Magnus und das Schicksal mit göttlicher Fügung

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Ich will ihn. Ich will das er mich küsst, als wären dies hier die letzten Sekunden unseres Lebens. Ich will das er mich streichelt, sanft und zärtlich. Ich will das er meine Haut berührt, an jeder Stelle meines Körpers und ekstatische Wellen durch meinen bebenden Leib schickt. Ich will das er mich liebt als gäbe es kein Morgen und wir zwei die letzten verbliebenen Menschen auf diesem Planeten. Ich will das er mit mir schläft, als hätten wir nie etwas anderes getan. Ich will, dass Alexander der Mann in meinem Leben ist, welcher Glück und Leidenschaft, Liebe und Ekstase vereint. Ich will Alexander.

'Wenn du mich willst.' Vier kleine Worte und doch bedeuten sie so viel mehr. Ist es verrückt, dass wir unweit des Restaurants in liebevoller Umarmung liegen? Ist es verrückt, dass meine Lippen sich nach seinen sehnen? Ist es verrückt, dass meine Hormone einen Marathon laufen und das aufgeregte Prickeln der Vorfreude sich gerade schwallartig entlädt? Nein. Denn es ist alles gut so wie es ist und normal, dass zwei erwachsene Männer mitten auf dem Gehweg umgeben von tanzenden Schneeflocken und hastigen ruhelosen Gestalten in inniger Vertrautheit stehen. Mein Herz rast und ich lecke mir über die trockenen und bereits kalten Lippen. Alles um uns herum ist verschwommen, die Flocken tanzen unermüdlich ihren Reigen, hüllen uns ein in einen weißen kalten Mantel.

"Magnus", haucht Alexander. Sein Arm verlässt meine Schulter und schlingt sich stattdessen um meine Taille. Er drückt mich sanft aber bestimmend an seinen Körper. Deutlich zeigt er mir was er will. Eine Hand in meinem Nacken sorgt dafür, dass es kein Entrinnen aus dieser Situation gibt. Gierig, wie ausgehungert, stürze ich mich auf seine verführerischen Lippen und kann kaum glauben, dass ich wieder einmal den ersten Schritt gewagt habe. Denn ich will nichts anderes, als die süße Sünde seiner Lippen kosten. Im Einklang bewegen wir uns so als hätten wir nie etwas anderes getan. Vertraut und geborgen fühlt es sich an. Alexander zögert nicht, genießt diesen Kuss ebenso wie ich. Sein Daumen streichelt über meinen Nacken, streift die kurzgeschorenen Haare und eine Gänsehaut unbekannten Ausmaßes überfliegt meine Haut.

Ein leises Stöhnen dringt aus meiner Kehle, seine gespaltenen Lippen empfangen den Laut. Schmetterlinge breiten ihre samtweichen Flügel aus, wohlige Wärme durchströmt meinen Leib. Süß und zart gleiten unsere Lippen übereinander, sprechen eine gemeinsame Sprache. Es fühlt sich richtig und gut an, nicht verdorben und ein Grund für Zweifel.
"Magnus, kommst du noch mit zu mir?", fragt Alexander leise und die Welle seiner Worte vibriert an meinen Lippen. Zu gerne würde ich ihn weiter küssen und mich einfach diesem Moment hingeben. Doch seine Worte bringen mich zurück auf die schneebedeckte Straße und meine Antwort klingt unnatürlich laut in meinen Ohren.
"Ich dachte schon du fragst gar nicht mehr. Du schuldest mir ein Dessert." Ich liebe sein strahlendes Lächeln und die funkelnden Augen. Sie verjagen jegliche Kälte und tiefstes trostloses Grau wandelt sich in einen prächtigen lodernden Regenbogen. So auch jetzt und ich wünschte, es könnte für immer so sein.
"Dann lass uns endlich gehen," sagt er, löst seinen Griff um meine Taille und verschränkt sogleich unsere Finger miteinander. Warme Haut umgibt mich und ich fühle mich unendlich wohl an seiner Seite.

Eine Weile gehen wir schweigend nebeneinander her und ich folge ihm blind. Ich bin froh, dass Alexander nicht wissen möchte wie ich lebe. Mein Zimmer gleicht mehr einer Abstellkammer und das Viertel ist nicht unbedingt eines, in dem man seine Kinder an schönen Sommertagen auf der Straße spielen lassen kann. Leichte Zweifel regen sich ob Alexander über all die Schattenseiten, meine Herkunft, die Armut meiner Familie, hinwegsehen kann.
"Ich bin froh, dass du nicht die Flucht ergriffen hast", durchbricht er die Stille und meine Gedanken, welche viel zu laut durch meinen Kopf rasten.
"Warum?", frage ich verwundert.
"Wegen Sebastian. Ich hätte viel früher etwas sagen sollen."
"Mach dir keine Gedanken. Du konntest doch nichts für sein Verhalten", entgegne ich und bin froh, dass er derjenige von uns beiden ist, der das Thema zur Sprache bringt.

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