Alexander und das Ende des Regenbogens Part 1

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Mein Vater erzählte mir einst eine Geschichte von einem jungen Mann, der sein Herz an eine schwarzhaarige Schönheit verlor. Viele Wochen gingen ins Land, bis der Jüngling sich traute und seine heimliche Liebe ansprach. Und nocheinmal soviel Zeit, bis sie seinen Liebesbekundungen Gehör schenkte und mit einem strahlenden Lächeln auf ihren kirschroten Lippen einwilligte, ihn ins Lichtspieltheater zu begleiten. James Dean verführte die Herzen der Damen mit seinem durchdringenden Blick und den sinnlichen Lippen. Versunken in einem Jahrzehnt des Findens und der Suche nach dem Sein, dem Drang in einer neuen Welt nach Krieg und Zerstörung, Jahren des Leidens und Hasses seinen Weg zu finden. Die Menschen in diesem Saal lauschten den Worten eines schon lange verstorbenen Mannes und mein Vater betrachtete die Gesichtszüge seiner Angebeteten im flackernden Licht des Schwarz-weiß Filmes. Sanfte Schatten und die Wellen ihrer Haare umrahmten das engelsgleiche Gesicht. Für ihn blieb die Zeit stehen und es war klar, dort saß die Mutter seiner Kinder und Liebe des Lebens.

Genau so wie mein Vater es beschrieb, empfinde ich gerade das gleiche. Auch meine Welt blieb stehen in dem Moment, als meine zittrigen Finger den Deckel der kleinen schwarzen Schachtel öffneten. Quälend lange Sekunden verstreichen zu Minuten, wandelnd sich in Stunden und ehe man sich versieht, vergehen Tage und ein ganzes Jahr. Magnus starrt mit großen Augen und offenem Mund auf die Schachtel in meinen Händen. Ich konzentriere mich auf meine Atmung, versuche nicht die Kontrolle zu verlieren. Die Warterei zerreißt mich innerlich. Das leicht kratzige Geräusch der Nadel des Plattenspielers welche noch immer ihre Runden auf dem alten Vinyl dreht, ist viel lauter als in meiner Erinnerung. Die Stimme des Sängers dagegen klingt seltsam hohl, so als würde er nicht in diese Zeit gehören. Der intensive Geruch der Tanne ist genau so präsent wie das Zittern meiner Hände und das Trommelfeuer in meiner Brust.

Charlotte schmiegt sich eng an Magnus Körper. Schluchzend hat sie sich in seine Arme geworfen, wie eine vertraute Seele umklammert sie meinen Freund, während Magnus beschützend die Arme um ihren kleinen Körper gelegt hat. Immer wieder höre ich Clary murmeln, unterbrochen von einem lauten Schnäuzen und Izzys freudiges Quietschen verwirrt mich. Magnus sagt noch immer kein Wort und Unsicherheit über die Wahl meiner Geschenke sammelt sich in meiner Brust. Drückende Schwere, Fragen ob es richtig und nicht doch zu früh war. Für mich fühlte es sich richtig an. Ich konnte dem Drang nicht widerstehen und sah den silbernen Reif bereits an seinem Finger.

Magnus jedoch bewegt sich keinen Millimeter. In einer Art Schockstarre sitzt er vor mir auf dem Boden und betrachtet die beiden Ringe in meinen Händen.
"Ein Regenbogen", sagt Charlie plötzlich laut. Eine Träne löst sich aus Magnus Augen und gerade als ich meine Hand auf seine Wange und die feuchte salzige Träne auffangen möchte, höre ich seine liebliche Stimme.
"Ein wunderschöner Regenbogen", flüstert er, drückt meine Patentochter noch enger an seinen nun bebenden Leib.
"Onkel Alec hat dich sehr lieb", antwortet Charlie ernst, sieht Magnus in die Augen und haucht einen zarten Engelskuss auf seine Wange.
"Und ich habe Onkel Alec sehr lieb." Seine Worte lassen mich erleichtert aufatmen. Hatte ich doch glatt vergessen, diese lebensnotwendige Funktion auszuführen. Nervös und mit den Nerven nahe an einem Zusammenbruch suche ich Unterstützung bei meinen Liebsten und stocke als ich Izzys verträumten Blick erhasche.

Ihr Lächeln strahlt förmlich mit den Lichtern des Weihnachtsbaumes um die Wette und in ihrem Blick liegt soviel Liebe und Zuneigung, wie ich es selten gesehen habe. Sie drückt einen Gegenstand fest gegen ihre Brust, Raphael streicht sanft über ihre kleinen Hände und als sie das eckige Etwas auf ihren Beinen platziert, halte ich überrascht die Luft an. Ich sehe mich und Izzy auf der Eisfläche des Winterwunderlandes. Im Hintergrund die festlich geschmückte gigantische Tanne und dem funkelnden Stern auf seiner Spitze. Dieser Moment ist so präsent, nicht nur auf dem Papier welches geschützt hinter Glas für die Ewigkeit festgehalten wurde. Auch in meinem Kopf trohnt die Erinnerung an diesen Tag. Es war das zweite Mal das ich Magnus sah. Und das erste Mal nach einer sehr langen Zeit, dass ich wieder auf Schlittschuhen stand. An das Lachen und meine krallenden haltsuchenden Fingern erinnere ich mich auch. Ein Nachmittag voll entspannter Lieblingsmenschen um mich herum. Klirrende Kälte und eine Tasse dampfender köstlich aromatischer Apfelpunsch.

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