Kapitel 4

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Ein etwa Zehn-jähriger Junge empfängt mich. Sofort fängt er an, irgendwas zu plappern, was ich natürlich nicht verstehe. Tamirat redet kurz mit ihm, bevor er verschwindet. "Aleeke." sagt er und hält mir seine Hand hin. "Ava" , meine ich, während ich seine Hand schüttle.
Diese Geste gibt es wohl auch in Afrika.
Aleeke lächelt mich an. Er deutet mir, ihm zu folgen.
Er führt mich zu einer Wasserstelle, einem See.
Nur um sicher zu gehen lasse ich meinen Blick über das blaue Wasser schweifen, auf der Suche nach einem Krokodil.
Erleichtert atme ich aus, als ich keinen Ast oder Baumstamm im Wasser treiben sehe. Ich schaue zu Aleeke.
Er hat sich auf den Boden gekauert, wo er sich hinter einem Busch versteckt. Ich hocke mich neben ihn.
Schon wieder grinst er breit.
Dann deutet er auf den See. Ich folge seinem Finger und kann kaum glauben, was ich da sehe.

Eine Löwin steht mit ihren Jungen am Wasser und trinkt gierig aus dem Gewässer.
Ich bin überrascht, dass sie uns nicht wittert. Löwen haben ja für gewöhnlich eine gute Nase. Oder nimmt sie uns womöglich gar nicht als Gefahr war?

Plötzlich hebt sie den Kopf und starrt zu uns hinüber. Ich fühle mich ertappt. Wobei, kann ich nicht genau definieren. Es ist, als würde sie tief in meine Seele hinein blicken. Als würde sie mich kennen.
"Leeuwyfie" , murmelt Akeele.
"Leeuwyfie?" Ich sehe ihn fragend an.
Akeele zeigt auf die Löwin. "Leeuwyfie" Dann zeigt er auf eines der Jungen. "Leeu-welpie"
Ich überlege. Es ist unwahrscheinlich, dass er die Löwin und das Löwenjunge mit Namen kennt.
Will er mir vielleicht Afrikanisch beibringen? In dem Fall müsste Leeuwyfie Löwin heißen und Leeu-welpie Löwenbaby. Oder? Welpie klingt ja auch so ähnlich, wie Welpe.
"Leeu-welpie" , wiederhole ich das, was Akeele gesagt hat.

Er nickt. Akeele zeigt auf einen Baum. "Boom" , meint er.
Boom? So verschieden sind unsere Sprachen also nicht. Boom und Baum unterscheiden sich ja nur ein ganz klein wenig.
Der kleine Junge versucht mir noch weiter, Begriffe beizubringen. Und am Ende des Tages habe ich schon ganz schön viel dazu gelernt.

Als es langsam dunkel wird und die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, führt mich Akeele zurück zum Lager. Jemand muss ein Feuer angezündet haben, denn es knistert und flackert im Geäst.
Nun bekomme ich auch noch weitere Stammesmitglieder zu Gesicht. Mehrere Mädchen und Jungen, darunter auch welche in meinem Alter. Einige begrüßen mich freundlich, Andere werfen mir misstrauische Blicke zu. Und wieder Andere ignorieren mich einfach.
Auf einmal sehe ich einen Löwen auf Akeele zulaufen. Er pirscht sich von hinten an ihn heran.
Panisch versuche ich, ihn darauf aufmerksam zu machen. "Leeuwyfie! Leeuwyfie!" , schreie ich ängstlich.
Mir ist zwar klar, dass das dort keine Löwin ist, was ich unschwer an der Mähne erkennen kann, aber der Begriff für einen männlichen Löwen ist mir noch nicht bekannt. Akeele dreht sich um und bricht plötzlich in schallendes Gelächter aus. Der Löwe, er ist seltsam klein, schmiegt sich eng an Akeeles Beine und dieser beginn ihn hinter den Ohren zu kraulen.
"Chuk" , sagt er lächelnd, während er auf den kleinen Löwen deutet. Immer noch etwas überrumpelt setzte ich mich erstmal auf den Boden.
Wenn dieser Löwe Akeele angegriffen hätte - Er hätte ihn trotz seiner Größe töten können.

Akeele kommt mit dem Löwen auf mich zu. Der Löwe, Chuk, neigt seinen Kopf respektvoll vor mir. Er kommt auf mich zu, legt sich auf den Boden, schließt seine Augen und entblößt seinen Hals.
Irgendwie erinnert mich das gerade voll an eine Katze, die gestreichelt werden will.
Vorsichtig beginne ich also damit, dem süßen Löwen vor mir den Hals zu kraulen. Ein tiefes Schnurren dringt aus seiner Kehle, sodass ich leise kichern muss.
Das ist schon niedlich.

Als ich mich abends müde auf einem der Tierfelle zusammenrolle, denke ich über das Geschehene nach. Es ist schon seltsam. Ich meine, ich gerate bei einem Flugzeugabsturz in einen See mit Krokodilen, überlebe das Ganze nahezu unverletzt, werde dann auch noch von einem afrikanischen Stamm gefunden. Zuhause würde mir das keiner glauben.
Mein Bruder würde sich schlapp lachen, wenn ich ihm das erzählen würde und mich fragen, wann ich das den geträumt hätte. Vielleicht würde er mich auch zum Kopfdoktor schicken, den er eigentlich viel nötiger hatte.
Und die meisten Anderen würden mir wahrscheinlich nicht mal zuhören.
Ich gähne. Was wohl morgen geschehen würde? Hoffentlich nicht so etwas verrücktes, wie an diesem Tag. Davon habe ich nämlich momentan echt genug.

Es klingelt. Ich gehe zur Tür und öffne diese. Vor der Tür stehen zwei Polizisten. Eine junge Frau und ein Mann mit schon etwas graueren Haaren.
"Guten Abend." , begrüßt mich die Frau. "Sind sie Ava Green? Die Tochter von Meggan Green?"
Ich nicke. Ich hoffe, dass nichts schlimmes passiert ist.
"Wo ist ihr Bruder, Micky Green?"
"Was ist denn passiert?" ich stelle eine Gegenfrage.
"Es wäre uns lieber, wenn Sie ihren Bruder erst holen würden.", sagt der Mann.
"Moment." , meine ich und gehe zum Flur. "Micky? Kommst du bitte mal?"
Er lässt nicht lange auf sich warten. Nach wenigen Sekunden kommt er schon aus seinem Zimmer, um zu sehen, was los ist. Ich führe ihn zur Tür.
"Was ist passiert?" , er ist besorgt, das höre ich seiner Stimme an.
"Wir sind nicht froh darüber, dass wir Ihnen diese schlimme Nachricht überbringen müssen."
Ich mustere die beiden Polizisten aufmerksam, bevor der Mann wieder beginnt zu sprechen.
"Ihre Mutter starb heute bei einem Unfall."

Ich höre Mickys Schrei, sehe, wie er auf den Boden sinkt, auf die Knie geht. Ich bin nicht fähig dazu, irgendwie zu reagieren. Ich stehe regungslos da. Geschockt.
Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Sie ist tot. Meine Mutter ist tot.
Nach außen hin muss es so aussehen, als würde ich mich nicht an ihrem Tod interessieren. So gleichgültig und still und starr, wie ich da stehe, kann man das leicht annehmen.
"Ihr wisst vielleicht, dass an dem Gebäude, indem sie gearbeitet hat gerade Bauarbeiten waren. Nun, Das Gerüst stand nicht richtig fest und als einer der Bauarbeiter das Gerüst betrat, stürzte es ein und erschlug dabei Ihre Mutter. Sie werden natürlich Schmerzensgeld bekommen, aber vorerst müssen wir Sie in ein Heim bringen. Dann werden wir sehen, ob sich irgendein Familienmitglied meldet, um Sie aufzunehmen."

Schmerzensgeld? Pah! Ich würde alles Geld der Welt ausgeben, um meine Mutter zurück zu holen.
Alles Geld der Welt.

Hallo!
Jetzt kommt ein neues Kapitel von dieser Geschichte!
Ich muss noch mal sagen, dass ich dem Google-Übersetzer sehr dankbar bin.
Leider habe ich die falsche Sprache genommen, aber das ist in diesem Fall ja egal.





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