Kapitel 3

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Ich erwache. Mein Bein schmerzt. Ich liege auf etwas weichem. Meine Finger tasten meinen Untergrund ab. Weich. Wie ein Katzenfell.
Langsam öffne ich meine Augen und versuche mich aufzurichten.
Ich lasse es aber lieber doch sein, nachdem sich mein linkes Bein durch einen stechenden Schmerz gemacht bemerkbar gemacht hat.
Ich höre Schritte und blicke in die Richtung, aus der das Geräusch kommt.
Dort schreitet eine uralte Frau entlang mit einem Tonkrug in der Hand.
Ihre weißen Haare fallen ihr den Rücken hinab. Wie ein weiß-silbriger Wasserfall.
Ich stöhne. Ich muss mir echt den Kopf angestoßen haben, wenn ich so etwas komisches denke.
Ein weiß-silbriger Wasserfall. Sowas wäre mir früher nie in den Sinn gekommen.
Die Weißhaarige erhebt ihre Stimme und scheint mich etwas in einer anderen Sprache zu fragen.
"Können Sie Englisch?" , frage ich, obwohl ich schon ahne, dass dies nicht der Fall sein wird. Wenn ich mir sie so vom Kleidungsstil anschaue, vermute ich eher, dass sie irgendeinem Afrikanischen Stamm von Einheimischen angehört.
Die Frau legt den Kopf schief. Dann hebt sie den Krug hoch und macht eine Trinkbewegung.
Sie reicht ihn mir und ein übler Geruch steigt mir in die Nase.
Ich sehe sie an. Sollte ich das wirklich trinken?

Sie scheint meine Gedanken zu erraten und nickt lächelnd.
"Hoffentlich schmeckt das Zeug nicht so, wie es riecht." , murmle ich leise und setze den Krug an meine Lippen an.
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es schmecke ganz ok. Ich muss würgen. Der Schleim darin hat nicht nur eine unglaublich eklige Konsistenz, er schmeckt auch nicht wirklich beneidenswert.
Die alte Frau lacht leise. Es ist ein freundliches, helles Lachen. Kein Gemeines oder Schadenfrohes.

Die Frau bedeutet mir wieder zu trinken. Ich überwinde mich und lasse den restlichen Schleim meine Kehle hinunter laufen.
Bäh. Das war eklig.
Mir wird der Krug wieder abgenommen. Die Frau verlässt das Zelt.
Nun bin ich allein. Doch das kommt mir eigentlich sogar ganz gelegen.

Jetzt kann ich endlich darüber nachdenken, wo ich eigentlich bin und wie ich hierher gekommen bin.

Erneut höre ich Schritte. Na toll. Da hatte ich ja viel Zeit zum Nachdenken.
 Die alte Frau hat jetzt einen älteren Mann im Schlepptau. Nicht so alt, wie sie selber, aber trotzdem alt.
Die Frau zeigt auf den Mann.
"Naledi" , sagt sie.
Ist das sein Name? Oder wieder irgendetwas, was ich nicht verstehe.
Die Frau zeigt auf sich.
"Tarji"
Dann zeigt sie auf mich. Sie schweigt.
Soll ich jetzt meinen Namen sagen?
"Ava" , sage ich nach kurzem zögern.
"Ava" , wiederholt Tarji. Naledi ergreift das Wort.
Er erzählt irgendwas und als ihm auffällt, dass ich ihn nur verständnislos ansehe, schweigt er. Er wendet sich an Tarji.
nach einem kurzen Wortwechsel, ich habe kein Wort verstanden, verlässt Tarji den Ort und kommt nach einer Zeit mit einem uralten Mann wieder, ungefähr in ihrem Alter. Er wirkt schwach und gebrechlich. Seine Haut ist von Falten durchzogen und sein graues Haar umrandet sein freundliches Gesicht.
"Hallo" , sagt er. Ich bin überrascht, dass er meine Sprache spricht. Sein Akzent ist stark, aber ich kann ihn verstehen.
"Hallo" , begrüße ich ihn.
Eine Menge Fragen liegen mir auf der Zunge.
"Wo bin ich hier? Wer sind Sie? Wie bin ich hier her gekommen?"
Der Mann hebt beschwichtigend den Arm.
"Langsam." , beginnt er, "Tamirat mein Name. Du?"
"Ava Green. Wo bin ich hier?"
"Lager. Wir Löwen-Stamm. Sade dich fand. Du verletzt bei Fluss. Viele Krokodile."
Ich nicke.
"Mein Flugzeug ist abgestürzt."
"Flugzeug?" , fragt Naledi.
"Ein Flugzeug ist ein großes Ding aus Metall, das fliegt. Wir nutzen es, um an andere Orte zu kommen, die weit von uns entfernt sind."
Ich versuche laut und deutlich zu sprechen, damit Tamirat mich verstehen kann.
Tamirat wechselt kurz ein paar Worte mit Naledi.
"Wo du sein musst?" , fragt er schließlich.
"Ich muss an einen Ort in Südafrika. Meine Tante Gertrud arbeitet bei einem Reservat für Löwen, Geparden, Hyänen und Elefanten. "
Tamirat nickt. "Wo?"
"Sie wohnt in Britstown." Ich glaube zwar nicht, dass ihm der Name etwas sagen wird, aber er hatte ja gefragt.
Tamirat nickt nachdenklich.
Wieder wechselt er ein paar Worte mit Naledi.
"Du hier für eine Zeit. Wir passen auf. Du mit Aleeke spielen. Er Kind klein.", wendet er sich schließlich wieder an mich.
Ich soll also jetzt Babysitten. Gut, kann ich machen.
"Wo ist Aleeke?" , will ich wissen. Vorsichtig setze ich mich auf. Mein Bein schmerzt zwar noch, aber es ist längst nicht mehr so schlimm, wie es mal war. Dieses Schleim-Zeug schein gut geholfen zu haben. Wahrscheinlich war es irgendein pflanzliches Schmerzmittel, oder etwas in der Art. Ich erhebe mich und humple Tamirat hinterher, der sich zum gehen gewandt hat.
"Er weiß viel. Du lernen."


Hier bin ich wieder mit nem Kapitel! 
Viel zu früh, I know, aber egal. Ich hab ja ein paar auf Vorrat. 
Ich wünsche euch noch einen wunderbaren Tag! 

The new LionessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt