[thirty four.one]

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Yunho PoV:

Meine Gemütszustand als aufgewühlt zu beschreiben, wäre noch untertrieben. Ich bin unglaublich nervös und habe Angst, Angst um Mingi. Seine Nachricht hat mich die Nacht wachgehalten, nicht, dass ich hätte schlafen können. Trotzdem macht es es nicht besser, wenn ich, anstatt vor Langeweile sterbend, von Aufregung und Angst mit weit aufgerissenen Augen wie ein Stern auf meinem Bett liege.

„Yunho, wie geht es dir?", fragt meine Mutter besorgt, während sie mir einen kurzen Seitenblick zuwirft. Wir fahren von der Autobahn ab und biegen in eine Einbahnstraße. „Es geht schon, Ma", erwidere ich leise, „Mingi bereitet mir mehr Sorgen." Sie legt mir ihre rechte Hand aufmunternd auf den Oberschenkel und antwortet: „Ihm wird es schon gut gehen. Außerdem seht ihr euch ja gleich."

„Ja, schon...", ich bin mir nicht sicher, was genau mich so beunruhigt, aber es zerstört meinen Kopf, dass ich den Grund nicht weiß. Weiße, große, fluffig Wolken ziehen an meinem Fenster vorbei und ich wünschte, ich könnte mich einfach hineinlegen und für einen Moment alles vergessen. Alle Sorgen und Bedenken unbedacht schweifen lassen, wie eben diese Wolken an mir vorbeiziehen lassen.

Wie befreiend es doch wäre, sich einfach auf einer Wolke dahintreiben zu lassen. Leicht schwüle Luft würde einem in die Nase steigen, es würde nach Frühling reichen und nach Meer schmecken. Die Sonne würde einem ins Gesicht scheinen und ein Lächeln dorthin zaubern. Man müsste die Augen zusammenkneifen, um sich umsehen zu können. Wie magisch es doch wäre.

„Schatz, wir sind da", reißt mich die junge Frau auf dem Fahrersitz aus meinen Schwärmereien, leider. Mit einem stärkenden Einatmen steige ich aus dem Fahrzeug und blicke nochmal in den Himmel, wie schön er doch ist. Die Reisetasche, den Rucksack und eine Sporttasche nehme ich aus dem Kofferraum, bevor wir den Schotterweg zum Eisentor hinaufgehen. Das Gebäude scheint einladender als der graue Käfig, der es umgibt.

Zögernd betätige ich den schwarzen Klingelknopf und warte anschließend bis sich das Tor unter quietschen und rattern zu Seite schiebt. Einen letzten Blick werfe ich zurück auf die Straße, aber trete dann in den Innenhof. Von dort aus gelangen wir durch eine große Holztüre in den Eingangsbereich. Der Boden ist gefliest, die Wände aus Beton.

Am Empfang werden wir von einem jungen Pfleger erwartet, der uns freundlich angrinst: „Guten Tag, mein Name ist Sehun, ich denke du musst Yunho sein. Es freut mich, dass sie beide hergefunden haben. Sie, Frau Jeong, müssten kurz ein paar Formulare ausfüllen. Währenddessen zeige ich Yunho sein Zimmer und die verschiedenen Räume, wie Speisesaal, Bad, Therapiezimmer, und so weiter."

Sehun, etwa meine Größe, kommt hinter dem Glaskasten hervor und bedeutet mir ihm zu folgen. „Du wirst dir das Zimmer mit einem anderen Patienten teilen, aus Datenschutzgründen darf ich dir seinen Namen nicht verraten, aber ihr werdet euch sicher im Laufe des Tages kennenlernen. Rechts siehst du den Speisesaal", er deutet in einen semi großen Raum mit zwei langen Tische,

„Um 7.50 gibt es Frühstück, 12.00 Mittag, 13.45 Nachtisch und 18.00 Abendessen. Die Zeiten können, je nach Anwendung, die die Bewohner haben, etwas variieren. Du bekommst noch einen Speiseplan für das Mittagessen, den du bitte ausfüllst und einem der Betreuer gibst. Wenn wir jetzt links schauen, siehst du einen Gang. Dort befinden sich die Therapeuten mit ihren Zimmern. Psychotherapie, Ergotherapie, Kunsttherapie, Musiktherapie, Gruppentherapie und so weiter. Mit der Zeit wirst du dich schon zurechtzufinden."

Überfordert mit dem ganzen Gepäck und den vielen Informationen auf einmal fliegt mein Kopf von rechts nach links, zu jeder Tür und jedem Raum, der mir beschrieben wird. Tatsächlich steigt auch meine Nervosität mit jedem Meter, den wir näher zu den Zimmern geraten. Andauernd haue ich mir die Rollen der Reisetasche in die Hacken, was es nicht erträglicher macht, eher sogar die Unruhe hoch puscht.

„Also", Sehun stellt sich links von einer breiten Tür und hält sie mir auf, „Hier ist dein Zimmer. Das Bett Richtung Fenster ist deins, das andere belegt dein Zimmernachbar. Räum erst einmal alles in einen der leeren Schränke und bezieh dein Bett. Ich komme in einer halben Stunde nochmal vorbei mit deiner Mutter, bringe dir Wochenplan, Essensplan und einen Flyer mit ein paar Regeln vorbei. Bis gleich."

Dann verlässt der junge Pfleger das Zimmer. Angespannt atme ich all die Luft aus, die sich in meinem Körper angestaut hat. Das Gepäck schmeiße ich vor mein Bett und lasse mich auf die weißen Laken fallen. Da war ich also. In einer Klinik, allein, mit einem unbekannten Mitbewohner und Ausblick in den Innenhof. Grüne Gardinen und ein Lamellenrolladen sollen das Zimmer nachts abdunkeln. Da bin ich nun aber gespannt, ich hoffe das Beste.

Drapetomania || Yungi ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt