Magnus und die Peinlichkeit des Seins Part 2

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"Duschen und dann Frühstück?", fragt Alexander und ich kann nichts weiter als zu nicken. Mein Gesicht ziert ein breites Grinsen und mit verklärtem Blick schaue ich in seine Augen. All die Schattenseiten meiner Seele, all die Zweifel und meine Unsicherheit sind losgelöst. Ich habe die Kette um mein Gefängnis gesprengt, fühle mich frei und unendlich glücklich. Alexander küsst sanft meine Lippen und ich lasse ihn nur widerwillig gehen. Doch eine Dusche ist genau das was ich jetzt brauche um meine schmerzenden Knochen und den müden Geist zu beleben.
"Du kannst oben duschen wenn du magst und ich leg dir ein paar frische Sachen von mir raus. Die Hose wird zu lang sein und ich denke auch der Pulli. Du kannst selbst entscheiden was du von den Sachen tragen möchtest. Ich springe schnell unter die Dusche. Und dann zaubere ich dir ein leckeres Frühstück während du in Ruhe duschen kannst", sagt er und verschwindet im angrenzenden Badezimmer, nachdem er mir einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze gehaucht hat. Mit gekräuselter Nase und noch immer lächelnd schaue ich ihm hinterher und seufze. Wie kann ein einzelner Mann nur so perfekt sein? Alexander ist wunderschön und ich liebe es das Spiel seiner Muskeln zu verfolgen. Ich bleibe noch eine Weile liegen, genieße die angenehme Wärme welche durch meinen Körper fließt und lausche dem stetigen Rauschen der Dusche. Es lullt mich ein, macht schläfrig und kurz darauf gleite ich sanft in einen kurzen aber intensiven Traum.

Ich sehe Alexanders Schwester und mich im Central Park. Es schneit und unzählige Lichterketten hängen in den knorrigen Ästen der Bäume um uns herum. Laute Stimmen schallen herüber. Ich sehe Menschen unterschiedlichen Alters, Kinder auf Schlittschuhen dick eingepackt in wärmende Stoffe und stolze Eltern welche teils am Rand der Eisfläche und teils auf Kufen stehen. Alexander kommt auf mich zu, in seinen nachtschwarzen Haaren glänzen Sterne gefrorenen Wassers und von dem Bündel Leben, sicher eingepackt unter seiner dicken Jacke, sieht man nur ein Paar pinkfarbene Flauscheohren. Charlotte dreht Piruetten auf der Eisfläche direkt unterhalb des gigantischen Weihnachtsbaumes welcher wunderschön in harmonischen Tönen aus roten und goldenen Kugeln erstrahlt. Ein großer leuchtender Stern prangt auf der Spitze und das dunkle Grün der Tanne verströmt einen harzig frischen Duft.

Weihnachtliche Klänge schweben durch die Luft, weben uns ein mit ihrer lieblichen Melodie. Der fruchtig-süße Geschmack nach gebratenen Äpfeln liegt auf meiner Zunge und auch das herrliche Aroma von Zimt und Sternanis. Alexander legt einen Arm um meine Hüfte und ich kuschele mich selig an seine Seite.
"Magnus", flüstert mein Mann und ich brumme müde. Alexanders Duft und die berauschende Wirkung des Apfelpunsches im Winterwunderland machen mich schläfrig.
"Aufwachen Dornröschen", höre ich ihn sagen. Ich nehme meinen Blick von der fröhlichen Menschenmasse, Alexander blickt stur geradeaus.
"Magnus", sagt er sanft, auch wenn seine Lippen sich nicht bewegen. Ich spüre zärtliches Streicheln an meiner Wange. Doch mein Mann beobachtet noch immer sein Patenkind und unseren Sohn dabei, wie sie sich an den Händen fassend über das Eis flitzen. Der aufgewirbelte Schnee fliegt um die Kufen, legt die Luft um uns herum in einen weißen Schleier. Ihre Gesichter verschwommen, für mich nicht zu erkennen. Zwei Kinder im Teenageralter und ein Baby in den Armen meines Mannes.

Zärtlich küsst er meine Lippen, ich spüre das Prickeln und schmecke ein minziges Aroma und Alexander.
"Magnus", haucht er dicht an meine Lippen. Wieder diese aufregende Vibration. Sie schickt eine Welle Glück durch meinen Leib und benebelt öffne ich meine Augen. Nur leicht, ein winzig kleines Stück und höre Alexander kichern.
"Du bist so süß. Unglaublich. Was hast du geträumt?", fragt er und erschrocken richte ich mich auf. Mein Kopf begrüßt Alexander mit einem harten Aufprall und fluchend halte ich mir die schmerzende Stirn. Das rosakitschige regenbogenkotzende Einhorn ist noch da. Leicht rau fühlt es sich an, ich verfluche die Laterne und das Pflaster welches leuchtend auf meiner Haut klebt. Es juckt und schmerzt. Mein Kopf schreit mich gerade an was ich nun schon wieder getan habe und hätte er eine Stimme, würde dieser in den derbsten Wörtern die meine Muttersprache hergibt, seine Frustration über meine Tollpatschigkeit herausbrüllen.

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