Die Reise

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Die kalte Nachtluft schnitt eisig um Katharinas Gesicht, sodass sie sich veranlasst fühlte, sich näher an den warmen Körper des Professors zu lehnen. Katharina drehte ihren Kopf ein wenig und merkte, dass sie direkt über der Themse flogen. Mit einem Mal war sie hellwach und beugte sich gefährlich über den Besenstiel. Instinktiv griff Snape nach ihr. Verärgert wandte sie sich an ihn. "Können Sie eigentlich einmal aufhören sich um mich Sorgen zu machen?!" 
"Sagen Sie es mir verdammt! Wenn Sie sich aber auch immer in Gefahr bringen müssen!?"  Katharina ging nicht auf ihn ein. Sie hatte schlicht und einfach keine Kraft, um sich mit dem schlagfertigen Professor zu streiten. "Ich war noch nie in London...", sagte sie stattdessen leise und sah wieder zu dem Fluss. "Na dann, herzlich Willkommen in "noch nicht ganz" London. Wir haben noch ein Stück vor uns", fauchte Snape, immer noch ein wenig verstimmt. Als ein paar Minuten vergingen, ohne das Katharina etwas sagte, machte Snape sich sorgen und drehte sich zu ihr um. "Sie sehen blass aus.", stellte er fest. "Ja, so ist das nunmal..." , sagte Katharina, ohne, dass es gereizt oder gleichgültig klingen sollte. "Ich denke, wir sollten eine Pause einlegen.", dachte Snape laut nach. "Ja, ich denke, ich wäre dankbar für einen kurzen Moment  Erdboden unter den Füßen zu haben." Snape bemühte sich so sanft wie möglich zu landen. Auf der sicheren Erde angekommen knickte Katharina ein. Snape fing sie schon wieder instinktiv auf, was sie lachen ließ. "Herrgott, ich fühle mich wie eine Puppe, oder ein teures und wertvolles Geschirr, dass man unter gar keinen Umständen fallen lassen darf."  "Nun, wissen Sie ihrer Hautfarbe und Zartheit steht  Porzellan nichts nach."  Nun musste auch Snape schmunzeln. Katharina sah ihn belustigt an. Hört Hört, der kalte Professor kann auch anders. Snapes Miene verdunkelte sich allerdings binnen Sekunden. "Ihre Hände sind kalt. Wieso haben Sienichts davon gesagt?" "Mir schien es wohl unwichtig...", sagte Katharina matt. Snape zog eine Augenbraue hoch. "Sie sind krank, sehr krank und Sie sagen kalte Hände stören sie nicht?"  Katharina schloss die Augen, sie hasste es, wenn er über ihre Krankheit sprach, er wusste nicht einmal was sie hatte. "Fangen Sie nicht damit an!" , schrie sie fast. Plötzliche Wut über seine Unwissenheit und ihre Krankheit machte sich breit. Im Inneren wusste sie, dass er am wenigsten etwas dafür konnte.  Katharina wollte weiter schreien aber stattdessen fing Sie nur an zu zittern. Snape vergaß seine Wut über ihren Wutausbruch und nahm ihre Hände in die seine. "Wir sollten wirklich anfangen uns zu vertragen." , sagte Katharina schwach. "Ja, mag sein, aber lernen Sie ihr Temperament zu zügeln." Katharina War zutiefst verletzt. So viel zu vertragen und so weiter. "Mein Temperament?! Versuchen Sie erstmal ihren Stolz unter Kontrolle zu bringen, bevor wir von meinem Temperament reden!" , fauchte sie ihn an und entriss sich seiner warmen Hände. Genau so sollte es unter gar keinen Umständen laufen. "Mein Stolz?" ,sagte er ruhig und funkelte sie dennoch böse an. "Ja verdammt ihr unglaublichgroßer Stolz und ihre zutiefst überzeugte Haltung sich selbst gegenüber. Lassen Sie verdammt nochmal Menschen in ihr Herz!" Katharina hatte keine Angst vor ihm, nicht vor seinem "Todesblick", nicht vor seiner drohenden Haltung und vorallem nicht vor dem, was  glaubte zu sein.
"Vielleicht ist ihnen in den Sinn gekommen, dass ich Menschen nicht in mein Herz lasse, weil sie es systematisch zerstören und mich Stück für Stück ausnutzen?! Es kann ja sein, dass mein Fehler, den ich als junges naives Ding gemacht habe mir keine Privatsphäre lässt! Mag sein, dass ich großes Selbstbewusstsein habe, mag sein, dass mein Stolz zu groß für mich ist, aber glauben Sie mir, wenn sie ihr ganzes Leben ausgenutzt, gefoltert und niedergemacht wurden, müssen Sie irgendetwas aufbauen...", während Snape redete schritt er immer weiter auf Katharina zu. "Mir ist nichts geblieben außer mein Können und mein falscher Stolz, den ich versuchte über all' die Zeit aufzubauen, in der ich ausgenutzt wurde. Miss Julienna, ich spiele in diesem Theaterstück keine Hauptrolle. Ich bin eine Marionette, die von zwei mächtigen Marionettenspielern hin und hergeschubst wird. Ein Doppelspion, der sein Leben lang Reue zeigt. Ein schäbiger Tropfen in einem Meer." ,schloss Snape und war so nahe an Katharina, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. "Ohne Tropfen würde es kein Meer geben...", sagte sie tonlos. "Wir sollten aufbrechen."  Snape ging zurück zum Besen, gerade als Katharina aufsteigen wollte schüttelte er den Kopf. Für einen kurzen Moment dachte Katharina er würde sie zurück lassen. "Nein, Sie steigen vor mir auf, dann kann ich Sie besserwärmen und auf Sie aufpassen." , sagte Snape streng. Katharina war nach dem Zank zu erschöpft, um Widersprüche einzulegen. Sie setzte sich also vor Snape, der seine Arme um sie schlang und den Besenstiel griff, beugte er und sich nach vorne und zwang somit Katharina sich auch zu ducken.  Katharina spürte seine Wärme um sich und mit einem Ruck waren sie wieder in den Lüften und auf dem Weg nach London. Tatsächlich war es viel wärmer um Katharina herum. Snape war so nahe an ihr, dass sie schwören könnte sein Herz zu spüren und allein diese Tatsache, dass der Mann hinter ihr ein schlagenes Herz besaß beruhigte sie ungemein. Sie flogen jetzt wieder über der Wolkendecke, doch da Snapes Flugroute direkt über einer Autobahn lag, schien das Licht der grellen Scheinwerfer durch die milchige Wolkensuppe.  Katharina kam wieder in den Sinn, was Snape sagte, Eine Marionette, die von zwei Marionettenspielern hin und her geschubst wird. "Sir? Sagen Sie, was müssen Sie eigentlich als Doppelspion tun." , sagte Katharina schwach. Snape antwortete lange Zeit nicht. Und so flogen sie zuerst schweigend. "Sie sollten zuerst wissen, dass meine Loyalität vollkommen für Dumbledore schlägt, denn das, kann manchmal sehr verwirrend wirken. Ich diene der Schule in erster Linie als Zaubertrankprofessor. Ich bin auch ein wichtiger Berater des Schulleisters, meine Fähigkeiten gehen weit über die Kunst der Zaubertrankbrauerei hinaus, wie ich Ihnenmitgeteilt habe teile ich reges Interesse an schwarzer Magie."  Katharina schluckte.
"Wenn es zu unerklärlichen Geschehnissen in und außerhalb der Schule kommt, werde ich immer miteinbezogen, man zählt auf meine Meinung." Katharina war schwer beeindruckt, wie konnte dieser Mann nur so kompetent sein? "Kommen wir nun zu dem weniger schönen Dingen. Der dunkle Lord braucht mich als direkte Verbindung zum Schloss. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich nur deshalb noch am Leben bin. Katharina schloss die Augen, eine Träne ran über ihre Wange, doch Snape bemerkte nichts, stattdessen fuhr er fort. "Der dunkle Lord sieht mich ebenfalls als einen geeigneten Giftmischer." Katharina überkam ein fürchterlicher Schauer. Giftmischer, ließ sie sich immer wieder durch den Kopf gehen.
"Er missbraucht ihre Klugheit als fürchterliche Waffe? Ich meine er quält damit andere Menschen?" Katharinas Stimme brach ab. "Ich kenne diese Tränke, die meisten sind von mir selbst entwickelt worden. Es sindnichtnurTränke um andere Menschen zu quälen oder sie sterben zu lassen. Ich entwickle zudem auch Tränke, die dem dunklen Lord eine Hilfe sein könnten.",sagte Snape leise. "Aber,aber,Sie sind doch auf der guten Seite,warum brauen Sie tränke,die gegen ihre eigene Seite sind?!" ,fauchte Katharina verständnislos. Snape seufzte. "Ich habe ja schon gesagt,dass es verwirrend ist und beide Seiten an meiner Loyalität zweifeln,aber schauen Sie,ich brauch die Informationen,die keiner sonst beschaffen kann,weil sie keine Todesser sind. Wenn ich mich beim dunklen Lord unbeliebt mache,habe ich wohlkaum die Ehre bei dem nächsten Todessertreffen dabei zu sein, um neueInformationen zu sammeln."

Katharina fing an zu verstehen. "Also sind Sie hin und her gerissen...eigentlich haben Sie nichts, nicht einmal ein eigenes Leben. Alles wird für Sie vorbestimmt." , flüsterte Katharina leise und Tränen rannen  über ihre weißen Wangen. Snape merkte, dass sie weinte und er wusste auch, dass es ewig her war, dass er jemanden getröstet hat oder jemand ihn getröstet hat. Er biss sich auf die Unterlippe, sollte er es wagen? Langsam legte er seine eine Hand auf die Schulter von Katharina. Sie spürte, seine Hand und schmiegte sich an sie und schloss die Augen.

Es tat gut zu wissen, dass er da ist. Eine halbe Ewigkeit brach Schweigen aus, bis Snape ganz leicht seine Hand bewegte, um Katharina aufzuwecken.  "Miss Julienna?  Wir sind kurz vor London." Augenblicklich schlug Katharina die Augen auf. Ein Stück noch, dann würde sie ihren Wunsch erreichen, plötzliche Wärme rauschte durch ihren Körper. Wie würde es weitergehen?
Snape landete in einem kleinen abgeschotteten Park,dem Besen flüsterte er etwas zu, er flog in die Luft und verschwand in der Nacht. Snape drehte sich zu Katharina und bot ihr den rechten Arm an. Katharina nahm ihn,ohne nachzudenken an und das letzte,was sie sah,war ein Lächeln,dass Snapes Mund umspielte. Erdrückende Leere und ein Gefühl durch einen Muggelgartenschlauch gepresst zu werden war der Preis. Sie kamen vor einem schäbigen Pub zum Stehen und Katharina dachte,sie müsse sich übergeben,eine solche lange Strecke war sie noch nie appariert und sie hasste es mit jedem Mal mehr. "Ist alles in Ordung,Miss Julienna?"  In diesem Moment rannte Katharina zu einer nahe stehenden Mülltonne und übergab sich herzhaft darin. Snape war mit wenigen Schritten bei ihr und hielt ihr die Haare vom Gesicht fern. Katharina fühlte sich elend,ihr war klar,dass es ihr irgendwann schlecht gehen würde,aber musste Irgendwann jetzt sein? Katharian stützte sich vom Rand der Tonne ab und keuchte. Snape hielt immernoch sanft ihr Haar. Zu Katharinas Überraschung lächelte er. "Wollen wir jetzt hineingehen?" Katharina war völlig perplex. Snape bemerkte es anscheinend. "Nun ja,ich wollte die Stimmung etwas auflockern,Sie hätten es mir nur übel genommen,hätte ich mir wieder Sorgen gemacht."  "Nicht schlecht,eine sehr gute Überlegung...",hauchte Katharina und rang sich ein schwaches Lächeln ab.

Gemeinsam gingen sie in den schäbigen kleinen Pub,der sich "Der tropfene Kessel" nannte. Die abgenutzten und von den Kerzen mit Wachs verdreckten Tische waren voll mit alten Zauberern,die sich flüsternd und hinter vorgehsktenen Händen diskutierten und flüsterten. Als manche von ihnen Snape erblickten,erstarben sofort ihre Gespräche und neugierige Augenpaare waren nur auf ihn und seine Junge Begleitung gerichtet. Snape jedoch nahm weder Notiz von der schäbigen Einrichtung,noch störte ihn die gaffenden Menschen. Er ging geradewegs zur Bar,die sich auch als Rezeption herausstellte. "Tom.",sagte Snape schneident. Genau jetzt setzte er wieder die Maske auf,keine Emotionen und keine Regung seiner Haut,alle seine Sinne gespannt. Ein alter Wirt kam schwerfällig aus einer Ecke der Bar und wie Katharina fand passte er perfekt in seine Umgebung. Seine Haare waren fettig und seine Zähne hatten einen gelblichen Stich. Er lief sehr gebückt und auf seinem Rücken war deutlich ein Buckel zu erkennen. "Wir benötigen zwei Zimmer für eine Nacht.",sagte Snape in einem gebieterischen Tonfall. Tom zuckte zusammen,als er eine Liste durchstöberte. "Professor Snape,Sir,in unserem Haus ist leider nur noch ein Zimmer verfügbar." Snapes eiskalte Aufgen richteten sich auf Tom und er wäre sicher im Boden versunken,wenn er könnte.  Katharina griff ein,bevor Tom vor Scham sterben musste,denn sein Gesicht lief so tiefrot an,dass es sehr gefährlich aussah. "Das ist kein Problem,wir werden damit schon zurecht kommen.",sagte Katharina immernoch etwas kratzig. "Ach.kommen wir das?",knurrte Snape,ohne seinen Blick von den buckligen Wirt zu wechseln. "Ja,da bin ich mir sicher."  Snape nickte ab, er war jetzt zu erschöpft.als das er jetzt noch einen Streit anfangen konnte. Tom übergab den Schlüssel mit zittrigen Händen und Snape nahm vier goldene Münzen aus einem Lederbeutel,dann trug er seinen Namen in die OListe der Zimmermieter ein. Für einen kurzen Moment,als Snape schrieb, kam es Katharina so vor,als würde sich Tom über die vier Münzen ärgern und Snape zur  Rede stellen wollen ,überlegte es sich jedoch recht schnell anders,als Snape zu ihm hoch sah und aussah würde er wissen,was Tom dachte. Snape wünschte Tom zum Abschluss ein recht unterkühltes "Gute Nacht" und zog Katharina hinter sich her,zu einer steil hinauf gehenden Treppe. Katharina fühlte sich zu kraftlos und versuchte sich am Geländer hinauf zu ziehen und mit einem Mal wurde alles schwarz um sie herum...

Sprechende StummheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt