James bestellte fast die Hälfte ihrer Karte. Da merkte ich, dass ich, außer einer Banane und dem Vanilleeis, noch nichts gegessen hatte und völlig ausgehungert war. James beharrte auf die große Auswahl an verschiedenen Pizzen, damit ich die verschiedenen Sorten probieren konnte, die er auch mag.
"Das ist viel zu viel", bemerkte ich.
"Du kannst alles, was wir heute nicht schaffen, morgen zum Frühstück essen"
"Ich habe keine Mikrowelle", erklärte ich.
"Die kann man auch kalt essen" Ich gab ein Geräusch von mir um meinen Ekel auszudrücken, wenn ich an kalte Reste zum Frühstück dachte, doch James wackelte nur mit den Augenbrauen und bestellte noch eine Pizza. Als wir wieder zu Hause waren, war Tim wieder hellwach und bereit für seine Pizza. Ich bemerkte dabei James' überraschten Blick als er bemerkte, wie sauber und manierlich Timothy essen konnte. Ich ließ Tim von allem probieren, außer den scharfen Sachen, sodass der kleine Junge eine große Auswahl vor sich hatte. Wir saßen alle um den Wohnzimmertisch, obwohl ich Tim bereits erklärt hatte, dass dies eine Ausnahme war, während im Hintergrund leise das Radio spielte. James folgte meinem Beispiel und half sich selbst indem er einfach ein beliebiges Stück aus der Schachtel nahm.
"Hier, versuch die Mal", meinte James nach einigen Minuten der Stille. Er hielt mir ein Stück Pizza mit Shrimps und Knoblauch hin und ich realisierte alarmiert, dass er vorhatte mich zu füttern.
"Uhm", gab ich unbeholfen von mir und versuchte die Panik zu unterdrücken, die gerade in mir hoch kroch.
"Versuch Mama", spornte mich jetzt auch Timmy an.
"Ja", bestätigte James mit hochgezogener Augenbraue. Das tat er oft, fiel mir auf.
"Warst du nicht diejenige, die Timmy als braven Jungen bezeichnet hatte als er die Pizza mit Artischocke probiert hatte?" Das hatte ich tatsächlich vor fünf Minuten gesagt. Ich war auch immer froh darüber etwas Neues ausprobieren zu können doch das Füttern war wirklich sehr intim. Doch Tim und James sahen mich beide erwartungsvoll an also verdrehte ich die Augen und schnaubte einmal. Dann biss ich ein Stück von der Pizza ab, die James mir hinhielt während Tim glücklich applaudierte.
"Braves Mädchen", grinste James als ich das Stück runterschluckte.
"Das war doch nicht so schlimm" Das Funkeln in seinen Augen zeigte mir, dass er wusste, dass ich kein Problem damit hatte Meeresfrüchte zu probieren und in mir kribbelte es.
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Behind these walls
RomanceAls Haileys Babysitter sie im Stich ließ, musste sie zu anderen Mitteln greifen. Dass diese Mittel James Carson und einen unvergesslichen Tag beinhalten, hätte sie nicht gedacht.