Kapitel 15

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Kapitel 15

In den dunklen Schatten der hohen Bäume schlichen die beiden Todesritter auf das Lager der Feinde zu. Die Häuser waren nur noch wenige Meter entfernt, ebenso die ersten Wachposten.


Geduckt und darauf achtend auf keinen Zweig zutreten, kamen Melkor und Cain ihrem Ziel immer näher.


Bei Nacht waren die Wachen aufmerksamer und gingen häufiger um das Lager herum, und genau einen solchen Kontrollgang nutzen sie aus, um sich an ihnen vorbei zu stehlen.

Cain ging ein paar Schritte vor, ehe sie sich hinter einem Karren mit Munition und Vorräten versteckt hielten.


„Warte.", Hauchte der Mensch und hob die Hand.
Langsam schritt er weiter und spähte um die Ecke des Holzgefährts. Dann wank er Melkor zu sich, der zügig zu ihm aufschloss.


„Siehst du die Festung da? Normalerweise werden dort Gefangene hingebracht, zumindest haben wir das damals so gemacht.", flüsterte Cain und deutete auf das große Gebäude am Rande des Bergkamms, es war vor den dunklen Schatten nur schemenhaft zuerkennen.


„Und wenn sie es heutzutage anders machen?", hakte der Blutelf nach und schien sich nicht so sicher zu sein.
Beide sahen einander unschlüssig an.


„Tja wir wissen es erst, wenn wir es ausprobieren. Sehr viel Zeit zum Überlegen haben wir nicht, oder hast du eine bessere Idee?", argumentierte er weiter.
Sein Gegenüber zuckte mit den Schultern.


„Na gut, dann probieren wir es. Schnell rein und raus, wir wollen nicht den gesamten Kreuzzug auf uns aufmerksam machen...", antwortete Melkor.

„Richtig. Wir schleichen weiter bis zu dem Obstgarten dort drüben. Dann müssen wir kurz das Risiko eingehen und über das Stück Wiese laufen, dann rein und ab in den Keller."


Melkors Blick folgte der Beschreibung, dann sah er Cain ernst an.
„Und wie fliehen wir? Wie sollen wir, mit den beiden im Schlepptau, hier wieder heil rauskommen?"


Der Mensch blieb stumm, darauf hatte er jetzt auch keine Antwort. Leise ließ er sich auf seine Knie sinken und überlegte.
Ihr Versteck war erstmal sicher und so konnten sie noch einen Augenblick überlegen.

Plötzliche lachte er leise und lehnte den Kopf an den Karren.
„Das hätten wir uns besser vorher überlegen sollen. Enola und Leoric werden uns dafür steinigen."

Der Mensch musste an sich halten, nicht laut loszuprusten.
Melkor konnte sich ein Grinsen auch nicht verkneifen und nickte zustimmend.

„Ich hab's!", wisperte Cain, „es ist nicht einfach und unsere Chancen stehen nicht optimal, aber wir werden uns einfach die zwei Greifen dort nehmen und auf ihnen fliehen."

„Bist du dir sicher, dass diese Greifen zulassen, dass wir auf ihnen fliegen?", fragte Melkor skeptisch, dem das alles andere als plausibel vorkam.


„Ach hör auf das so zu zerdenken. Das wird schon. Also wollen wir los oder nicht?", Cain grinste ihn provokant an.


„Wann immer du bereit bist." Der Blutelf erwiderte seinen siegessicheren Blick.

Auf ein Zeichen hin rannten sie weiter zum nächsten Schatten.
Hielten kurz inne und weiter zu den Obstbäumen. In dieser Nacht war Neumond, also die dunkelste Nacht im Monat, es schien der perfekte Zeitpunkt für eine Befreiungsaktion zu sein.

Die zwei Todesritter atmeten nochmal tief durch und fokussierten sich auf ihr Ziel.
Der Eingang der Festung war nur von zwei Männern bewacht, die Straße war frei und auch der Weg über das kurze Stück Wiese wurde von keiner Menschenseele beobachtet.


„Jetzt oder nie", hauchte Melkor und rannte sogleich los, der Mensch direkt hinter ihm.


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Frostgarm hungertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt