Drapetomania || Yungi ✔

[Special Chapter]

3rd PoV:

Der Himmel ist blau und von weißen Wolken bedeckt, die ihn als Teil eines perfekten Tages verwandeln.

Warum?

Zwei junge Männer liegen mitten im Gras auf einem hohen Hügel , die Augen geschlossen und die warme Sonne scheint ihnen ins Gesicht. Sie sind frei und das lässt ihnen ein breites Lächeln auf das Gesicht zaubern.

"Wusstest du, dass Wolken nur ganz viele kleine Wassertropfen sind, die sich im Meer unwohl gefühlt haben und deswegen hoch in den Himmel gewandert sind? Später bekommen sie jedoch Heimweh und fallen im Sturzflug zurück auf den Boden, um von dort aus wieder zum Meer zu gelangen. Verrückt nicht wahr?", spricht der größere Junge seine Gedanken frei aus.

Er hat die Hände hinter dem Kopf verschränkt und sein linkes Bein locker angewinkelt. Während er so erzählt, lauscht der Jüngere gespannt und nickt interessiert nach jedem Satz.

Andere würden dies tun, weil sie den Eindruck erwecken möchten, sie würden aufmerksam sein, jedem Satz glauben, obwohl sie insgeheim nicht einem einzigen Wort ihre Beachtung schenken.

Der Rothaarige jedoch fühlt sich frei in dem Moment, in dem er seinem besten Freund zuhört, der so enthusiastisch über Wolken und alle möglichen anderen Naturphänomene philosophiert.

"Meinst du die Regentropfen sind glücklich mit dem ewigen hin und her gerissen sein zwischen Himmel und Erde?", fragt nun der nur minimal Kleinere, "Oder würden sie lieber an einer Stelle bleiben und nichts von der anderen Seite wissen wollen?"

"Ich weiß nicht", antwortet Yunho zögernd, "Sag du es mir."

Mingi dreht seinen Kopf zu ihm hinüber und denkt nach. Er denkt lange und gewissenhaft. Schließlich ist es eine berechtigte Frage und nicht so einfach zu beantworten.

"Ich denke sie sind glücklich und traurig", verkündet er seinen Entschluss, "Glücklich, wenn sie endlich ankommen, entweder im Himmel oder auf der Erde. Und wenn sie dann zu lange dort sind werden sie traurig, deswegen gehen sie. Es ist nicht wichtig, ob sie traurig sind, denn sie werden wieder glücklich, wenn sie weiterziehen. Sie ändern einfach das, was sie von ihrem Glück abhält, auch wenn es immer derselbe Zyklus ist. Es wird immer wieder schön für sie. Die neue Umgebung bringt sie auf andere Gedanken, bis sie sich wieder zu sehr daran gewöhnt haben."

Yunho liegt da und lächelt.
Er lächelte, weil er weiß, dass der andere wohlmöglich Recht hat und weil er weiß, dass er jetzt frei ist. Sie sind jetzt beide frei.

Doch für wie lange?
Wie lange wird dieses Gefühl der Freiheit die qualvolle Realität verdrängen können, bis die beiden wieder ihre Lasten tragen müssen.

All das spielt in genau diesem Moment keine Rolle, denn in diesem Moment liegen zwei Freunde auf einer Wiese mitten im Nirgendwo und lassen sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Sie sind frei, seit langem komplett frei.

Niemand kann sie jetzt stören. Selbst der aufkommende Regen bringt die zwei nicht von ihrem Freudentrip hinunter. Sie genießen Alles.

Hand in Hand tanzen sie durch den Regen, jeder einen Bluetoothkopfhörer im Ohr und Musik so laut, dass selbst Außenstehende sie hätte hören können. Lauthals singe sie jeden einzelnen Song mit, Haare klitschnass und in den Augen hängend. Die Kleidung klebt an ihren schlanken Körpern und es tropft kontinuierlich auf die Wiese.

Selbst als beide schon etwas frieren und ihre Haut anfängt zu quellen, hören sie nicht auf. Sie sind wie in einem Traum, der nie aufhören soll.
Warum auch?

Sie spüren alles um sie herum. Jeden einzelnen Grashalm an ihren nackten Füße kitzeln, jeden einzelnen Regentropfen, der ihre Nase hinabläuft, jeden Windzug, der durch ihr durchnässtes Haar weht und jedes Fünkchen Freude, das durch ihre Nervenbahnen zieht.

"Ich bin froh, dass du mit mir gegangen bist", flüstert Mingi, den Älteren zu sich ziehend.

"Ich wäre nie alleine dort geblieben", lächelt Yunho und schließt seine Arme um den kühlen Körper des Jüngeren.

Es ist wie ein Traum, eine Einbildung, aber es ist wahr. Keine Täuschung, keine fälschlicherweise gedachte Vision, kein vergeblicher Wunsch. Nein.

Pure Realität.