[seven.one]

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Mingi PoV:

Ekelhaft hier. Einfach nur widerlich. Jeden Tag dasselbe und bringen tut es sowieso Nichts. Ich könnte mir Besseres vorstellen, als hier zu vergammeln. Doch leider habe ich es allein mir selbst zu verdanken, dass ich mich nun in dieser Situation befinde. Wenigsten besuchen Yeosang und Jongho mich ab und an. Sonst würde ich es hier wohl kaum aushalten.

Lustlos stochere ich in diesem Fraß, Namens Mittagessen, herum. Verabscheuenswert, wie das gesamte Ambiente dieser erbärmlichen Anstalt und ihres Geländes. Wenigstens durfte ich bis vorhin mein Handy haben, um das alles etwas erträglicher zu gestalten. Die schon komplett verbogene Gabel in meiner Linken zerrupft das Stück von zähem Fleisch auf meinem Teller in winzige Einzelteile. So etwas beruhigt mein Inerres und stillt mein verlangen etwas anderes zerstören zu wollen. Ein Messer legen sie mir erst gar nicht dazu.

"Song, essen Sie sofort!", brüllt mir einer der Betreuer zornig ins Ohr. Es scheint einer der neuen zu sein, denn sonst hätte er sicher nicht so laut mit mir gesprochen. Die anderen beobachterartigen Menschen wissen, dass mich derartige Dinge ab einem gewissen Grad triggern können. Noch ist alles in Ordnung. Wie gesagt, noch.

Ich liebe es andere zu provozieren und somit vollende ich mein Werk, indem ich die sowieso auseinanderbröselnden Katoffeln quälend langsam mit dem Löffel zerdrücken. Das breite Grinsen, welches sich dabei auf meinem Gesicht ausbreiten, wäre nicht zu übersehen, wenn ich aufblicken würde. Allerdings weiß ich auch, dass mein Körper dann von selbst gegen dieses eine lästige Wesen, das meinen Tisch bewacht, vorgehen würde. Also lasse ich es lieber bleiben.

"Sie legen es auch immer darauf an", zischt der junge Mann erneut in meine Richtung, "Essen Sie jetzt, sofort!" Ist ja gut, denke ich, essen würde ich sowieso. Aber wann, wie und was soll mir überlassen bleiben. Die Art, wie dieser junge Betreuer mit mir redet geht mir unglaublich gegen den Strich. Es tut mir leid, aber ich kann leider nichts ändern.

Adrenalin schießt durch meine Adern und meine Finger beginnen zu Kribbeln. In Zeitlupe hebe ich meinen Kopf an, blicke zu dem Betreuer auf. Ab genau jetzt kann ich für nichts mehr garantieren, denn mein Gehirn ist abgeschaltet. Wie von selbst schnellt meine rechte Hand an den Hals des ätzenden jungen Mannes. Voller Wut drücke ich zu, nicht nur mit einer Hand. "Sag mir noch ein mal, was ich machen soll und du liegst tot am Boden!", presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Normalerweise würde ich jetzt ablassen, aber irgendetwas hindert mich und ich drücke weiter zu. Ein Arlam geht los und das rote Licht über mir fängt an wie wild zu blinken. Ich liebe das Rot, doch es triggert mich mehr als alles andere. Vier Arme packen mich von hinten. Es wird mir alles zu viel, nichts kann mich jetzt runterbringen. Der Betreuer, den ich angegriffen habe, liegt nun halb bewusstlos am Boden.

Dieser Anblick gibt mir Bestätigung, doch ich will sie nicht. Ich will nicht mehr, aber mein Körper ist stärker als mein Wille. Kann mich bitte einfach jemand erlösen? Mein Umwelt und sogar die Menschen, die mich versuchen festzuhalten nehme ich nicht mehr war. Es soll aufhören, einfach nur aufhören. Aus dem Augenwinkel erblicke ich einen Elektroschocker, der immer näher an meinen Körper gehalten wird.

Panik rauscht plötzlich durch meinen Körper. Mein Körper fängt an sich gegen alles zu währen. Mit voller Kraft trete ich einen schwungvollen Schritt der Wand entgegen und haue darauf hin aus letzter Verzweiflung meinem Kopf gegen den grauen Beton. Ein brennender Schmerz macht sich in meinem Kopf breit und eine warme Flüssigkeit rinnt über mein Gesicht.

Die sowieso schon tiefroten Haare nehmen einen blutigen Farbton an. "Song Mingi! Aufstehen und nicht bewegen!", verordnet einer der Sicherheitsbetreuer. Jede Bewegung fühlt sich jedoch dumpf an, fällt mir unglaublich schwer. Bemüht gerade aufzustehen und stehen zu bleiben, konzentriere ich mich auf einen Punkt an der Wand. Keine Ahnung wie ich es schaffe, aber ich stehe.

"Es tut mir Leid", flüster ich mit kräftiger Stimme, "Ich konnte mich... nicht mehr..."
Da breche ich zusammen. Der Schmerz in meinem Kopf wird zu groß. Eine ekelerregende Säure bahnt sich den Weg meiner Speiseröhre hoch. Auch, wenn ich es aufhalten könnte, würde mich diese Übelkeit komplett ans Ende bringen. Es fühlt sich an wie sterben, nur eben an einer Krankheit.

Alles fängt an schwarze Punkte zu bekommen. Ich weiß nicht, wie mit geschieht. Mir ist einfach nur unglaublich schlecht und der Schmerz im meinem Kopf unerträglich. Das Blickfeld verschwimmt. Kein einziger Laut, außer ein langer dumpfer Ton, dringt mehr zu mir durch.

Selbst schuld.

Drapetomania || Yungi ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt