Alexander und das Ende des Regenbogens Part 2

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"Aber was ist es dann?", fragt Jonathan verwirrt und ich grinse, beiße mir auf die Unterlippe und genieße die Spannung, die fragenden Blicke auf mir und das wohlige Kribbeln in der Magengegend.
"Ganz egal. Hauptsache du steckst ihn mir an den Finger", antwortet Magnus.
"Welcher ist für mich?", fragt er aufgeregt und Charlies zierliche Hand greift nach der Schachtel, begutachtet die glänzenden Schmuckstücke auf schwarzen Samt und greift zielstrebig nach dem verborgenen Regenbogen.
"Hier. Siehst du, ein Regenbogen im Inneren und da steht Onkel Alecs Name. Weißt du eigentlich, dass er gar nicht Alec heißt?", sagt sie und betrachtet Magnus abwartend. Dieser nickt und kann seinen Blick kaum von dem Ring nehmen.
"Ja das weiß ich. Ich nenne ihn Alexander. Und du Onkel Alec. So hat jeder von uns einen eigenen Teil von ihm", entgegnet Magnus mit tränenerstickter Stimme.

"Das finde ich schön. Besser als Bunny oder Zuckerschnute." Charlie verzieht angeekelt das Gesicht und alle Anwesenden kichern über ihre Worte. Wo sie das wohl gehört hat? Niemand von uns redet so mit seinen Partnern.
"Woher hast du das?", frage ich und beobachte meine aufgeweckte Patentochter wie sie sich elegant aus Magnus Schoß erhebt, vor den Weihnachtsbaum stellt und beginnt eine Geschichte zu erzählen. Ihre Fantasie ist einzigartig. Bereits früh langweilten sie die gängigen alterstypischen Geschichten über Prinzessinnen und Ponys, einen Königssohn der gegen den Drachen kämpft welcher die Prinzessin in einem Turm versteckt hielt. Und auch Geschichten mit Tieren und Märchen aus allen Welt waren nicht interessant. Einmal gelesen und schon gespeichert. Selten liest sie Bücher zweimal, in ihrem Zimmer steht ein gigantisches Bücherregal und wenn ich mir den Stapel Bücher anschaue welche vor uns liegt, wurde reichlich für Nachschub gesorgt. Und auch Jace Eltern unterstützen die Leidenschaft ihrer Enkelin für Fantasyromane von Teenagern als strahlende Helden. Ob der Junge gegen Wasserdämonen, Zyklopen oder böse mächtige Zauberer kämpft ist dabei egal. Hauptsache der Held ist vorzugsweise männlich und am Ende wird alles gut.

"Mein Literaturlehrer zwang uns ein Buch zu lesen, was eigentlich nicht schlecht war. Viel Potential, aber nicht voll ausgeschöpft. Einige Handlungen waren unlogisch. Und der Freund der Schwester vom Helden, hat andauernd Bunny zu ihr gesagt. Sie hatte Hasenzähne und ich fand das so beleidigend. Das machte mich wirklich wütend. Einmal hat er sie Zuckerschnute genannt und ich hätte fast gekotzt beim Lesen. Zuckerschnute. Geht es noch klischeehafter? Warum nennt er sie nicht einfach Annabelle? Das ist immerhin ihr Name. Keine Ahnung was sich der Autor dabei gedacht hat. Ich glaube, ich werde ihm einen Brief schreiben und fragen."
Das ist so typisch mein Patenkind. Jede Zeile die sie liest wird analysiert, unbekannte Worte müssen erklärt und besprochen werden. So oft es ging übernachtete Charlie in den letzten Jahren bei mir. Wie aßen Pizza, schauten einen Film und vor dem einschlafen gehörte eine gute Geschichte einfach dazu. Genauso wie das kleine Nachtlicht mit dem Sternenhimmel.

"Wow. Kenne ich das Buch? Ich glaube nicht", sagt Magnus. Charlie dreht eine Piruette, der seidige Stoff glänzt im sanften Licht der Weihnachtsbeleuchtung und ihr Lachen klingt so warm und unschuldig.
"Clary und ich haben viele Bücher vorgelesen", sage ich.
"Oh ja. Sehr viele", bestätigt sie augenverdrehend und seufzt. Clary machte sich viele Gedanken, dass die Bücher welche Charlie begeisterten, nicht altersgerecht und vielleicht traumatisierend wirkten. Ich tat das immer schweigend ab, kaufte neue Fantasyromane und Charlie hing an meinen Lippen, saugte jeden Buchstaben auf wie ein Schwamm.
"Charlie ist sehr weit für ihr Alter. Die Kindergeschichten langweilen sie. Wir achten darauf, dass die Texte nicht zu blutrünstig sind. Aber Spannung muss schon sein. Sie liebt es und ich lese ihr noch immer gerne vor dem zu Bett gehen vor."
"Das ist wirklich toll. Du wirst sicher mal ein guter Dad", sagt Magnus leise. Ich antworte nicht, denn es fällt mir gerade schwer ihm zu beichten, dass ich uns bereits mit einer Horde Kinder durch die Straßen der Stadt laufen sehe und Magnus welcher glücklich und freudestrahlend einen quietschpinken Kinderwagen schiebt. Bei unserem Date sagte Magnus, dass er keine Kinder möchte. Ich jedoch, fand die Vorstellung von eigenen Kindern immer großartig. Eine Leihmutter, meine Gene und den Mann meiner Träume bei diesem Abenteuer an meiner Seite.

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